Pfarrei und Freikirche planen gemeinsame Zukunft rund um St.Elisabeth in Mülheim
Evangelische Credo Gemeinde Saarn zieht in die katholische Kirche St. Elisabeth ein.
Gemeinsame ökumenische Gottesdienste und Veranstaltungen fördern die Nachbarschaft.
Umfassende Sanierung der Kirche und erweiterte Nutzung für Kinder- und Jugendarbeit geplant.
Wo, wenn nicht am Mülheimer Nachbarsweg sollte eine gute ökumenische Partnerschaft zwischen katholischen und evangelischen Gläubigen gelingen? Die Zeichen dafür sehen jedenfalls sehr gut aus: Die evangelische Freikirche „Credo Gemeinde Saarn“ möchte demnächst eben dort in der katholischen Kirche St. Elisabeth ein neues Zuhause finden. Das ist das Ergebnis erster Gespräche zwischen der katholischen Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt, zu der die Filialkirche St. Elisabeth gehört, und der Credo Gemeinde, die Mitglied im Mülheimer Verband Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden ist. Diese Gespräche „verliefen außerordentlich konstruktiv und vertrauensvoll“, berichtet Pfarrer Christian Böckmann. „Sie waren geprägt von der Freude und dem Willen, am Nachbarsweg einen Ort zu schaffen, an dem zukünftig christliches Leben in ökumenischer Gemeinschaft und nachbarschaftlicher Verbundenheit möglich ist.“ Denn während die Credo Gemeinde die Kirche samt Turm und angrenzender Gebäudeteile übernimmt, bleiben das ehemalige Pfarrhaus und das Gemeindeheim von St. Elisabeth im Eigentum der Pfarrei. „Christlich leben am Nachbarsweg“ haben die Partner als Motto über ihr gemeinsames Ökumene-Projekt geschrieben.
Für die Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt und die Gemeinde St. Elisabeth ist die Aussicht, die Kirche als Gotteshaus erhalten zu können, eine gute Nachricht und eine unerwartete Wendung. Im Pfarreientwicklungsprozess hatten die Gremien von St. Mariä Himmelfahrt im Jahr 2018 entschieden, dass die Kirche mittelfristig nicht mehr finanziert werden kann. In den vergangenen Jahren habe es daher Überlegungen zu einer völligen Aufgabe oder Umnutzung des Gebäudes gegeben, so Böckmann. „Durch die Gespräche mit der Credo Gemeinde hat sich in den vergangenen Monaten nun eine ganz neue und für uns überraschend positive Perspektive aufgetan.“
Mit den Umbauplänen soll sich die inhaltliche Zusammenarbeit entwickeln
Geplant ist, dass die katholische Pfarrei die Kirche noch bis ins neue Jahr hinein nutzt. Bereits zum Ende des laufenden Jahres will die Credo Gemeinde ihre Gottesdienste von der Solinger Straße in Mülheim-Saarn zunächst in den Gemeindesaal von St. Elisabeth verlegen. „Gemeinsam werden wir dann schauen, wie wir die nötigen Umbauarbeiten für die Credo Gemeinde und den dann anstehenden Wechsel der Gebäude realisieren“, erklärt Böckmann weiter. Wichtig ist Pfarrei und Credo Gemeinde, dass in den kommenden Wochen neben den nötigen baulichen und vertraglichen Planungen auch die inhaltliche ökumenische Zusammenarbeit beginnt. So startet schon in den nächsten Tagen die Arbeit mehrerer gemischt besetzter Gremien, um die mittel- und langfristige Zusammenarbeit zu planen. Und bereits am 27. Oktober um 11 Uhr wird es einen ersten ökumenischen Gottesdienst geben – inklusive eigenem Kinderprogramm vom Kinderkirchenteam der Credo Gemeinde – sowie im Dezember einen gemeinsamen Adventmarkt an der Kirche.
Auch für die Zeit nach der Übernahme der St.-Elisabeth-Kirche hat die Credo Gemeinde zugesagt, das Gotteshaus weiter für ökumenische Schulgottesdienste, Gottesdienste der katholischen Kita und besondere Gottesdienste der Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt zur Verfügung zu stellen. „So kann ,Christlich leben am Nachbarsweg‘ zu einem Motto werden, das in ökumenischer Gemeinschaft und Verbundenheit für die Zukunft hier in Saarn christliches Leben stiftet und unsere gemeinsame Präsenz hier im Quartier in guter Nachbarschaft sicherstellt“, betont Blaise Feret Pokos, der Anfang September aus Berlin ins Ruhrgebiet gezogen ist, um Pastor der Credo Gemeinde Saarn zu werden. Auch Vivienne Rymarczyk freut sich auf den anstehenden Umzug, als Kinder- und Jugendreferentin verantwortet sie gemeinsam mit einem Team seit Mitte des Jahres den am stärksten wachsenden Bereich der Saarner Freikirche: „In unserem jetzigen Gemeindezentrum konnten wir durch Umbaumaßnahmen den Gottesdienstsaal in den letzten Jahren vergrößern. Ausreichenden Platz für unsere derzeitigen Kinder- und Jugendgruppen können wir dort aber nicht schaffen. Durch den Umzug verdoppelt sich der Raum für meinen Arbeitszweig“, so Rymarcyk. Sie berichtet von derzeit vier Kindergottesdienst-Gruppen, die parallel zum Gottesdienst der Erwachsenen stattfinden. Zusätzlich treffen sich freitags bis zu 70 Teenager und Jugendliche in zwei Altersstufen. Ebenfalls zur Credo Gemeinde gehört ein Pfadfinderstamm der Royal Rangers, der sich aktuell auf einem Privatgrundstück in Saarn trifft. Auch hier prüft die Freikirche einen Umzug auf die große Wiese neben der St.-Elisabeth-Kirche.
Für das Gotteshaus selbst, das in den 1950er Jahren erbaut wurde, plant die Credo Gemeinde Saarn eine aufwändige energetisch Sanierung sowie teilweise eine neue Aufteilung des Innenraums. „Die Planungen hierfür sind noch ganz am Anfang. Die ersten Gespräche mit Architekten, dem Bauamt und auch der Unteren Denkmalbehörde haben aber schon stattgefunden“, berichtet Jonathan Heintges, der das Projekt auf Seiten der Credo Gemeinde Saarn verantwortet. „Wir freuen uns, dass wir als zukünftige Eigentümer der St.-Elisabeth-Kirche dazu beitragen können, dieses geschichtsträchtige Gebäude hier im Quartier zu erhalten.“