Perspektiven für eine lebendige Kirche entwickeln

Markus Potthoff, Leiter der Hauptabteilung Pastoral und Bildung, reagiert auf die aktuelle Berichterstattung über die zukünftige Entwicklung der Pfarreien im Bistum Essen.

Markus Potthoff, Leiter der Hauptabteilung Pastoral und Bildung und der Koordinationsgruppe Pfarreienentwicklung

„Ruhrbistum kündigt harten Sparkurs an“, titelten heute die Ruhrgebietszeitungen. Keine guten Nachrichten zu Beginn der Adventszeit, oder?

Potthoff: Das Bistum Essen hat keinen neuen Sparkurs beschlossen. Vielmehr wollen wir uns mit Blick auf weiter sinkende Mitgliederzahlen, die demografische Entwicklung im Ruhrgebiet und damit zurückgehende Kirchensteuereinahmen gemeinsam mit der Frage auseinandersetzen, wie wir künftig lebendige Kirche im Ruhrbistum sein können. Bis 2017 wollen wir uns Zeit nehmen, mit den Pfarreien und ihren Gemeinden auf der Grundlage unseres Zukunftsbildes Perspektiven für die seelsorgliche Arbeit vor Ort zu entwickeln. In einer zunehmend säkularen und sich immer schneller wandelnden Gesellschaft kann unsere Kirche nur lebendig bleiben, wenn sie diese Wirklichkeit wahrnimmt und darauf reagiert.

Wenn – wie berichtet - die Pfarreien bis 2030 die Hälfte ihrer Ausgaben einsparen sollen, scheinen die Überlegungen im Bistum Essen aber bereits weit fortgeschritten zu sein?

Potthoff: Zunächst einmal: Es gibt im Bistum Essen keine bereits fertigen Pläne für weitere Umstrukturierungen. Doch schon heute wissen wir, dass nach der Neuordnung der Pfarreien in den Jahren 2006 bis 2008 der weitere Weg im Ruhrbistum grundsätzliche Entscheidungen notwendig macht. Auch wenn die Pfarreien trotz stetig sinkender Mitgliederzahlen weiterhin gleichbleibende finanzielle Zuweisungen erhalten, wird für sie der Kostendruck aufgrund steigender Personal- und Sachkosten sowie der hohen Baulasten zunehmen. Gleichzeitig ist absehbar, dass die Kirchensteuereinnahmen im besten Falle stagnieren, wahrscheinlicher aber zurückgehen werden. Schon jetzt ist das Bistum Essen nicht Nutznießer der vermeintlich sprudelnden Einnahmen aus Kirchensteuern.

Was plant das Bistum Essen konkret?

Unser erstes Ziel ist es zunächst, Bewusstsein für und Einsicht in die notwendigen Veränderungen zu schaffen. Deshalb sind bis Mitte des kommenden Jahres weitere Gespräche mit Pfarr- und Gemeinderäten, Kirchenvorständen, Pastoralteams sowie Verwaltungsleiterinnen und Verwaltungsleitern geplant. Danach entwickeln die Pfarreien eigene Zukunftsperspektiven. Dabei werden sie von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Bischöflichen Generalvikariat unterstützt. Für diesen Beratungs- und Entscheidungsprozess haben wir Zeit bis Ende 2017. Mir ist wichtig: Es geht nicht vorrangig um Strukturen, Geld und Gebäude. Es geht um die Frage, welche pastoralen Leitperspektiven angesichts der bestehenden Rahmenbedingungen entwickelt werden. Daher ist eine grundsätzliche Diskussion notwendig. Und dafür brauchen wir Zeit. Unser Zukunftsbild ist dabei die maßgebliche Orientierungshilfe. (ul)

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