von Thomas Rünker

PEP-Begleiter sehen neues Miteinander in den Pfarreien

Nach den Zukunftsberatungen in den Pfarreien des Bistums Essen haben die externen Berater Bilanz gezogen.

Die katholischen Pfarreien im Bistum Essen haben in den vergangenen zweieinhalb Jahren Konzepte für ihre Zukunft erstellt. Begleitet wurden sie dabei von jeweils zwei externen Experten – einem Berater für die künftigen seelsorgerischen Projekte und einem Fachmann für die wirtschaftlichen Fragen. In den meisten Pfarreien sind die Beratungen der Pfarreientwicklungsprozesse vorerst abgeschlossen. Bei einem Treffen in Essen haben die Berater deshalb am Montag Bilanz gezogen. Stellvertretend berichten im Interview Diakon Carsten Ossig, wirtschaftlicher Begleiter in den sauerländischen Pfarreien St. Matthäus, Altena, und St. Laurentius, Plettenberg, und Gregor Meder, pastoraler Begleiter in den Essener Pfarreien St. Gertrud und St. Laurentius von ihrer Arbeit.

Wie haben Sie die Pfarreientwicklungsprozesse empfunden?

Ossig: Mir ist vor allem die Vielfalt unserer Pfarreien deutlich geworden – die Grundstruktur ist ja überall sehr ähnlich, aber jede Pfarrei „tickt“ für sich dann doch anders. Das gilt gerade im Unterschied zwischen den Flächenpfarreien im Sauerland und den Großstädten im Ruhrgebiet.

Meder: In meinen Essener Pfarreien war es nicht immer einfach, den Blick auf die Pfarrei als Ganzes zu richten, da lag der Fokus zu Beginn noch sehr stark auf den Gemeinden. Letztlich liegt es immer an den Akteuren vor Ort – und zwar den hauptberuflichen wie ehrenamtlichen – wie sich die Kirche in den Stadtteilen entwickelt.

Ossig: Die Pfarreientwicklungsprozesse waren vielerorts so schwierig, weil sie sehr komplex waren und weil sie die Fundamente unseres Glaubens berühren: Wie wollen wir in Zukunft Kirche sein – und wie kann das gelingen?

Wie haben sich die Pfarreien in den Diskussionen der vergangenen gut zwei Jahre verändert?

Ossig: Dass sich etwas verändern muss, haben die Gläubigen angesichts leerer Kirchenbänke ja schon vorher erkannt – aber es gab in den vergangenen Jahren eine gewisse Hilflosigkeit, was zu tun sei. Da war der strukturierte Pfarreientwicklungsprozess eine Unterstützung den Blick zu weiten und zu schärfen.

Meder: Es ist auf jeden Fall ein stärkeres Miteinander der verschiedenen Gremien entstanden. Manchem Pfarrgemeinderatsmitglied ist bei gemeinsamen Sitzungen mit dem Kirchenvorstand erst einmal bewusst geworden, was das Personal und die Gebäude einer Pfarrei überhaupt kosten.

Ossig: Hier und dort ist die Gewohnheit gewachsen, über den eigenen Kirchturm hinaus zu schauen.

Meder: Es gibt eine neue Vernetzung – weniger nach der Herkunft, sondern mehr nach Themen. Wir haben bei einer Pfarreiversammlung dazu eingeladen, sich einmal nicht nach Gemeindezugehörigkeit zusammenzusetzen. Das hat schließlich gut funktioniert. Gerade unter den Jugendlichen gibt es jetzt ein ganz neues Miteinander.

Was lernt das Bistum Essen aus den Pfarreientwicklungsprozessen?

Ossig: Das neue, gute Zusammenspiel von Kirchenvorstand, der die wirtschaftlichen Fragen entscheidet, dem Pfarrgemeinderat und den hauptberuflichen Seelsorgern im Pastoralteam sollten die Pfarreien auf jeden Fall auch in Zukunft pflegen. Das hat die Planungen in den Pfarreien bereichert.

Meder: Neue Impulse haben den Pfarreien auch die Begleitungen von außen gebracht. Auch wenn die Beratungen der ersten beiden Phasen des Pfarreientwicklungsprozesses nun beendet sind – viele Pfarreien werden solche Impulsgeber auch bei der Umsetzung ihrer Zukunftspläne brauchen. Die durchgehende Begleitung hat Pfarreien und Bistum einander näher gebracht.

Ossig: Erst einmal brauchen die Pfarreien jetzt ein wenig Ruhe und Zeit, um nach den aufreibenden Beratung durchzuatmen, um sich dann mit neuer Kraft an die Umsetzung der Zukunftspläne zu machen. Dann geht es um die Frage, wie eine Pfarrei neue Projekte und Erfolge präsentieren kann – und sich nicht immer nur mit Abbau beschäftigt.

Meder: Das kann sehr schnell gehen, wenn plötzlich Dinge möglich werden, die bislang undenkbar waren. In einer Pfarrei diskutieren die Jugendlichen jetzt eine „WG-Kirche“. Und ein anderes Team arbeitet an einem neuen Magazin für die Pfarrei – da ist plötzlich richtig viel Bewegung zu spüren.

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