Overbeck: Duisburger Werkkiste ist eine „vom Ehrenamt initiierte Erfolgsgeschichte“
„40 Jahre Duisburger Werkkiste – 40 Jahre gemeinsam Perspektiven schaffen“. Unter diesem Motto hatte die katholische Jugendberufshilfe Duisburger Werkkiste am Donnerstag, 15. September, zum Geburtstags-Festakt an ihren Standort in Bruckhausen eingeladen. Zusammen mit vielen anderen Festgästen war auch Bischof Franz-Josef Overbeck in die Einrichtung rund um die Liebfrauenkirche gekommen, unweit des großen Thyssen-Krupp-Stahlwerks. Gemeinsam machten die Gäste schnell die Erfahrung: Bei der Werkkiste muss jeder mit anpacken. Sei es beim Rundgang, wo es „Eignungsfeststellungen“ in den Bereichen Handel/Logistik, Metall und Holz zu bewältigen galt, oder beim anschließend Gang über den „Markt der Möglichkeiten“ vor der Kirche: Überall war das Mittun der Gäste Pflicht.
Das galt nicht nur für den Bischof, sondern auch für Bürgermeisterin Edeltraut Klabuhn (SPD), den operativen Jobcenter-Geschäftsführer Stefan Thimm und Pfarrer Abt Albert von der katholischen Pfarrei St. Johann in Hamborn. Gemeinsam Anpacken hieß es erst recht, als Gastgeber und Gäste eine „Leonardo-Brücke“ bauen sollten, die ohne Fixierung auskommt und dennoch tragfähig ist. Für die Werkkiste ist diese Brücke ein Symbol dafür, dass man zusammen stark sein kann, auch wenn der oder die Einzelne Unterstützung braucht – genau diese Erfahrung machen junge Menschen seit 1982 bei der Duisburger Werkkiste.
Werkkiste bedeutende sozialpolitische Akteurin in der Stadt
Die Duisburger Werkkiste sei eine der bedeutendsten sozialpolitischen Akteure in der Stadt, betonte Bürgermeisterin Klabuhn. Die großartige Arbeit sei ein herausragendes Beispiel, mit welch starkem Engagement die katholische Kirche soziale Verantwortung in Duisburg übernehme, hob die Bürgermeisterin hervor.
Die Bedeutung der Werkkiste unterstrich auch Stefan Thimm vom Jobcenter Duisburg. Er berichtete, dass aktuell mehr als 70.000 Menschen in der Stadt Anspruch auf Sozialleistungen haben. Anders als früher habe man es heute häufiger mit multiplen Problemlagen zu tun, denen nicht ausschließlich durch Leistungen des Jobcenters begegnet werden könne. Für diese vielschichtigen Aufgaben brauche es verlässliche und kompetente Partner wie die Werkkiste. Deren gesamtes Team arbeite dabei „sehr intensiv, professionell und auf Augenhöhe“ mit den Menschen, bedankte sich Thimm.
Die Duisburger Werkkiste:
- 7 Standorte in Duisburg
- 120 hauptamtliche Mitarbeitende
- 6 unterschiedliche individuelle Beratungsangebote zu Bildungseinstieg, Berufswahl, beruflicher Qualifizierung
- 1650 Schüler und Schülerinnen der 8. Klasse in der Potenzialanalyse
- 350 Werkstattpraktika für diese Schülerinnen und Schüler
- 250 Jugendliche in der Berufsvorbereitung
- 170 Auszubildende
- 150 Erwachsene in Aktivierung und Qualifizierung
40 Jahre Gemeindeleben mit Gottesdienst „im Tun“
„40 Jahre Werkkiste heißt auch, 40 Jahre Gemeinde vor Ort zu sein. Nicht als sonntägliche Kirchgänger sondern jeden Tag der Woche im gemeinsamen Tun.“ Das steht für Werkkisten-Geschäftsführer Norbert Geier und sein 120-köpfiges Team fest. Gleiches gilt auch für die meisten Teilnehmenden der Angebote in den Stadtteilen Marxloh, Bruckhausen und seit Neuestem auch in Meiderich. Statt „geh doch mal in die Kirche“ hätten viele von ihnen irgendwann den Rat mit auf dem Weg bekommen: „Geh doch mal zur Werkkiste“. Im gemeinsamen Tun mit anderen, unterstützt von Ausbilderinnen und Ausbildern, fassten sie Mut, an sich selbst zu glauben und Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln. „Auch das ist Gottes-Dienst“, betonte Geier.
Filmprojekt über die Arbei der Werkkiste
Wie vielfältig die Arbeit bei der Duisburger Werkkiste heute ist, will ein Filmteam um Bereichsleiterin Lena Richter und Sascha Kargoscha zeigen. Bis zum Jahresende sollen zwölf rund fünfminütigen YouTube-Videos zu ganz unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten entstehen, die auf www.werkkiste.de und www.stadtkirche-duisburg.de abrufbar sind. „40 Jahre Duisburger Werkkiste – Glaube leben“ heißt der erste Film, der dort bereits veröffentlicht ist.
Mit Beratungsbüro an der Dieselstraße fing alles an
Angefangen hat die Werkkiste vor 40 Jahren mit einer zunächst eher bescheidenen Initiative des katholischen Jugendverbands BDKJ und der katholischen Stadtkirche Duisburg. Mit einem kleinen Beratungsbüro an der Dieselstraße „im Schatten der Hochöfen“, wie Norbert Geier berichtete, wollten die katholischen Partner etwas gegen die rasant steigende Jugendarbeitslosigkeit tun. Daraus wurde schnell eine „vom Ehrenamt initiierte Erfolgsgeschichte“, wie Bischof Franz-Josef Overbeck betonte. Auf der Suche nach dem besten Standort für dieses neue soziale Engagement hatte man bewusst Bruckhausen im Duisburger Norden gewählt. Bald schon wurde dort klar, Beratung alleine reicht nicht aus. Vom „reinen Kümmern“ änderte sich die Perspektive der Werkkiste zur „Hinführung sozialer Teilhabe“. „Emanzipatorische Begleitung“ nennt Norbert Geier das, was die Werkkiste seitdem tut. Erst wurden Schulabschlusskurse eingerichtet und dann nach und nach auch weitere Qualifizierungs- und Ausbildungsmaßnahmen aufgelegt. Heute betreut die Werkkiste hunderte Jugendliche und junge Erwachsene in Qualifizierung, Berufsvorbereitung, Praktika und Ausbildung und schafft so auch 40 Jahre nach ihrem Start für diese Menschen weiterhin gemeinsam jede Menge Perspektiven.