von Jürgen Flatken

Overbeck: „Den Gekreuzigten tragen wir Christen an uns und in uns“

In seiner Predigt zum Gedächtnis des Leidens und Sterbens Jesu am Karfreitag ruft der Essener Bischof dazu auf, sich angesichts von Krieg und Leid mit seinem eigenen Glauben auseinander zu setzen und auf Jesus zu vertrauen.

Angesichts des Krieges in der Ukraine und den vielen anderen kriegerischen Auseinandersetzungen in der Welt müsse man sich die Frage stellen, an welchen Gott man angesichts des Leids glaube, lud Bischof Franz-Josef Overbeck zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben ein.

Info zur Karfreitags-Liturgie 

Im Mittelpunkt des Gottesdienstes am Karfreitag steht die Kreuzverehrung. Die Feier beginnt traditionell um 15 Uhr zur Todesstunde Jesu. Nach der Verlesung der Leidensgeschichte wird in zehn langen Fürbitten nicht nur für die katholische Kirche gebetet, sondern auch für die anderen christlichen Konfessionen, andere Religionen und die ganze Welt. Im Anschluss an die Kreuzverehrung wird die Kommunion mit den am Vortag konsekrierten Hostien ausgeteilt.

„Was uns der schreckliche Krieg in der Ukraine lehrt und was wir an den vielen Leiderfahrungen, die wir auch durch den Missbrauch von Schutzbefohlenen durch Geistliche in unserer Kirche, aber auch durch die Corona-Pandemie sehen, ist doch das, was Jesus uns selbst lehrt, der mit offenen Augen dem Leiden ins Auge schaut, es annimmt und verwandelt“, sagte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck in seiner Karfreitags-Predigt im Gottesdienst vom Leiden und Sterben Jesu Christi. Diese Form der christlichen Lebenshaltung der offenen Augen, die der gesteigerten Wahrnehmung fremden Leids verpflichtet sei und auf die verwandelnde Kraft durch Jesus Christus setze, mache das tiefe Geheimnis von Karfreitag aus.

Gleichzeitig sei Stunde die Erinnerung an das Leiden und Sterben Jesu eine tiefe geistliche Stunde, die in „unseren so ethisch herausforderungsvollen und politisch wie militärisch gefährlichen Zeiten" zur Abkehr von Gewalt und zur Umkehr zum Frieden aufrufe. Genau das zeige sich im gemarterten Jesus.

Beeindruckt zeiget sich der Bischof von einem Foto aus den ersten Kriegstagen in der Ukraine stammt, aufgenommen in einer orthodoxen Kirche in Kiew. Dort mühten sich gläubige Christen, eine übergroße Christusfigur, die an einem Kreuz hing, aus der Kirche zu retten. Das Bild zeige, wie sie die Christus-Figur über ihren Köpfen trugen, als wollten sie von ihm beschützt werden, sie, die sie ihm gleichzeitig Schutz gewähren würden.

„Als ich vor Wochen dieses im Internet verbreitete Bild sah, begriff ich erneut: Den Gekreuzigten tragen wir Christen an uns und in uns“, so Overbeck weiter. Der Gekreuzigte schützt alle Menschen, die dem Frieden dienen.“

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