Overbeck: Beten und soziales Handeln stärker als Einheit sehen
Den christlichen Glauben leben und so daraus handeln, dass die Gesellschaft eine positive Wirkung spürt – dafür hat Bischof Franz-Josef Overbeck in seiner Neujahrspredigt plädiert. „Zu unserem Glauben gehört immer beides: Das Beten und das Handeln. Beides muss wieder stärker eine Einheit werden“, regte Overbeck in der Neujahrsmesse am Nachmittag des 1. Januar im Essener Dom an. Er verwies auf den bekannten christlichen NS-Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer, der schrieb, dass das Christsein nur in zweierlei bestehen werde: „im Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen“. Vor diesem Hintergrund plädierte Overbeck „für eine religiöse Verkündigung, aus der unmittelbar deutlich wird, welch‘ positive Wirkung der Glaube auf unser Zusammenleben hat.“ Zugleich brauche das von der Gesellschaft hoch geschätzte soziale und karitative Engagement von christlichen Einrichtungen zum Beispiel in KiTas, Krankenhäusern, Schulen, Senioren- und Pflegeeinrichtungen „die Verwurzelung im Gottesglauben, damit es von einer tiefen Liebe und einer über den Tod hinausgehenden Hoffnung geprägt bleibt“, erklärte der Bischof.
Eröffnung des Heiligen Jahres
Mit der Neujahrsmesse hat im Essener Dom auch das Heilige Jahr begonnen, das Papst Franziskus bereits an Heiligabend im Petersdom eröffnet und unter das Leitwort „Pilger der Hoffnung“ gestellt hatte. Bischof Overbeck sprach in der Messe gemeinsam mit den Gläubigen ein Gebet zum Start dieses in der Regel alle 25 Jahre gefeierten Jubiläumsjahrs der katholischen Kirche. Dieses Gebet ist auch in vielen Pfarreien des Bistums Essen in den Neujahrsgottesdiensten gebetet worden.
Der Essener Dom wird im Heiligen Jahr – neben den Angeboten zur Beichte und zur Eucharistischen Anbetung – insbesondere in der Fasten- und der Adventszeit besondere Akzente zum Thema Hoffnung setzen. Im Oktober bietet das Bistum Essen zudem eine gemeinsame Pilgerfahrt im Heiligen Jahr mit Bischof Franz-Josef Overbeck nach Rom und Assisi an.
Beten und Handeln in einer kleiner werdenden Kirche
Um die christliche Perspektive von Beten und Handeln auch in einer kleiner werdenden Kirche wirksam umsetzen zu können, verwies Overbeck in seiner Predigt auf das Projekt „Christlich leben. Mittendrin“: Ausgehend von Oberhausen und Bottrop sollen unter diesem Leitwort in den kommenden Jahren alle katholischen Organisationen und Einrichtungen in einer Kommune unter dem Dach einer Stadt- oder Kreiskirche zusammengefasst werden. „Wir akzeptieren als Kirche von Essen, dass wir radikal kleiner werden und deswegen viele unserer bisherigen Strukturen loslassen müssen“, beschrieb der Bischof. „Wir vertrauen aber zugleich darauf, was den Kern unseres Glaubens auszeichnet und worin unsere Stärken bestehen: In der Breite der Gesellschaft viele verschiedene christliche Orte prägen, an denen Christinnen und Christen ihren Glauben leben und ihn durch konkrete Aktivitäten spürbar werden lassen.“ Dabei gehe es vor allem darum, „dass Besondere und Einzigartige der christlichen Botschaft in unserer Zeit so erfahrbar zu machen, so dass sich Menschen weiterhin davon angesprochen fühlen“, betonte Overbeck.