von Thomas Rünker

Orthodoxe Gemeinde übernimmt Essener Pax-Christi-Kirche

Feierliche Vesper mit Weihbischof Wilhelm Zimmermann, dem rum-orthodoxen Metropoliten Isaak Barakat. Gemeindemitglieder stammen vor allem aus Syrien. Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen: „Wer ein Haus baut, will bleiben.“

Mit einer feierlichen Vesper hat die rum-orthodoxe Gemeinde St. Josef von Damaskus am Sonntag, 25. Oktober, ihren Umzug in die Essener Pax-Christi-Kirche gefeiert. Neben dem orthodoxen Pfarrer Elias Esber und Andreas Geßmann, der als Pfarrer von St. Laurentius auch die Pax-Christi-Gemeinde betreut, waren der orthodoxe Metropolit Isaak Barakat und Weihbischof Wilhelm Zimmermann zu dem Gottesdienst im Stadtteil Bergerhausen gekommen.

Die St.-Laurentius-Pfarrei hatte das wegen seiner Architektur und seiner einzigartigen Gedenkstätte für Gewaltopfer in der Unterkirche auch überregional bekannte Gotteshaus als Gemeindekirche aufgegeben. Nun wird die Oberkirche von der bislang in Essen-Rüttenscheid beheimateten orthodoxen Gemeinde genutzt. Zugleich nutzen die katholischen Christen die Unterkirche als Gottesdienst- und Gedenkstätte. Pfarrer Geßmann zeigte sich am Sonntag dankbar darüber, dass die Kirche weiter als solches genutzt „und nicht zu einem Museum wird“. Er freue sich auf „ein gutes geschwisterliches Miteinander“ mit der orthodoxen Gemeinde und viele weitere Zeichen für die Ökumene.

Gemeinde ist durch viele Geflüchtete gewachsen

Die rum-orthodoxe Kirche gilt als eine der ältesten christlichen Kirchen und führt ihre Gründung auf die Apostel Petrus und Paulus zurück. Sie war vor allem in Syrien beheimatet, wo sie vor dem Bürgerkrieg mit rund 1,6 Millionen Gläubigen die größte christliche Konfession war. In Deutschland wurde die erste rum-orthodoxe Gemeinde schon Ende der 1970er Jahre gegründet. Vor allem durch viele Geflüchtete ist die Zahl der bislang von der Gemeinde in Köln aus seelsorglich betreuten rum-orthodoxen Christinnen und Christen im Ruhrgebiet seit 2015 deutlich angewachsen. Seitdem konnte die Gemeinde mehrfach im Monat die Kirche St. Ludgerus in Essen-Rüttenscheid nutzen – bevor sie nun ihre eigene Kirche beziehen konnte.

Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) erinnerte in seinem Grußwort an mehrere Treffen mit Pfarrer Esber seit der Flüchtlingswelle des Jahres 2015. „Es ging dabei um die Belange der Menschen, die aus Syrien gekommen sind, es ging um ganz konkrete Hilfe, aber es ging immer auch um Orientierung, um einen Ort“, sagte Kufen. Da sei es „ein wunderbares Zeichen, dass die rum-orthodoxen Gläubigen jetzt einen eigenen Ort gefunden haben – und Sie diesen Ort teilen mit dem Stadtteil und mit der Gemeinde Pax Christi.“ Mit Blick auf die Migrationsgeschichten vieler Gemeindemitglieder betonte Kufen: „Wer ein Haus baut, will bleiben.“ Eine Einschätzung, die Pfarrer Esber teilt: Für viele Gemeindemitglieder sei Syrien ihr Vaterland, aber Deutschland zur Heimat geworden. Zugleich sei die rum-orthodoxe Gemeinde offen für alle, „unabhängig von ihrer Herkunft“.

Christen bezeugen lebendige Ökumene

Metropolit Barakat hob hervor, wie lebendig die Ökumene durch die gemeinsame Nutzung der Pax-Christi-Kirche bezeugt werde: Erst hätten die Katholiken in Rüttenscheid die orthodoxen Brüder und Schwestern aufgenommen – und nun belebe die orthodoxe Gemeinde ein katholisches Gotteshaus.

Als Willkommensgeschenk überreichte Weihbischof Zimmermann Pfarrer Esber eine Ikone der beiden Essener Stadt- und Dom-Patrone Kosmas und Damian. In den ersten christlichen Jahrhunderten hätten die beiden Zwillinge im heutigen Syrien „als Ärzte den Menschen ohne Bezahlung geholfen und so Zeugnis von der Liebe Gottes gegeben“, so Zimmermann. Weil die eigentliche Ikone wegen der aufwändigen Handarbeit nicht rechtzeitig fertig wurde, gab es für die Gemeinde am Sonntag zunächst nur eine kleine Abbildung, bevor das Original dann „bis spätestens Weihnachten“ seinen Weg in die Essener Kirche findet, versprach Zimmermann.

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