von Cordula Spangenberg

Ökumenischer Perspektivwechsel

Evangelische Kirchen in Rheinland und Westfalen unterzeichnen gemeinsam mit dem Bistum Essen den Aufruf „Ökumenisch Kirche sein“. Angesichts gesellschaftlicher Umbrüche verpflichten die Kirchen sich zu verbindlicher Zusammenarbeit

An der Schwelle zu einer neuen Gemeinsamkeit im Glauben im 500. Jahr nach der Reformation sehen sich die Evangelische Kirche im Rheinland, die Evangelische Kirche von Westfalen und das katholische Bistum Essen. Im Anschluss an einen ökumenischen Versöhnungsgottesdienst am Sonntag, 22. Januar, im Essener Dom vereinbarten die drei Vertreter der Kirchen konkrete Formen der Zusammenarbeit in der Gemeindeentwicklung sowie für die Zusammenarbeit in unterschiedlichen kirchlichen Aufgabenfeldern und Verantwortungsbereichen. Unterzeichnet wurde der Aufruf „Ökumenisch Kirche sein“ von Präses Manfred Rekowski (Düsseldorf), Vizepräsident Albert Henz (Bielefeld) sowie Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck. Auch das Bistum Münster wird zu Pfingsten eine ähnliche Vereinbarung mit den beiden Landeskirchen unterzeichnen, so dass einem großräumigen gemeinsamen Auftritt der Kirchen „angesichts großer gesellschaftlicher und kirchlicher Umbrüche“, wie es in dem Essener Aufruf heißt, ein Weg geebnet ist.

Neben zahlreichen Vertretern der katholischen und evangelischen Kirche und den Sprechern ökumenischer Gruppen nahmen für die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen Essen Pastor Lars Linder und für die orthodoxen Gemeinden Pfarrer Dr. Elias Esber an der Feier zum „Christusfest 2017“ im Dom teil. In einem gemeinsamen Sündenbekenntnis erinnerten die Kirchen an gegenseitigen Machtmissbrauch, Vorurteile und die Selbstbeschränkung auf die eigene Konfession. Während dieser Anerkenntnis gegenseitiger Schuld wurden im Mittelgang des Essener Doms die Steine einer Mauer abgetragen als Zeichen dafür, die Kirchenspaltung überwinden zu wollen und den Blick auf drängende gemeinsame Aufgaben der Zukunft zu richten.

In seiner Predigt zeigte Präses Rekowski sich überzeugt davon, dass heute schon viel Gemeinsames möglich sei, auch ohne in allen wichtigen theologischen und kirchenrechtlichen Fragen Übereinstimmung erzielt zu haben: „Gemeindeleben unter einem Dach riskieren, gemeinsame Gottesdienste so oft wie möglich feiern, gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit haben, verstärkte Kooperation von Diakonie und Caritas und Partnerschaften auf der Ebene der Gemeinden ebenso wie auf Bistums- und Landeskirchenebene wagen.“

Nach dem Gottesdienst unterzeichneten Overbeck, Rekowski und Henz in der Aula des Bischöflichen Generalvikariates den Aufruf „Ökumenisch Kirche sein“. Besonders drängend ist nach Aussage des Textes, gemeinsame christliche Positionen „für eine solidarische, friedliche, tolerante und umweltbewusste Gesellschaft“ zu vertreten und darin auch den Austausch mit Judentum und Islam zu suchen. „Viel ist möglich – mehr, als wir in der Regel bereits tun“, sagte Albert Henz, Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen: „Dankbar für die gewachsene Gemeinsamkeit wagen wir einen ökumenischen Perspektivwechsel auf allen Ebenen.“

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