von Thomas Rünker

Nikolaus-Groß-Hörspiel: „Dieses Thema passt leider sehr gut in unsere Zeit“

Zum 75. Todestag des aus Hattingen-Niederwenigern stammenden Nikolaus Groß hat das Bistum Essen ein Hörspiel mit 17 Folgen über das Leben des Märtyrers veröffentlicht. In einem Gottesdienst im Essener Dom hat Bischof Franz-Josef Overbeck am Donnerstag, 23. Januar, den einzigen Seligen des Ruhrbistums und alle Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus geehrt.

Vor 75 Jahren wurde der aus Hattingen-Niederwenige stammende Bergmann, Journalist und christliche Arbeiterführer Nikolaus Groß von den Nationalsozialisten als Widerstandskämpfer hingerichtet

Ihn und alle Widerstandskämpfer verbinde das "Zeugnis für die Wahrheit des Gewissens und die Freiheit der menschlichen Person" sagte Bischof Franz-Josef Overbeck am Donnerstag in einem festlichen Gottesdienst im Essener Dom

Hörspiel des Bistums Essen erzählt in 17 Folgen das Leben Nikolaus Groß‘, sein Engagement im Widerstand und seine Haft, Verurteilung und Hinrichtung

In einem feierlichen Gottesdienst im Essener Dom hat Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck am Donnerstagabend am 75. Todestag von Nikolaus Groß den Märtyrer und einzigen Seligen des Ruhrbistums und alle anderen Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus geehrt. „Mit dem Seligen Nikolaus Groß gedenken wir heute all derer, die vor 75 Jahren in Berlin-Plötzensee durch den Strang hingerichtet und im Zuge ihres Widerstandes gegen die Nationalsozialisten, wann und wie auch immer, brutal zu Tode gekommen sind“, sagte Bischof Overbeck in seiner Predigt. „Sie alle verbindet das Zeugnis für die Wahrheit des Gewissens und die Freiheit der menschlichen Person“, sagte der Bischof. Ein Zeugnis, dass sich „jeweils erst Schritt für Schritt“ und aus unterschiedlichen Begründungszusammenhängen heraus entwickelt habe.

Mitwisser des Hitler-Attentats vom 20. Juli 1944

Overbeck schilderte in seiner Predigt wesentliche Lebensstationen des in Hattingen-Niederwenigern aufgewachsenen Bergmanns, Journalisten und christlichen Arbeiterführers, der sich aus seinem Glauben heraus immer stärker im Widerstand engagiert hat und schließlich als Mitwisser des Hitler-Attentats vom 20. Juli 1944 verhaftet wurde. Groß‘ „Lebenshaus“ habe „Halt und Beständigkeit im Hören und Tun des Evangeliums und wird damit zum Maßstab für die Ausrichtung seines ganzen Lebens“, sagte Overbeck. Wichtige Quellen für Groß seien seine Herkunft gewesen, „an die er sich immer erinnerte und die eng mit seinem Glauben und dem Leben in und mit der Kirche verbunden war, wie auch seine Offenheit für Gott im Gebet und für die Freuden und Sorgen anderer“.

„Dieses Thema passt leider sehr gut in unsere Zeit“

Zum 75. Todestag hat das Bistum Essen mit dem Team von Farhouse-Media in Köln ein Hörspiel produziert, das in 17 Folgen das Leben Nikolaus Groß‘, sein Engagement im Widerstand und seine Haft, Verurteilung und Ermordung durch die Nationalsozialisten schildert. „Dieses Thema passt leider sehr gut in unsere Zeit“, sagt Produzent Tobias Kremer, der nach der Messe im Dom am Donnerstagabend im Essener Medienforum zusammen mit Pastoraldezernent Michael Dörnemann über das ungewöhnliche Audio-Projekt berichtete. Auf drei Ebenen – mit einem sachlichen Erzähler, Originaltönen von Groß‘ Verwandtschaft oder aus der Zeit des Dritten Reichs sowie mit Spielszenen – hat ein Team aus vier Haupt-Autoren und acht Sprecherinnen und Sprechern das Leben des Seligen im historischen Kontext dargestellt, und bringt es den Hörern im Jahr 2020 dennoch erstaunlich nahe. „Alle im Team waren beeindruckend von der Frömmigkeit und Tiefe des Glaubens“, schildert Kremer eine Erfahrung aus der Produktion. Mit Blick auf die Person Groß‘ hätten sich die Drehbuch-Autoren vor allem der 29 Briefe bedient, die der Widerstandskämpfer aus der Haft an seine Frau und seine sieben Kinder geschrieben hat. Zwar habe man die Idee, im Hörspiel nur aus den Briefen zu zitieren, aufgrund der heute ungewohnten Sprache der Texte verworfen, so Kremer – dennoch sind sie gewissermaßen das Fundament der je zehn- bis 15-minütigen Folgen geworden. Auf der Internetseite unerschuetterlich.bistum-essen.de stehen die verschiedenen Folgen nun dauerhaft zum Download bereit – außerdem denken die Hörspiel-Macher und das Bistum bereits über eine Fassung in zwei Folgen á 45 Minuten nach, um gerade dem Bedarf von Schulen entgegenzukommen, so Kremer.

Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
45127 Essen