von Thomas Rünker

Neues Kloster in Essen-Kray öffnet die Pforten

Drei Ordensleute ziehen in ein ehemaliges Pfarrhaus. Sie wollen offen und ansprechbar für alle Menschen in der Gemeinde und der Nachbarschaft sein und engagieren sich im Projekt Gastkirche der Pfarrei St. Laurentius. Zudem sind sie in der Wattenscheider Pfarrei St. Gertrud aktiv. Weihbischof Schepers weiht das Kloster am 3. Advent ein.

Die Küche fehlt, die letzten Farbeimer stehen noch herum und die Zimmerverteilung für die drei neuen Bewohner des ehemaligen Pfarrhauses in Essen-Kray ist auch noch nicht klar. Aber der Haussegen in dem roten Backsteinbau hängt deshalb nicht schief – ganz im Gegenteil: „Hier richten wir unsere Kapelle ein“, zeigt Pater Jens Watteroth auf einen noch wenig sakral wirkenden und ziemlich vollgestellten Raum im Erdgeschoss. Das alte Pfarrhaus wird das neue Kloster für Watteroth und seine beiden Mitbrüder.

Dass in Essen neben Kirchenschließungen nun ein neues Kloster entsteht, haben die Stadt und das Bistum Essen den Oblatenmissionaren zu verdanken. Auch diese 1816 in Frankreich gegründete Ordensgemeinschaft, zu der auch das Kloster St. Joseph in der Gelsenkirchener Innenstadt gehört, verliert seit Jahren Mitglieder und muss sich kleiner setzen, erklärt Watteroth. „Aber wir möchten das Kleinersetzen gestalten und nicht nur Niederlassungen schließen, sondern auch Neues aufbauen.“ Also hat der Orden den 40-Jährigen zusammen mit seinen beiden Mitbrüdern Waldemar Brysch (60) und Thomas Wittemann (52) nach Essen-Kray geschickt, um dort ein neues Kloster zu starten – mit Wachstumsperspektive: „Wir richten uns hier für bis zu fünf Mitbrüder ein, plus Gäste“, erklärt Watteroth.

„Ein neues Bild von Kirche: offen und gastfreundlich“

Und warum gerade Kray? Formal sind die drei Priester beim Ruhrbistum angestellt, um die Seelsorge in den beiden Pfarreien St. Laurentius in Essen-Steele – mit der Krayer Gemeinde St. Barbara – und St. Gertrud von Brabant in Bochum-Wattenscheid zu unterstützen. Doch die drei Ordensbrüder sind nicht nur Priester für die Kirchgänger. Sie werden auch Sonntagsgottesdienste mit den Gemeinden feiern, aber ihr Schwerpunkt liegt in der Alltagsarbeit rund um ihr neues Kloster. „Wir schauen auf das, was unser Ordensgründer gesagt hat: Wir sollen zu den Menschen gehen. So kann dann ein neues Bild von Kirche entstehen, offen und gastfreundlich“, sagt Pater Thomas Wittemann. Da helfe es, dass „die Menschen im Ruhrgebiet sehr unkompliziert und offen für Gespräche sind“, hat Waldemar Brysch bereits festgestellt.

Von der Krayer Gemeinde sind sie bereits begeistert begrüßt worden, erzählen die drei Priester. „Für manchen war das wie Weihnachten und Ostern zusammen“, beschreibt Brysch die ersten Reaktionen. Dabei dürfte es den Gemeindemitgliedern nicht nur darum gegangen sein, dass nach einer Zeit ohne eigenen Pastor, nun wieder Priester in St. Barbara zuhause sind. Vielmehr passt gerade die offenherzige Haltung zu dem Krayer Kirchenstandort: Die Pfarrei St. Laurentius hat schon vor Längerem beschlossen, die stattliche, der Bergmanns-Patronin Barbara geweihte Kirche in eine „Gastkirche“ umzuwandeln. Und dabei sollen die Oblatenpatres nun helfen. „Die wollen neu anfangen – und wir wollen neu anfangen“, bringt es Brysch auf den Punkt.

Die Oblatenmissionare

Nein, diese Oblaten haben nichts mit dünnen Gebäckscheiben zu tun. Aus dem Lateinischen übersetzt bedeutet Oblaten so viel wie „darbringen“ oder „weihen“. Sich selbst beschreiben die Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria als eine missionarische Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche, die die Frohe Botschaft verkündet und sich weltweit für Entwicklung und Gerechtigkeit engagiert. 1816 von dem französischen Adeligen und Priester Eugen von Mazenod gegründet gibt es Oblatenmissionare heute auf allen Kontinenten. Das neue Kloster in Essen-Kray gehört zur mitteleuropäischen Provinz (mit Deutschland, Österreich und Tschechien), in der rund 150 Patres, Brüder und Studenten in 15 Klöstern leben.

Ein großer Tisch mitten in der Kirche

Ein erstes Zeichen für die Gastkirche ist der große Tisch, der auf einer Seite des Kirchenschiffs zwischen den beiden letzten Kirchenbänken steht, und an dem die drei Patres jetzt sitzen. Ohne Corona-Abstände finden hier locker zehn Leute Platz in einer gemütlichen Runde. Aber weil die Pandemie zuletzt auch das kirchliche Leben gelähmt hat, werden die Ordensleute zusammen mit vielen Ehrenamtlichen aus der Gemeinde die ersten Versuche eines Kirchencafés und anderer Ideen der Gastkirche nun erst nach und nach wieder aufleben lassen und dann gemeinsam weiterentwickeln. Dass das Potenzial hat, zeigt Yasser, der mit am Tisch in der Kirche sitzt. Er wohnt eigentlich in Istanbul, besucht gerade Verwandte in Kray und hat die Patres auf der Straße kennengelernt. Die haben ihn spontan in die Kirche eingeladen – und da sprechen sie nun über Gott und die Welt, Allah, Muslime und Christen und „die großartige Architektur der Kirche“, die Yasser lobt.

Weder für ihr Klosterleben, noch für die Gastkirche haben die Ordensmänner einen Masterplan, betont Wittemann: „Wir wollen an der Seite der Menschen sein und ihnen helfen zu erkennen, wo sie Halt finden.“ Von den Leuten aus der Gemeinde, die sich in dem Projekt engagieren, ist Brysch jedenfalls begeistert: „Da ist richtig Dynamik drin. Wir gehen jetzt gemeinsam mit denen, Schritt für Schritt.“

Feierliche Einweihung am dritten Advent um 11.30 Uhr

In einem feierlichen Gottesdienst am dritten Adventssonntag, 12. Dezember, um 11.30 Uhr – unter 3G-Bedingungen – wird Weihbischof Ludger Schepers gemeinsam mit dem Provinzial der Oblatenmissionare, Pater Felix Rehbock, das Kloster gründen und die neue Kommunität der drei Brüder einführen. Das Kloster haben die Patres nach Eugen von Mazenod benannt, der ihren Orden 1816 in Frankreich gegründet hat und als Priester „zu den Ärmsten und Verlassensten“ gehen wollte. In seiner Tradition möchten Watteroth, Brysch und Wittemann in Kray „da sein – für die Gemeinde, für den Stadtteil, für jede und jeden, der uns braucht“, schreiben sie in ihrer Einladung. Und wenn alles klappt, sind bis zum dritten Advent auch die Küche und die Kapelle im ehemaligen Pfarrhaus fertig – dann kann das neue Klosterleben in Essen-Kray beginnen.

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