von Hubert Röser

Neue Kraft durch Gemeinschaft und Sakrament

1400 Pilger erlebten die heilende Kraft der Gemeinschaft im Kloster Stiepel.

Da kamen die vielen Helfer in Bochum-Stiepel ganz schön ins Schwitzen: Bei Temperaturen knapp unter der 30 Grad-Marke begleiteten und schoben sie am vergangenen Samstag zahllose pflegebedürftige Menschen hoch zum Klosterberg, damit sie dort Gottesdienst mit Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck feiern konnten. Das große Festzelt platze – wie im vergangenen Jahr – aus allen Nähten, zahlreiche Wallfahrer nahmen an den Seiten Platz, wo sie durch kleiner Zelte vor der brennenden Sonne geschützt waren.

„Die Diözesanwallfahrt zur Schmerzhaften Mutter von Stiepel für ältere, kranke und behinderte Menschen in Begleitung ihrer Betreuerinnen und Betreuer“ ist der etwas sperrige offizielle Name der Veranstaltung, die unter dem Kurzbegriff Seniorenwallfahrt inzwischen zur größten ihrer Art in Deutschland avancierte. Das Gefühl von Gemeinschaft und der Empfang des Sakraments der Krankensalbung waren für viele Teilnehmer die wichtigsten Aspekte der Wallfahrt. Dies griff auch Ruhr-Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, der zum zweiten Mal nach 2015 den Gottesdienst zelebrierte, in seiner Predigt auf: Die körperlichen und geistigen Einschränkungen, die viele Senioren durch Alter und Krankheit erführen, weckten eine der größten Sehnsüchte des Menschen – der nach Heilung. Hier setze die Krankensalbung an, die für ein Wort stehe: „Gott heilt!“ Außerdem, so Overbeck, könne gerade die Erfahrung von Gemeinschaft – wie bei dieser Wallfahrt – zu den heilenden Kräften des Lebens gehören. Der Bischof dankte insbesondere den haupt- und ehrenamtlichen Pflegekräften und den Begleitern für ihre Arbeit: „Durch Ihr segensreiches Tun werden die Grenzen geweitet, die diese Menschen tagtäglich wegen ihres Alters und ihrer Krankheit erfahren.“

Gemeinschaftsgefühl begeistert

Danach salbte er mit den zahlreichen anwesenden konzelebrierenden Priestern Kopf und Hände der Gottesdienstteilnehmer. „Das bedeutet unseren Bewohnern sehr viel, hier diesen Zuspruch erfahren zu dürfen“, weiß Petra Tuin, Einrichtungsleitung von Haus St. Elisabeth in Ennepetal, die seit elf Jahren an der Wallfahrt teilnimmt. Viele der Menschen, die sie in diesem Jahr nach Stiepel begleitet hat, sind „Wiederholungstäter“: Etwa Renate Seifert, die mit wachen Augen das Geschehen verfolgte. Die Rollstuhlfahrerin war vom Gemeinschaftsgefühl begeistert: „Dass so viele Menschen hier sind, finde ich wunderbar. Und ich bin dankbar für die Arbeit, die geleistet wurde, damit das überhaupt möglich ist!“ Adeltraud Cramer, ehrenamtliche Begleitung der Wallfahrenden, saß neben Renate Seifert und freute sich über das Lob: Auch sie kommt seit vielen Jahren mit nach Stiepel – ebenso wie Ludger Rullich aus Essen-Altendorf. „Bis vor zwei Jahren habe ich meine Mutter begleitet, die im St. Anna-Heim lebte. Nach ihrem Tod bin ich aber weiterhin gerne dabei – der erste Samstag nach Pfingsten ist auch im nächsten Jahr in meinem Terminkalender fest für die Seniorenwallfahrt geblockt“, lächelte er, während er zahllose Becher mit Wasser füllte, damit alle bei der Hitze nur ja genug tranken.

Optimale Rahmenbedingungen

Gut angekommen bei den Pilgern ist auch der junge Frater Ephraim aus Österreich, der in diesem Jahr erstmalig die Moderation vor dem eigentlichen Gottesdienst übernommen hatte. Er trat mit Schwung und Begeisterung in die Fußstapfen von Prälat Martin Patzeck, der im vergangenen Jahr diese Aufgabe aus Altersgründen abgegeben hatte. Insgesamt sind in diesem Jahr erneut rund 1400 Wallfahrer aus sechs Städten und knapp 30 Einrichtungen nach Stiepel gekommen: „Damit ist die Seniorenwallfahrt des Bistums Essen die größte ihrer Art in ganz Deutschland“, freute sich Meinolf Roth, Mitglied im „Stiepeler Kreis“, nach Abschluss des Gottesdienstes. Dieser Zusammenschluss von engagierten Führungskräften in der Altenpflege hatte 2006 die Idee zur Wallfahrt und führt sie seither jährlich in enger Abstimmung mit den Zisterziensern-Mönchen von Kloster Stiepel durch. Das bestens eingespielte Team koordinierte Anmeldungen und Busreisen reibungslos und sorgte damit für optimale Rahmenbedingungen der Veranstaltung.

Dank für ehrenamtliche Unterstützung

Auch das Organisationsteam bedankte sich bei den knapp 500 Helferinnen und Helfern, ohne die die Seniorenwallfahrt nicht möglich wäre. „Schließlich sind die älteren Menschen ja alle auf bestimmte Formen der Unterstützung angewiesen – sei es beim Bus-Transfer oder beim Toilettengang“, erklärte Markus Kampling von der Katholischen Pflegehilfe, der ebenfalls zum Stiepeler Kreis gehört. „Glücklicherweise fällt es nicht schwer, Menschen für diese ehrenamtliche Aktion zu begeistern!“, fügte sein Mitstreiter Dieter Merten hinzu. Dies gelte übrigens auch für die Schülerinnen und Schüler der „Katholischen Schule für Pflegeberufe Essen“. Die angehenden Fachkräfte finden sich traditionell Jahr für Jahr bereit, gemeinsam mit den Frauen der „kfd St.Marien“ den mittäglichen Eintopf vorzubereiten und zu verteilen. Die Stärkung wird von den Wallfahrern gern entgegen genommen: „So eine leckere Erbsensuppe ist genau das richtige nach einem anstrengenden Tag“, meint etwa der 84-jährige Johann Seiler aus Bochum, der bereits seit 6 Uhr wach war und der Veranstaltung regelrecht entgegengefiebert hat: „Stiepel ist einfach toll – ich freue mich jedes Jahr, hierher zu kommen!“

Predigt Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck im Wortlaut:

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