Neue Fugen für Dom und Anbetungskirche

Für die Sanierung der Fassaden und eines großen Fensters am Essener Dom und und an der Anbetungskirche St. Johann investiert der Münsterbauverein 230.000 Euro. Auch die Kreuzigungsgruppe wird restauriert. Gerüste an der Kettwiger Straße und im Atrium.

Münsterbauverein investiert 230.000 Euro - Sponsoren gesucht

Marode Fugen und ein altes Dach, Risse in der Kreuzigungsgruppe und ein bedrohtes Kirchenfenster – mit umfangreichen Arbeiten in einem Auftragsvolumen von gut 230.000 Euro lässt der Münsterbauverein jetzt wesentliche Teile der historischen Fassaden von Dom und Anbetungskirche sanieren und restaurieren. In den kommenden acht bis zehn Wochen wird die AnbetungskircheSt. Johann von zwei Seiten eingerüstet. Am hinteren Teil des Doms steht bereits ein Gerüst. Und die benachbarte Kreuzigungsgruppe verschwindet wohl bis zur Adventszeit in einer geschlossenen Einhausung, hinter der dann Restauratoren arbeiten.

Nachdem im hinteren Bereich der Dom-Fassade bereits seit mehreren Wochen die Fugen erneuert und die Steine gereinigt werden, steht jetzt auch am Turm der Anbetungskirche auf der Kettwiger Straße ein Gerüst bis hoch zum Dach. „Das hier ist die Wetterseite, deshalb sind Steine und Fugen hier besonders angegriffen“, erläutert Dombaumeister Ralf Meyers auf dem Gerüst über der Fußgängerzone das wesentliche Problem. Beim Wiederaufbau nach dem Krieg seien die Steine an dieser Stelle das letzte Mal verfugt worden, jetzt sind an vielen Stellen deutliche Risse sichtbar. „Da läuft das Wasser hinein – und sprengt bei Frost das feste Material.“ Ab der kommenden Woche werden alle Fugen gereinigt und auch lose Steine bearbeitet oder ausgewechselt. Anschließend wird die ganze Fassade gereinigt, „dann wird das hier alles noch ein wenig heller“, so Meyers.

Schaffrath-Fenster erhält Schutzverglasung

Im Zuge der Fassadensanierung nehmen sich die Arbeiter auch des großen mittleren Kirchenfensters in der Anbetungskirche an. Das grafisch gestaltete Fenster des Alsdorfer Künstlers Ludwig Schaffrath stammt von 1968 und ist mit seinen Bleilinien und zarten Farbakzenten das einzige aufwendiger gestaltete Fenster in der Anbetungskirche. In der Mitte der Westfassade leidet es unter Vandalismus – vor allem durch Steinwürfe. Deshalb lässt der Münsterbauverein eine Schutzverglasung installieren. Zuvor werde das Fenster jedoch in einer Spezialwerkstatt in Kevelaer restauriert und gereinigt, erläutert Meyers. Während der Arbeiten werden sich die Besucher der Anbetungskirche daher mit einem Gerüst im Kirchenschiff arrangieren müssen.

170 Jahre alte Kreuzigungsgruppe

Bei der Kreuzigungsgruppe zwischen Anbetungskirche und Burgplatz macht vor allem der „rechte Schächer“ Sorgen, wie die Figur rechts des gekreuzigten Jesus landläufig heißt. Die steinernen Füße sind angebrochen – und auch an anderen Stellen macht sich das Alter der rund 170 Jahre alten Figuren bemerkbar. „Einzelne Körperteile sind mit Eisendübeln verbunden“, weiß Dombaumeister Meyers und verweist auch hier auf Probleme durch eindringendes Wasser. Von einem Gerüst aus und unter dem Schutz der geschlossenen Einhausung werden Fachleute die Figuren aus der Nähe untersuchen. Erst dann könne das passende Sanierungsverfahren entschieden werden, so Meyers. Für die ansonsten hoch oben unter dem „Energiebaum“ an der Kettwiger Straße recht unbehelligt hängende Kreuzigungsgruppe ist dies bereits die vierte Sanierung – zuletzt rückten Restauratoren den Figuren 1973 zu Leibe.

Neues Schieferdach

Auch vor dem historischen Kruzifix im Atrium zwischen Anbetungskirche und Dom wird sich in den kommenden Tagen ein Gerüst erheben. Hier steht zunächst eine Sanierung des Schieferdachs der Anbetungskirche an – die Ost-Seite zum Atrium hin wurde bei der letzten Dachsanierung in den 1980er Jahren als einzige Fläche nicht neu eingedeckt. Bei dieser Gelegenheit werden Fachleute auch den Zustand der mittelalterlichen Kreuzigungsfigur an der Atrium-Wand aus der Nähe betrachten.

Anders als rund um die Anbetungskirche sanieren die Arbeiter an der Ostseite des Doms Fugen und Steine bereits seit einigen Wochen gewissermaßen unter Ausschluss der Öffentlichkeit: Ihr Gerüst steht im Garten von Bischof Franz-Josef Overbeck. Wer von hier – oder aus dem Innenhof des Bischöflichen Generalvikariats – zum Dom schaut, sieht dort einen zu Testzwecken bereits im vergangenen Jahre gereinigten und sanierten Fassadenteil. „So hell und freundlich wird auch der Turm der Anbetungskirche“, sagt der Dombaumeister.

Sponsoren gesucht

Die Kosten für diese Sanierungsarbeiten legt in voller Höhe der Münsterbauverein aus. Allerdings sei man durchaus auf Sponsoren-Suche, um weitere Projekte zu realisieren, sagt Meyers. An konkreten Ideen mangelt es dem Dombaumeister nicht: „Das Zifferblatt der Turm-Uhr an der Anbetungskirche braucht eine neue Vergoldung.“ Und es wäre doch schade, wenn man die Gelegenheit eines Gerüsts, das bis an die Zeiger reicht, verstreichen ließe. (tr)

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