von Thomas Rünker

Mülheimer Christen starten erstmals ökumenisch ins neue Kirchenjahr

Katholische und evangelische Christen müssten noch stärker zusammen rücken, haben die rheinische Oberkirchenrätin Rudolph und Generalvikar Pfeffer als Gäste beim ersten ökumenischen Neujahrsempfang in Mülheim betont. Katholische Nikolaus-Groß-Medaille und evangelischer Hoffnungspreis für die evangelischen Notfallseelsorger der Stadt

Zum Beginn des neuen Kirchenjahrs am ersten Advent haben die katholische und die evangelische Kirche in Mülheim erstmals zu einem gemeinsamen Empfang eingeladen

Den Festvortrag haben Oberkirchnerätin Barbara Rudolph und Generalvikar Klaus Pfeffer im Dialog gehalten

Erstmals wurden auch die beiden Preise der Stadtkirche für besonderes christliches Engagement gemeinsam vergeben

Mit einem starken Bekenntnis zum Miteinander der christlichen Kirchen und einer Aufforderung zu tatkräftigem Engagement für die Gesellschaft haben katholische und evangelische Christen in Mülheim am Montagabend, 2. Dezember, ihren ersten ökumenischen Neujahrsempfang gefeiert. Alle Christen seien „gefordert, wachsam zu schauen, was in unserer Gesellschaft passiert. Da müssen wir zusammenstehen und Klartext reden“, sagte Generalvikar Klaus Pfeffer angesichts von wachsendem Populismus und politischem Radikalismus. „Wir Christen müssen Hoffnungsträger für die Gesellschaft sein“, ergänzte Barbara Rudolph, Oberkirchenrätin der Evangelischen Kirche im Rheinland. Gemeinsam mit Pfeffer hielt sie den Festvortrag des Empfangs im Anschluss an einen ökumenischen Gottesdienst in der Kirche St. Mariä Geburt.

„Wenn wir nicht lernen, als evangelische und katholische Christen gemeinsam an einem Strang zu ziehen, werden wir keine gute Zukunft haben“, sagte Pfeffer in dem als Dialog aufgebauten Vortrag. Er verwies auf die Christen in Essen-Vogelheim, die seit einem Jahr gemeinsam das ehemalige evangelische Markushaus nutzen und dort Gottesdienste feiern. „Da merken wir allerdings auch, dass wir aus sehr unterschiedlichen Traditionen kommen“, so Pfeffer. Er sieht keine Alternativen zum „Zusammenrücken“, aber schon in der eigenen Kirche sehe er, wie schwierig dies für Gemeinden oft sei.

Entwicklung der Bistümer mit „ungeheurer Ernsthaftigkeit“

Rudolph bemerkte die „ungeheure Ernsthaftigkeit“, mit der katholische Diözesen wie das Bistum Essen die eigene Entwicklung vorantreiben. „Es ist faszinierend, wenn ihr Bischof Overbeck unseren Superintendenten sagt: ,Die Kirche, wie sie ist, mag 200 Jahre gut gewesen sein, aber sie kommt an ein Ende‘“, sagte die Oberkirchenrätin. „Ich bewundere diese Ernsthaftigkeit, aber ich bewundere auch dieses tiefe Vertrauen in Gott, der sie dabei leitet. Das inspiriert mich.“ Den gerade begonnenen Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland „beobachten wir nicht nur, wir beten auch für ihn.“

Pfeffer wiederum empfindet im Kontakt mit der evangelischen Kirche besonders inspirierend, „dass ich dort Frauen in geistlichen Ämtern begegne“. Gemeinsame Gottesdienste seien „ein großer Reichtum“ – und die katholische Kirche sei gut beraten, „dass sich beim Thema Frauen etwas verändert“. Zudem schätze er an der evangelischen Kirche, „dass sie das Wort Gottes voranstellen“.

Gleich zwei Preise für ehrenamtliche Notfallseelsorger

Als besonderes Zeichen für einen ökumenisch geprägten, christlichen Dienst an der Gesellschaft ehrten die evangelische und die katholische Stadtkirche beim anschließenden Empfang im evangelischen Altenhof die ehrenamtlichen Mülheimer Notfallseelsorge sowohl mit der katholischen Nikolaus-Groß-Medaille als auch mit dem Hoffnungspreis des evangelischen Kirchenkreises. Beide Preise sind jeweils mit 1500 Euro dotiert und wurden erstmals gemeinsam vergeben. Seit 2014 verstärken die Ehrenamtlichen das von der evangelischen Kirche organisierte Team der Mülheimer Notfallseelsorge. Aktuell teilen sich 30 Ehrenamtliche und 19 evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer teilen die Schichtdienste, so dass eine Rund-um-die-Uhr-Rufbereitschaft für Mülheim gewährleistet ist.

„Es ist eine große Ehre, diese Preise entgegen zu nehmen“, sagte Notfallseelsorger Siegfried Hardt. Pfarrer Guido Möller, hauptamtlicher Koordinator der Mülheimer Notfallseelsorge, blickte zurück auf den Beginn der Ehrenamtlerausbildung 2014: „Sofort bildete sich wie vom Zauberhand ein erster ökumenischer Lehrgang“, das Interesse mitzumachen, beschränkte sich nicht auf eine Konfession.

Notfallseelsorger bilden ab Januar neue Ehrenamtler aus

Die Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger werden von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei unter anderem alarmiert, wenn die Polizei eine Todesnachricht überbringen muss, wenn Menschen akut suizidgefährdet sind, oder wenn nach einem Unglück besonders viele Menschen Beistand benötigen. Um für den Dienst gerüstet zu sein, absolvieren alle ehrenamtlichen Teammitglieder eine neunmonatige Ausbildung mit 120 Unterrichtsstunden. Hinzu kommen Einsatzpraktika bei Polizei und Rettungsdienst. Wer sich für dieses Ehrenamt interessiert, soll mindestens 35 Jahre alt. Im Januar beginnt ein neuer Ausbildungskurs in Essen und Mülheim. Informationen gibt es auf der Internetseite der Notfallseelsorge.

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