Mitreden und den Glauben verkünden

Seit 20 Jahren gibt es in Gottesdiensten der Essen-Frintroper Kirchengemeinde St. Josef Ansprachen von Laien. Diese außergewöhnlichen Glaubenszeugnisse dokumentiert jetzt ein neues Buch im Herder-Verlag.

Neues Buch stellt „Laien-Predigt“ in Essener Kirchengemeinde vor

Das Kirchenrecht, das die „Laien-Predigt“ streng verbietet, hätte ihnen einen Strich durch die Rechnung machen können. Dennoch sprechen in derKirchengemeinde St. Josef in Essen-Frintrophttp://www.st-josef.kirche-vor-ort.de/ katholische Laien-Christen seit inzwischen 20 Jahren im Gottesdienst über die Bibel. Ein Auszug ihrer in dieser Zeit entstandenen Ansprachen findet sich in dem soeben erschienenen, knapp 300 Seiten starken Band des Herder-Verlages „Wenn Laien zu Wort kommen – ein außergewöhnlicher Dienst“.

Keineswegs geht es in St. Josef darum, dass fachlich unkundige Laien über ein Thema sprechen würden, von dem sie keine Ahnung hätten. In der Kirchensprache sind „Laien“ Christen ohne Priesterweihe. Predigen dürfen sie nicht – also während des Gottesdienstes die Texte der Heiligen Schrift verbindlich auslegen. „Auf kirchenrechtliche oder gar disziplinarische Auseinandersetzungen hatte niemand Lust“, schreibt Herbert Fendrich, Mann der ersten Stunde im sogenannten Ansprachekreis von St. Josef, im Vorwort des Buches. Aber ein individuelles Glaubenszeugnis geben, gewachsen in der Gemeinschaft des Ansprachekreises – das war möglich. Und so nutzte die Gruppe ihre Chance.

Derzeit bereiten sich sieben Christen aus unterschiedlichen Berufen in gemeinsamen Schriftgesprächen zur Bibel intensiv auf ihren Einsatz im Gottesdienst vor. Insgesamt haben sich in den vergangenen 20 Jahren 16 Gemeindemitglieder für diesen ehrenamtlichen Dienst der sonntäglichen Ansprache zur Verfügung gestellt. Bei den Treffen geht es gelegentlich heftig und lautstark zu, manchmal aber auch sehr leise und persönlich. Schließlich geht es darum, den eigenen Glauben angemessen in Worte zu fassen und den Zuhörern Glaubenshilfe und damit auch Lebenshilfe zu geben. Einmal im Monat spricht ein Mitglied der Gruppe im Sonntagsgottesdienst.

Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer, der die Anfänge der Gruppe als Kaplan in Frintrop hautnah miterlebt hatte, stellt dem Buch ein Begleitwort voran und stärkt der Laienbewegung dadurch demonstrativ den Rücken: „Ich schaue heute mit großem Respekt auf den Ansprachekreis – Gottes Geist, so meine ich, ist da sehr kräftig am Werk!“ Was die Gemeinde St. Josef seit 20 Jahren praktiziert, passt gut zum Zukunftsbild, dem Veränderungsprozess im Bistum Essen, der den Kirchenmitgliedern neue Möglichkeiten eröffnen will, den Gottesdienst durch eigene Ansprachen und persönliche Glaubenszeugnisse zu bereichern. Pfeffer ist sicher: „Von solchen begeisterten Menschen lebt unsere Kirche.“ (cs)

Herbert Fendrich, Arnd Brechmann, Markus Weckesser (Hg.), Wenn Laien zu Wort kommen. Ein außergewöhnlicher Dienst. Freiburg: Verlag Herder 2015. ISBN 978-3-451-34835-8. 19,90 Euro.

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