von Thomas Rünker

Mit offenem Ohr eine große Hilfe: Christine Mootz wird Geistliche Wegbegleiterin

Wenn andere ihr von ihren Schwierigkeiten erzählen, „blühe ich voll auf und kann mich total darauf einlassen, ohne dass mich das selbst belastet“, sagt die 25-jährige Studentin. Dieses Talent will sie nun in der Fortbildung zur Geistlichen Wegbegleiterin trainieren, die das „team exercitia“ des Bistums Essen ab Januar anbietet.

„Reden hilft!“ Und Zuhören auch. Diese Erfahrung hat die 25-jährige Studentin Christine Mootz schon oft in ihrem Leben gemacht – und zwar sowohl beim Reden als auch beim Zuhören. Deshalb macht sie ab Januar einen Kurs im Bistum Essen, um künftig eine noch bessere Gesprächspartnerin sein zu können. „Geistliche Wegbegleitung“ heißt das Programm, in dem sie nach dem Kurs für verschiedenste Rat- und Gesprächssuchende ansprechbar ist. Der Titel „klingt schon ein bisschen sperrig“, sagt Mootz. Und vermutlich würde man damit kaum jemanden vom Schwarzen Brett an der Uni-Mensa abholen. Aber das, was dahintersteckt, „das ist wirklich gut und hilfreich“. Gerade auch für junge Leute – das hat Mootz selbst in den vergangenen Jahren erlebt.

„Geistliche Wegbegleitung bedeutet, dass wir einen Raum für ein Thema öffnen und Zeit haben – fernab von irgendeinem ökonomischen Nutzen“, sagt Mootz. Gerade dies sei zum Beispiel „ein Unterschied zum Coaching“. „Du kommst mit deinem Thema, ich höre dir zu, und wir arbeiten an dem, was dich bewegt“, umschreibt sie den Inhalt einer solchen Begleitung. Dabei könne es um anstehende Entscheidung gehen, um Beziehungen oder um andere Dinge, die vielleicht gerade nicht so richtig rund laufen. Auch wenn „geistlich“ im Titel stecke, „schauen wir in erster Linie auf das Leben“, betont Mootz den sehr konkreten, alltagsnahen Ansatz der Geistlichen Wegbegleitung. Und ja, die genannten Themen „würden wahrscheinlich auch ohne Kirche funktionieren“. Aber das „Geistliche“ der Wegbegleitung könne jedem Thema eine weitergehende Perspektive geben. Wie weit, das bestimmen die Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner selbst. Manche Gespräche drehen sich komplett um den eigenen Glauben, bei anderen fragt die Wegbegleitung vielleicht am Ende schlicht „Was hältst du davon, wenn wir jetzt noch gemeinsam ein Gebet sprechen?“. „Mir hat ein Geistlicher Begleiter mal einfach einen Zettel mit einer Bibelstelle mitgegeben“, berichtet Mootz. Das sei eine passende Ergänzung des Gesprächs gewesen, mehr aber auch nicht.

Mootz hat seit der Abi-Zeit schon mehrere Geistliche Begleitungen erlebt

Geistliche Wegbegleitung und Geistliche Begleitung: Kurs und Infos

Das Bistum Essen bildet ehrenamtlich und hauptberuflich Seelsorgende in zwei verschiedenen Fortbildungen fort, um Menschen in Gesprächen in besonderen Lebenssituationen oder bei speziellen Fragen zu begleiten. Geistliche Begleitungen sind kostenfrei.

  • Ehrenamtliche können zunächst – wie Christine Mootz – den einjährigen Kurs zur „Geistlichen Wegbegleitung“ absolvieren. Ein neuer Kurs startet im Januar, Anmeldegespräche sind trotz des bereits überschrittenen Anmeldeschlusses in den kommenden Novembertagen noch möglich. Alle Informationen zu Terminen, Kursinhalten, Kosten und Fördermöglichkeiten gibt es hier: https://ehrenamt.bistum-essen.de/news-details/fortbildung-geistliche-wegbegleitung. Individuelle Beratung gibt es beim „team exercitia“, Telefon: 02324 / 39197-0, E-Mail: team.exercitia@bistum-essen.de
  • Wer hauptberuflich in der Seelsorge tätig ist oder im Rahmen des ehrenamtlichen Engagements bereits den Kurs zur Wegbegleitung absolviert hat, kann die zweijährige Fortbildung zur „Geistlichen Begleitung“ belegen. Wer diesen Kurs abgeschlossen hat, wird auf dieser Seite aufgeführt und kann dort direkt für eine Begleitung kontaktiert werden: https://team-exercitia.de/geistlichebegleitung/
    Am 29. November schließen 15 weitere Menschen die aktuelle Fortbildung zur Geistlichen Begleitung ab.

Mootz hatte gerade ihr Lehramtsstudium abgeschlossen und in Münster einen theologischen Masterstudiengang gestartet, als sie vor einigen Wochen von dem Kurs zur Geistlichen Wegbegleiterin im Bistum Essen hörte. „Das passt für mich richtig gut, weil es die Theorie an der Uni sehr praxisnah ergänzt.“ Seit der Abi-Zeit habe sie schon mehrere Geistliche Begleitungen erlebt, unter anderem bei studentischen Wochenendveranstaltungen der katholischen Studierendenförderung Cusanuswerk, bei denen diese zum Standardangebot gehörten. „Das hat mir immer sehr gut getan.“ Gleichzeitig habe sie in den vergangenen Jahren gespürt, dass sie für Freundinnen und Freunde oder Angehörige in bestimmten Situationen zu einer besonders wichtigen Gesprächspartnerin geworden ist.

„Ich sehe mich als eine Ansprechperson“, sagt Mootz. Und für diese – rein ehrenamtliche – Aufgabe will sie sich nun noch besser ausbilden lassen. Vom Kurs, den das „team exercitia“ des Bistums Essen anbietet, erhofft sie sich nicht nur Techniken der Gesprächsführung, sondern zum Beispiel auch „Hinweise auf die Grenzen meiner eigenen Kompetenzen“. Wann sollte sie zum Beispiel eine Psychotherapie empfehlen – „und wo kann ich dann hin vermitteln?“. Spirituelle Elemente und Glaubensinhalte sind zudem die geistlichen Komponenten des Wegbegleitungs-Kurses. Wichtig sei, „dass eine Geistliche Wegbegleitung ein Safe Space ist“, sagt Mootz. „Die Menschen sollen sich nur so weit öffnen, wie sie wollen und müssen jederzeit wieder gehen können.“ Für die Begleitung bedeutet dies, auch wieder loslassen können zu müssen – und bloß kein Helfersyndrom zu entwickeln.

Aber was ist für Mootz so reizvoll daran, sich mit anderer Leute Sorgen zu beschäftigten? „Vielleicht ist es ein Charakterzug von mir, dass mich das nicht so mitnimmt“, vermutet die junge Frau. Ganz im Gegenteil: „Wenn ich mit Leuten spreche, die gerade sehr zu kämpfen haben, dann blühe ich voll auf und kann mich total darauf einlassen, ohne dass mich das selbst belastet.“ Dieses Talent möchte sie einsetzen, um anderen Menschen zu helfen. „Es ist so wertvoll, wenn ich im Gespräch für andere Menschen Räume öffnen kann.“ Gleichzeitig gehe es darum, „dass sich Menschen gesehen fühlen. Jeder Mensch ist geliebt und grundsätzlich gut und hat seine eigenen Schwierigkeiten im Leben“, beschreibt Mootz ihre von ihrem Glauben geprägte Sicht auf die Menschen. Mit ihrem Gesprächsangebot „will ich ein kleines Zeichen sein, dass Menschen dies erfahren können“.

Ansprechpartner

Leiter team exercitia

Dr. Klaus Kleffner

Thingstr. 41
45527 Hattingen

    Pressestelle Bistum Essen

    Zwölfling 16
    45127 Essen