von Simon Wiggen

Misereor-Fastenaktion: Mini-Molkereien helfen der Landbevölkerung

Viehzüchter und ganze Dörfer profitieren von kleinen Molkereien in Burkina Faso. Mariam Diallo (51) spricht für Misereor in Essen, Gelsenkirchen und Oberhausen über ihre Erfolge in ihrer Heimat – und warum ihr ein europäisches Produkt das Leben schwer macht.

„Lait du bonheur“ – Glücksmilch – steht auf jeder Verpackung, die in der Mini-Molkerei in Tambolo im Süden Burkina Fasos hergestellt wird. Und tatsächlich ist die Glücksmilch ein Glücksfall für die Bewohner des kleinen Dorfes. Denn seit es die solarbetriebene Mini-Molkerei gibt, haben unzählige Menschen von ihnen wieder einen Arbeitsplatz mit einem sicheren Grundeinkommen.

Eine von ihnen ist Mariam Diallo. Die 51-Jährige Mutter von drei Kindern und Tochter eines Viehzüchters ist die Präsidentin der Molkerei und gerade auf Einladung des Hilfswerks Misereor im Ruhrgebiet unterwegs. In Schulen, Kirchengemeinden und Verbänden macht sie auf die diesjährige Misereor-Fastenaktion „Die Welt ist voller guter Ideen. Lass sie wachsen.“ aufmerksam. „Bevor es die Molkerei gab, war unser Leben sehr, sehr hart“, erzählt Mariam Diallo. Die Frauen hätten früh morgens die Kühe gemolken und anschließend versucht, die Milch in benachbarten Familien zu verkaufen. Oft seien die Frauen den ganzen Tag lang unterwegs gewesen und hätten abends die Milch wegschütten müssen, weil sie in der Hitze des Tages schlecht geworden sei.

Seit es die Mini-Molkerei im Dorf gibt sind die Wege kürzer geworden und die Frauen können mit einem festen Betrag rechnen, weil sich die Molkerei verpflichtet hat, die Milch abzunehmen. Hinzu kommen Jobs in Verkauf und in Vermarktung der Milch, so dass am Ende viel mehr Menschen von einer Mini-Molkerei profitieren als nur die Viehzüchter. Von dem Gehalt können die Frauen Medikamente kaufen, die Kinder in eine Schule schicken und sind finanziell unabhängiger von ihren Männern, die in der muslimischen, teils polygamen Gesellschaft in Westafrika meist noch andere Frauen mit Familie haben. Mit der Hilfe und dem Know-How von Misereor kreuzen die Viehzüchter Rinderrassen in die lokalen Herden ein, die den Milchertrag pro Kuh fast verdoppeln, und bauen Saubohnen als Futter für die Trockenzeit an, die ebenfalls den Milchertrag steigern. 

„Dieses System funktioniert sehr gut. Es gibt aber ein ernstes Problem“, sagt Mariam Diallo und zeigt ein Foto von einem afrikanischen Supermarktregal, das voll mit europäischen Milchpulverprodukten ist. „Mit diesen Preisen können wir nicht mithalten“, klagt Diallo. Das europäische Angebot an Produkten in Burkina Faso sorge in ihrer Heimat für Arbeitslosigkeit, Armut und schließlich für die Flucht nach Europa. „Das muss sich dringend ändern! Helfen Sie uns, Arbeitsplätze in Afrika zu schaffen“, wünscht sich Diallo. Frei nach dem afrikanischen Sprichwort: „Lehre mich zu fischen, statt mir Fische zu schenken.“

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Hintergrund:

Mariam Diallo ist auf Einladung des Hilfswerks Misereor im Ruhrbistum. Unter dem Leitwort "Die Welt ist voller guter Ideen. Lass sie wachsen." rückt die Fastenaktion 2017 Menschen in den Mittelpunkt, die in Burkina Faso, am Rande der Sahelzone, ideenreich und mit neuen Methoden höhere Einkommen erwirtschaften und damit die Ernährung und Versorgung für sich und ihre Familien sicherstellen.

Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
45127 Essen