Mehr Transparenz bei kirchlichen Finanzen

Mehr Transparenz beim Thema "Geld", Verhandlungen über eine Ablösung der so genannten "Staatsleistungen" sowie die Unterstützung ärmerer durch reichere Bistümer hat der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer auf dem 99. Katholikentag in Regensburg gefordert. Die Katholische Kirche stehe vor erheblichen finanziellen Risiken.



Generalvikar Klaus Pfeffer sprach auf dem Katholikentag in Regensburg

Angesichts der intensiven Diskussion über die kirchlichen Finanzen hat der Generalvikar des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, auf dem Katholikentag in Regensburg mehr Transparenz beim Thema Geld, eine Diskussion über die Staatsleistungen und mehr Unterstützung ärmerer durch reichere Bistümer gefordert. „Wir brauchen ein größeres Maß an Solidarität und Bereitschaft zu einer gemeinsamen Finanz- und Wirtschaftspolitik in der deutschen katholischen Kirche“, sagte Pfeffer am Donnerstag beim Katholikentags-Podium „Am Gelde hängt – doch nicht das Seelenheil“. Es sei „unbefriedigend, dass wir keinen Gesamtüberblick über die Finanzen der katholischen Kirche in Deutschland haben – und aufgrund der extrem komplexen Struktur nicht bekommen werden“, räumte Pfeffer ein. Er verwies aber auch auf „unterschiedliche Auffassungen von Transparenz“ zwischen verschiedenen Bistümern und anderen kirchlichen Trägern, die die weltliche Öffentlichkeit so nicht akzeptiere.

Nachdrücklich forderte der Generalvikar Verhandlungen über eine Ablösung der sogenannten Staatsleistungen. Zwar hätten bereits manche Bistümer Verhandlungsbereitschaft signalisiert, doch die Diskussion darüber gehe nicht voran: „Es wäre ein gutes Zeichen, wenn die katholische Kirche die Bereitschaft zeigt, mit dem Staat über eine Ablösung dieser Dotationen zu sprechen“, so Pfeffer. In der Öffentlichkeit würde die Berechtigung der Ausgleichszahlungen für Enteignungen kirchlicher Einrichtung zu Beginn des 19. Jahrhunderts zunehmend in Frage gestellt. Angesichts der großen regionalen Unterschiede sei ein Verzicht ohne einen innerkirchlichen Ausgleich „in einigen Bereichen unserer Kirchen nicht zu schultern“, so Pfeffer. Dennoch sollten die Kirchen die Diskussion über eine Ablösung vorantreiben, sonst könne es sein, „dass irgendwann die öffentliche Stimmungslage in dieser Frage über die Kirchen entscheiden wird, ohne dabei mit den Kirchen zu sprechen“. Bundesweit erhalten die katholischen Bistümer schätzungsweise 200 Millionen Euro im Jahr an Staatsleistungen, davon flossen zuletzt indes lediglich rund 1,75 Millionen Euro an das Bistum Essen.


Finanzielle Risiken der Kirche

Pfeffer sieht die katholische Kirche in Deutschland vor enormen finanziellen Risiken, „die kaum bewusst sind“. Einerseits würden die Kirchensteuer-Einnahmen in den kommenden Jahren sinken, „vor allem aufgrund der unaufhaltsam schwindenden Bindungskraft der sterbenden Volkskirche. Zum anderen fürchtet Pfeffer hohe wirtschaftliche Risiken bei kirchlichen Einrichtungen und wirtschaftlichen Beteiligungen – nicht nur bei Krankenhäusern und anderen Unternehmen im Sozialbereich. Die Insolvenz des Weltbild-Verlags sei „ein unrühmliches Beispiel, welche Risiken drohen“. Nötig sei „ein Risikomanagement, das sich nüchtern und radikal allen Gefahren der Zukunft stellt“, so Pfeffer.

Deutlich stärker als bislang müssten die einzelnen Bistümer in Deutschland füreinander einstehen, forderte der Essener Generalvikar. Es gebe große Unterschiede in der Finanz- und Wirtschaftskraft der deutschen Bistümer – einerseits aufgrund verschiedener historische Entwicklungen, andererseits aufgrund unterschiedlicher regionaler Wirtschaftsentwicklungen. Pfeffer erinnerte jedoch an die Worte des Apostels Paulus, nach denen „alle Glieder eines Leibes mitleiden, wenn ein einziges leidet“. Deshalb seien diese Unterschiede „nicht egal. Wir tragen füreinander Verantwortung – ob wir wollen oder nicht!“, so Pfeffer.

In der Podiumsdiskussion im Anschluss an Pfeffers Vortrag nannte der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller die Systeme der kirchlichen Finanzkontrolle in Deutschland „grundsätzlich gut“. Problematisch sei aber, dass in den Gremien zur Kontrolle der Ausgaben zu oft dieselben Leute säßen, die an anderer Stelle die Ausgaben selbst veranlassten. Immerhin, so Schüller, gingen erste Bistümer derzeit dazu über, hier eine Trennung vorzuschreiben.

Ulrike Gote, Vizepräsidentin des bayerischen Landtags (Grüne), betonte, Kirche und Staat hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten „gut eingerichtet“ im System der Kirchenfinanzierung. Ihrer Ansicht nach müsse der Staat „mehr Begründungen einfordern“, warum er der Kirche an dieser oder jener Stelle Geld geben soll. „Aber auch die Kirche muss innovativer werden“, forderte die engagierte Katholikin, „im Sinne eines guten Innovationsmotors für die Gesellschaft“.

Pfeffer mahnte, die Kirche dürfe sich auch mit Blick auf ihre Finanzen nicht zu sehr mit sich selbst beschäftigen. Der übergroße Teil der Kirchensteuer-Einnahmen „kommt von Leuten, die gar nicht zu unserem innerkirchlichen Raum gehören“, so Pfeffer. Das seien Menschen, die vielleicht nur Weihnachten oder Ostern zur Kirche kämen, oder Kontakt zur Kirche suchten, weil sie eine schöne Hochzeit, die Taufe ihres Kindes oder eine würdige Trauerfeier für einen verstorbenen Angehörigen wünschten. Diesen Menschen müsste sich die katholische Kirche viel stärker widmen als bislang – jedoch keinesfalls nur aus finanziellen Gründen. (tr)


Vortrag von Generalvikar Klaus Pfeffer

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