von Cordula Spangenberg

Ludgerusfest in Essen-Werden – Prozession wird ergänzt durch „Pommes und Frommes“

Trierer Bischof Stephan Ackermann über die missionarische Kirche: „Lebe so, dass dein Leben nur Sinn macht, wenn es Gott gibt.“

Dass der heilige Liudger seinerzeit die Berufung auf den Bischofssitz von Trier ausschlug, um weiter als Missionar wirken und das Essen-Werdener Kloster gründen zu können, später aber doch noch erster Bischof von Münster wurde – das nehmen die Trierer Katholiken dem Heiligen nicht übel. Zum diesjährigen Ludgerusfest am 1. September reiste sogar der Trierer Bischof Stephan Ackermann nach Werden, um den Heiligen Liudger zu würdigen, die traditionelle Umtragung der Gebeine des Heiligen durch die Straßen rund um die Basilika mitzugehen und in seiner Predigt die Frage nach den gemeinsamen Wurzeln einer missionarischen Kirche im 8. Jahrhundert und in unserer Zeit zu stellen.

Dass Deutschland heute oft als neues „Missionsland“ bezeichnet werde, liege weniger am überzeugten Atheismus als an einer religiösen Gleichgültigkeit, sagte Ackermann. Demgegenüber werbe eine missionarische Kirche nicht mit Propaganda oder aufrüttelnden Aktionen für den Glauben der Christen, sondern in erster Linie mit der eigenen Lebensform: „Lebe so, dass dein Leben nur Sinn macht, wenn es Gott gibt.“ Großzügig mit anderen umzugehen – sogar bereit zu sein, sich ausnutzen zu lassen „um Jesu willen“, das verständen Andersdenkende nur, wenn sie wüssten, „dass du an Gott glaubst“, so Ackermann.

Da das Ludgerusfest in diesem Jahr auf den 1. September fällt, erinnerte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck am Ende des Pontifikalamtes an den 80. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkrieges. Terrorismus bahne sich zunächst in Gedanken, dann in Worten und zuletzt in Taten seinen Weg: „Wir müssen einstehen für das Recht auf Gleichheit aller Menschen“, sagte Overbeck.

Zum Ludgerusfest in Werden kommen auch heute noch alljährlich rund 1000 Besucher und leisten damit ihren Teil an der Erfüllung eines fast 900 Jahre alten Gelübdes, das Bernhard von Wevelinghoven, Abt der ehemaligen Benediktinerabtei Werden, im Jahr 1128 gegeben hatte, um von Werden eine Hungersnot abzuwenden. Gregor Meder, Vorstand der Ludgerus-Gemeinschaft, die das Gedenken an den Heiligen Liudger wach hält, organisiert seit zehn Jahren das Fest am ersten September-Sonntag. Und er tue es „immer noch gern, wenn man sieht, wie viele Leute auch aus größerer Entfernung angereist kommen“, sagt Meder. Alte Frömmigkeitsübungen und Glaubensformen wie die öffentliche Umtragung der Gebeine eines Heiligen würden zwar oft tot gesagt. Doch Meder hat den Eindruck: „Es ist nicht tot, aber es ist anders und zieht nach wie vor viele Besucher an – das sehen wir heute wieder.“

„Anders“ – nämlich an den Interessen junger Menschen orientiert – ist die Aktion „Pommes und Frommes“ als Beitrag zum Ludgerusfest. Zum zweiten Mal hatten Jugendliche der Pfarrei und die Schulseelsorge des Mariengymnasiums am Samstagmittag vor der Basilika eine Bühne für Live-Musik, eine Fritten-Schmiede und die „Spiri-Jurte“ der Pfadfinder aufgestellt, während drinnen in der Kirche der Ludgerusschrein zum ruhigen Aufstellen einer Kerze einlud.

Für Senioren bietet das Ludgerusfest am Samstagnachmittag einen eigenen Gottesdienst mit Krankensalbung. Ökumenisch wird jeweils am Freitagabend der Gottesdienst zur Erhebung des Schreins aus der Krypta in den Kirchenraum gefeiert: Die Predigt hielt in diesem Jahr Pastor Lars Linder, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Essen. Die evangelische Kirchengemeinde Werden beteiligt sich am Fest traditionell mit einer Gebets-Statio während der Prozession am Sonntagmorgen und in diesem Jahr darüber hinaus mit dem Filmabend „Ein Mann seines Wortes“, dem Film mit und über Papst Franziskus.

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