von Lisa Mathofer

Kreativ, neugierig, offen für Neues: Dietmar Schmidt feiert 50. Priesterjubiläum

Studentenpfarrer, Frauenseelsorger, Geistlicher Rektor, Stadtdechant: Pfarrer Dietmar Schmidt war viel unterwegs im Bistum Essen. Die längste Zeit seines Priesterberufs verbrachte er in St. Maria Magdalena in Wattenscheid-Höntrop, dort ist er auch im Ruhestand mit seinen kreativen Ideen aktiv. Am 2. Februar feiert der 76-Jährige sein 50. Priesterjubiläum.

Leise plätschernd fließt klares Wasser von der Ecke in die Mitte des steinernen Taufbeckens aus schwarzem Marmor. Pfarrer Dietmar Schmidt sitzt neben der kleinen Wasserquelle, seine Füße abgestellt auf den Steinstufen darunter. Vor über 20 Jahren hat er dieses besondere Taufbecken für die Kirche von St. Maria Magdalena entwickelt: Gläubige können komplett hineingehen und untertauchen. Auch Särge von Verstorbenen werden bei Beerdigungen auf einer Acrylglasplatte über das Taufbecken gelegt.

Starke Zeichen wieder mehr hervorheben

 „Es ist ein Ort, der für Leben und Tod steht, für den Beginn des Glaubenslebens und sein Ende“, sagt Schmidt. Mit Liebe zum Detail erzählt der 76-Jährige von den kreativen Ideen, das Taufbecken in Gottesdienste einzubinden, immer wieder neu zu nutzen. „Das ist mein Anliegen: Starke Zeichen, die es in der Liturgie gibt, wieder mehr hervorzuheben“, sagt er. Auch die Idee zum besonderen Taufbecken entstand aus dieser Haltung. „Während meiner Zeit als Geistlicher Direktor an der Wolfsburg habe ich mich sehr stark mit der Taufe beschäftigt, vor allem mit der frühkirchlichen Praxis des Augustinus“, erzählt er. „Das, was wir heute machen – dem Menschen bei der Taufe etwas Wasser über die Stirn zu gießen – ist ja eigentlich nur noch ein Restritus. Im Mittelalter war die Ganzkörpertaufe eine gängige Form.“

Auch andere katholische Traditionen veränderte Schmidt in der Wattenscheider Gemeinde. Statt vorgeformter Hostien gibt es dort selbst gebackenes Brot, das deutlich sichtbar gebrochen und verteilt wird. Wer zum Gottesdienst in die Kirche kommt, wird an der Tür persönlich begrüßt. „Es sind diese Kleinigkeiten, diese Dinge, die nicht viel kosten, aber viel bewegen und authentisch sind“, ist sich Schmidt sicher. Seit seinem Ruhestand vor rund einem Jahr übernimmt er weniger Aufgaben in der Wattenscheider Gemeinde, versucht aber, sich kreativ einzubringen, wenn es geht. „An solchen Dingen habe ich große Freude“, sagt er.

Die hat der Pfarrer auch bei seinem Hobby als Tierfilmer. „Dann fahre ich ans Ostufer der Müritz nach Mecklenburg-Vorpommern, beobachte Seeadler und Kraniche oder Fuchsbauten“, erzählt er. „Ich wohne bei einem Förster, komme so auch an Orte, an die man nicht so leicht kommt.“ Die Filmsequenzen haben manche Gemeindemitglieder auch schon in ihrer Kirche gesehen: Projiziert auf die weißen Segeltücher an Kirchendecke und –wänden.

„Eine Chance für eine spannende Zeit“

Dinge verändern, Neues wagen und Wandel nutzen: Bereits als Kaplan nutzte Schmidt ab 1970 seine Chancen, vor Ort aktiv mitzuwirken. „Bei meiner ersten Stelle in St. Fronleichnam in Essen-Borbeck war ich im zweiten Jahr alleine, aber gerade das war eine Chance für eine tolle und spannende Probierzeit“, erinnert er sich. Fünf Jahre bleibt er dort, bis er in die Universitätspfarrei St. Augustinus in Bochum-Querenburg wechselt, dann als Studentenpfarrer an der Ruhruniversität arbeitet. In „Die Wolfsburg“ kommt Schmidt 1986, als die Katholische Akademie gerade komplett renoviert wird. Zehn Jahre arbeitet er an der „Schnittstelle zwischen Kirche und Gesellschaft“, ist gleichzeitig als Frauenseelsorger im Bistum unterwegs. Als Stadtdechant für Bochum und Wattenscheid setzt er sich vor allem für Ökumene, für eine gute Nachbarschaft von katholischen und evangelischen Gemeinden vor Ort, aber auch auf Stadtebene ein. 

Die Stationen seines Priesterberufs noch einmal in Gedanken durchgehen wird er bei seinem 50-jährigen Priesterjubiläum am 2. Februar, gemeinsam mit den eingeladenen Weggefährten seiner Stationen als Priester im Bistum Essen. „Die Kirche hat sich in 50 Jahren so radikal verändert, wie es sich damals niemand hätte vorstellen können – positiv, aber auch mit allen Herausforderungen“, sagt Schmidt heute.

Eigentlich ein echter Oberbayer

Während des Zweiten Weltkriegs flüchtet seine Mutter aus Essen nach Ruhpolding zu einer Verwandten, 1943 wird Dietmar Schmidt dort geboren. „Ich bin also eigentlich ein echter Oberbayer“, sagt er und lacht. Nach Kriegsende kommt er zurück nach Essen-Rüttenscheid, wächst dort als Einzelkind mit seiner katholischen Mutter und dem evangelischen Vater auf. „Meine katholische Laufbahn war eher klassisch, ich war gerne Messdiener und Sternsinger“, sagt Schmidt. „Als Kind bin ich aber vielen Priestern begegnet, die überzeugend waren, mich sehr geprägt haben.“ Seine Berufswahl basiere vor allem auf diesen positiven Erfahrungen im Bistum Essen. Am 30. Januar 1970 wird er in seiner Heimatgemeinde St. Ludgerus zum Priester geweiht.

Eine Entscheidung, an der er nie gezweifelt habe. „Ich bin wirklich an allen Stationen beschenkt worden, musste keine beruflichen Krisen bewältigen“, sagt Schmidt. Als er 1996 als Pfarrer nach St. Maria Magdalena kommt, kommen sie dann doch kurz, die Zweifel. „Ich dachte: ‚Du bist so viel unterwegs gewesen, wie soll das nur werden, wenn ich nur an einem Ort bin‘“, erinnert sich Dietmar Schmidt. Er sei sich unsicher gewesen, ob er an einem ständigen Ort glücklich sein, in seinen neuen Aufgaben erfüllt sein kann. Das Taufbecken war der wohl prägendste Beweis: Er kann.

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