KjG-Kinderstadt bringt Wirtschaft, Politik und Verantwortung spielerisch zusammen

Neben der "Werbeagentur" in der KjG-Kinderstadt wird der Essener Weihbischof Andreas Geßmann von jungen Journalistinnen und Journalisten interviewt. Foto: Steffen Dennert | KjG
Der Städtische Service muss noch den Rasen mähen, die Bank braucht einen zusätzlichen Schalter – und das Café ist zwischenzeitlich pleite. In der „Kinderstadt“ der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) erleben in dieser Woche 100 Jungen und Mädchen, wie ein demokratisches Zusammenleben mit Wirtschaft und Politik organisiert wird. Am Donnerstag hat der Essener Weihbischof Andreas Geßmann die Kinderstadt in Borken besucht, die die KjG-Diözesanverbände Essen und Münster zum ersten Mal eingerichtet haben und die im Hintergrund von rund 60 ganz überwiegend ehrenamtlich tätigen jugendlichen und erwachsenen KjG-Mitgliedern betreut wird. „Eine sehr beeindruckende Aktion“, sagt Geßmann zu der Ferienaktion: „Die Kinder lernen hier verschiedene Berufe kennen, erleben politisches Handeln und müssen ganz praktisch Verantwortung übernehmen“.
So können sich die Kinder entscheiden, ob sie in der Kinderstadt lieber in einem Handwerksbetrieb, im Amt oder in der Bank arbeiten möchten oder lieber Postbote, Baumeisterin, Journalist oder Politikerin sind. Für ihre Arbeit erhalten sie Geld, das sie wiederum ausgeben können. Gleichzeitig beschließen die Kinder Regeln für das Zusammenleben, wenn an jedem Abend das Stadtparlament tagt. Weihbischof Geßmann berichtet zudem davon, dass dort nicht nur entschieden wurde, kein Bürgergeld einzuführen – weil das Geld sonst anderswo gefehlt hätte – sondern auch auf eine Polizei zu verzichten, schließlich hätten sich ja alle den Werten für ein friedliches Zusammenleben verpflichtet.
„In der Kinderstadt sind die Kinder miteinander kreativ – das stärkt das Selbstbewusstsein“, hat Weihbischof Geßmann erlebt. Zudem würden die Mädchen und Jungen in den realitätsnah arbeitenden Betrieben vielleicht auch den ein oder anderen Berufswunsch entwickeln.
Wirtschaftliches Denken und Handeln war am Donnerstag insbesondere im Café der Kinderstadt gefragt: Denn das musste plötzlich Insolvenz anmelden, als die Bank die ausstehenden Schulden eintrieb. Vermutlich war der eingekaufte Waffelteig im Vergleich zu den günstig angebotenen Snacks zu teuer, so dass das kleine Unternehmen in wirtschaftliche Schieflage geriet. Auf Waffeln & Co. müssen die Einwohnerinnen und Einwohner der Kinderstadt dennoch nicht verzichten: Spontan nutzten die Kinder den großen Andrang am „Besuchertag“ und baten Weihbischof Geßmann und zahlreiche andere prominente Gäste bei einer Crowdfunding-Aktion für das Café um Spenden. Die ist offenbar so erfolgreich gelaufen, dass das Stadtparlament am Abend diese Spenden um eine zusätzliche Finanzspritze ergänzte, zudem soll das Café nun mit Milchshakes als neues Produkt weiteres Geld einnehmen. Einem süßen Ausklang der ersten Essener/Münsteraner Kinderstadt am Samstag steht also nichts im Wege.