von Thomas Rünker

Kirchen laden zur entspannten Pause auf der Reisemesse ein

Noch bis Sonntag stehen die katholische und die evangelische Kirche auf der „Reise + Camping“-Messe in Essen mit einem Kaffeemobil und gemütlichen Picknickbänken und laden müde Messebesucher zu einer entspannten Pause ein.

Die Oase liegt zwischen der Oper von Sydney, französischen Campingplätzen und asiatischem Streetfood. Auf der Urlaubsmesse „Reise & Camping“ haben die katholische und die evangelische Kirche mitten in der Halle 7 einen „Rastplatz“ aufgebaut, der mit einer Wald-Kulisse, grünem (Kunst-)Rasen und hölzernen Picknick-Bänken zu einer entspannten Pause einlädt. Und wer dann einen Kaffee oder Tee möchte, bekommt diesen vom Seelsorge-Team frisch von der Ladefläche der italienischen „Ape“ serviert, einem dekorativen dreirädrigen Lieferwagen.

Den Leuten gefällt’s: Am Mittag sind alle Plätze belegt, und an der Kaffeemaschine bildet sich eine kleine Schlange. „Der Kaffee ist lecker – und es ist gut, dass die Kirche mal rauskommt zu den Leuten“, sagt ein Ehepaar aus Plettenberg, für die schon der Besuch der Urlaubsmesse „ein Tag Auszeit“ ist. Ähnlich sieht das ein Ehepaar aus dem Soester Land: Den Kirchen-Stand haben sie nicht bewusst angesteuert, nun freuen sie sich aber über die Gelegenheit zum Pausieren. Die Kirchen sollten „viel häufiger solche Aktionen in der Öffentlichkeit machen“, sagt die Westfälin. „Die sollten doch da sein, wo das Leben spielt!“

Marktkirchen-Pfarrer schenkt Kaffee auf der Reisemesse aus

Das hört Jan Vicari gern. Er ist Pfarrer der evangelischen Marktkirche in der Essener Innenstadt. Während er sonst mit seiner Kirchenbank in der Fußgängerzone sitzt, verteilt er nun in der Messehalle Kaffeetassen. „Ich bin gerne da, wo die Leute sind“, sagt Vicari, das sei auf der Messe kaum anders als auf der Kettwiger Straße. Warum dann gerade ein Kirchenstand auf der Urlaubsmesse? „Urlaub hat viel mit großen Gefühlen zu tun, mit Sehnsuchtsorten.“ Und wo so viele Emotionen im Spiel sind, sei auch die Kirche gut aufgehoben. Nicht nur mit Pilgerwegen, wie dem im Ruhrbistum, oder Angeboten für Urlauberinnen und Urlauber – wie der Touristenseelsorge auf der niederländischen Ferieninsel Texel – sondern eben auch auf der Urlaubsmesse. Zumindest sind die Eindrücke vom Pilotprojekt „Rastplatz“ nach den ersten eineinhalb Messe-Tagen mehr als positiv. „Das Schöne ist, dass viele Menschen an unseren Picknicktischen miteinander ins Gespräch kommen, auch wenn sie sich vorher nicht kannten“, hat Diakonin Lisa Maas beobachtet. Klar, die meisten hier haben ein gemeinsames Thema: Wo wollen Sie denn das nächste Mal Urlaub machen?

„Wo soll’s denn mit uns hingehen?“

#Segensbecher laden zur virtuellen Reise ein

Wer am Rastplatz auf der Urlaubsmesse einen Tee oder Kaffee genossen hat, darf den praktischen Thermobecher mit Karabiner-Haken mitnehmen. Damit verbunden ist die Einladung, den Becher beim nächsten Ausflug oder der nächsten Reise zu fotografieren und das Bild mit dem Hinweis „#Segensbecher“ in sozialen Medien zu posten. Bestenfalls entsteht so eine virtuelle Reise vom kirchlichen Kaffeeautomaten auf der „Ape“ in alle Welt.

Dabei stecke hinter der Frage „Wo soll’s denn mit uns hingehen?“ manchmal eben auch mehr als nur die Suche nach dem nächsten Urlaubsort, meint Pfarrer Vicari. „Im Alltag stehen wir selten vor einer solchen Gestaltungsfrage. Aber wenn’s um den Urlaub geht, geht’s doch auch darum, was uns gut tut, wo es schön ist, wo es uns gefällt, wo wir gemeinsam Zeit verbringen wollen.“

Und das sind dann Themen der Gespräche auf dem Messe-Rastplatz. „Hier ist ein Ort, an dem die Leute nichts machen müssen“, sagt Sebastian Neugebauer, Leiter der Abteilung Weltkirche im Bistum Essen, der an diesem Donnerstag ebenfalls eine Schicht am Kaffeemaschine übernommen hat. „Hier wird nichts verkauft, für nichts geworben – hier können die Leute einfach nur da sein.“ Selbst Tee oder Kaffee gibt’s geschenkt oder gegen eine Spende – was manche Messe-Gäste sichtlich irritiert. Dass der Stand ein kirchliches Angebot ist „bekommen manche anfangs gar nicht mit. Die meisten finden das aber gut“, sagt Neugebauer. „Einer hat vorhin gesagt: ,Mit eurer Amtskirche könnt ihr mir wegbleiben, aber dass ihr hier auf die Messe rauskommt, das ist super.‘“ Noch bis Sonntagabend bilden jeweils drei haupt- oder ehrenamtliche Kirchen-Beschäftigte ein Team am Stand 7G19. So kann sich dann bestenfalls ein Team-Mitglied um die Heißgetränke kümmern, während sich die zwei anderen mit den Gästen unterhalten.

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