von Thomas Rünker

Katholiken feiern Fronleichnam mit festlichen Gottesdiensten, aber ohne große Prozessionen

Wegen des Corona-Virus müssen die Freiluftveranstaltungen mit oft vielen hundert Teilnehmern in diesem Jahr ausfallen. Einzelne Pfarreien bieten kreative Alternativen an.

Nach Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten wird angesichts der Corona-Pandemie in diesem Jahr auch das Fronleichnamsfest am Donnerstag, 11. Juni, in den Kirchengemeinden des Bistums Essen anders gefeiert werden als üblich. Aufgrund der Abstandsgebote und Kontaktbeschränkungen müssen die vielerorts traditionsreichen und von vielen Menschen begleiteten Prozessionen ausfallen. Stattdessen laden die Gemeinden zu festlichen Gottesdiensten in ihre Kirchen ein. Über die jeweiligen Gottesdienstzeiten sowie die Zugangsbeschränkungen und zum Teil nötige Anmeldungen informieren die Gemeinden auf ihren Internetseiten und in den Schaukästen an den Kirchen.

Einzelne Gemeinden und Pfarreien bemühen sich, mit besonderen Aktionen und kreativen Ideen dem Charakter und Inhalt des Fronleichnamsfests trotz der aktuellen Einschränkungen gerecht zu werden: So lädt die Pfarrei St. Pankratius in Oberhausen-Osterfeld in diesen Tagen Kinder und Jugendliche ein, unter dem Motto „Jesus ist für mich …“ ein Bild oder Plakat zu gestalten und in den Kirchen der Pfarrei abzugeben. An Fronleichnam sollen die Bilder dann im ganzen Stadtteil an verschiedenen Zäunen der Pfarrei aufgehängt werden, als „Zeichen der Gemeinschaft und der Zugehörigkeit zu Jesus Christus“ – wie es sonst die Prozessionen setzen.

Zu einer virtuellen Fronleichnamsprozession zuhause lädt die Bottroper Pfarrei St. Joseph ein: Wer teilnehmen möchte, kann sich aus den Kirchen der Pfarrei ein Faltblatt mit Texten und Liedern mitnehmen – oder es sich online auf https://www.joseph-bottrop.de/2020/06/05/fronleichnam-2020/ herunterladen. Am Fronleichnamstag beginnt dann nach der live auf YouTube übertragenen 10-Uhr-Messe um 11.15 Uhr die „virtuelle Prozession“: Während alle Glocken der Pfarrei läuten, können die Gläubigen im YouTube-Kanal der Pfarrei eine Präsentation verfolgen und anhand des Faltblatts zuhause mitbeten und -singen. Für Kinder gibt es auf der Internetseite der Pfarrei eigene Texte zu Fronleichnam.

Währenddessen planen die Bochumer Propsteipfarrei St. Peter und Paul und die St.-Barbara-Gemeinde in Duisburg-Röttgersbach an Fronleichnam eigene Prozessionen – allerdings deutlich kleiner als sonst und mit einer besonderen inhaltlichen Ausrichtung. In Bochum besucht nach der Messe in der Propsteikirche um 9.30 Uhr „eine Abordnung Einrichtungen für Menschen, die von der Coronakrise besonders betroffen sind, und bringen ihnen den eucharistischen Segen“, kündigt Propst Michael Ludwig an. Geplant ist ein rund dreieinhalbstündiger Gang durch die Bochumer Innenstadt mit kurzen Gebets-Stationen unter anderem an Krankenhäusern, Altenheimen, verschiedenen Kirchen und der Bahnhofsmission. „Wir möchten ein Zeichen der Solidarität setzen und dem Beispiel Jesu folgen, der auch besonders zu den Menschen gegangen ist, die ausgegrenzt und benachteiligt waren.“ Wegen der Corona-Beschränkungen dürfen nur zehn Priester, Messdiener, Diakon, Bannerträger und andere Vertreter der Pfarrei bei der eigentlichen Prozession mitlaufen. Die Bochumer könnten die Prozession aber am Wegesrand oder an den verschiedenen Stationen verfolgen, außerdem soll der Gebets-Weg im Internet live übertragen werden. Nähere Information zum Ablauf gibt es in der kommenden Woche online auf https://www.propstei-bochum.de/.

Im Duisburger Norden feiert die St.-Barbara-Gemeinde um 9.30 Uhr mit Generalvikar Klaus Pfeffer die Heilige Messe. Anschließend zieht auch hier eine zehnköpfige Prozession zum einen zum Quartier am Mattlerbusch, einem inklusiven Wohn- und Nachbarschaftsprojekt sowie zu einem Städtischen Alten- und Seniorenheim. An beiden Häusern möchten die Prozessionsteilnehmer jeweils mit den Bewohnerinnen und Bewohnern an Fenstern oder auf Terrassen und Balkonen beten.

Ohne Prozessionen aber zumindest unter freiem Himmel möchte die Pfarrei St. Joseph in Gelsenkirchen-Schalke das Fronleichnamsfest feiern. Nach der gelungenen Wort-Gottes-Feier an Pfingsten lädt St. Joseph an Fronleichnam erneut in die Glückaufkampfbahn, diesmal zur ersten Heiligen Messe der Pfarrei nach der Corona-Pause. Die Feier beginnt um 11 Uhr, Einlass ist ab 10.40 Uhr. Wegen der begrenzten Platzzahl müssen sich Gläubigen für diese Feier telefonisch im Pfarrbüro anmelden, Tel.: 0209-82504 (montags und donnerstags von 15 bis 17, dienstags, mittwochs und freitags von 9 bis 12 Uhr). Auch die Gemeinde St. Barbara in Gelsenkirchen-Erle plant an Fronleichnam einen Freiluft-Gottesdienst. Details dazu sind noch offen, sind aber rechtzeitig vorher online auf https://www.urbanus-buer.de/ abrufbar.

Bischof Franz-Josef Overbeck feiert am Fronleichnamstag um 10 Uhr eine Heilige Messe im Essener Dom. Wie bei allen Gottesdiensten im Dom erfolgt der Einlass der maximal 65 Gottesdienstbesucher durch den – barrierefreien – Zugang im Kreuzgang.

Das Stichwort: Fronleichnam

Das Wort Fronleichnam stammt vom mittelhochdeutschen „fron“ („Herr“) und „lichnam“ („lebendiger Leib“). In der katholischen Kirche gilt Fronleichnam als Hochfest und wird am ersten „freien“ Donnerstag nach der Osterzeit und den Pfingsttagen gefeiert, um das Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern vom Gründonnerstag mit einem eigenen Festtag zu feiern.

Die Katholiken verehren an diesem Tag in der Hostie das Altarsakrament, das ihnen als Zeichen für die bleibende Gegenwart Jesu Christi gilt. Seit dem 13. Jahrhundert wird als sichtbares Zeichen für diesen Glauben das eucharistische Brot, die Hostie, in einem Schaugefäß, der Monstranz, durch die Straßen getragen.

Pressestelle Bistum Essen

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