von Katholische Nachrichten-Agentur

Informieren, beten, helfen

Am Freitag treffen sich wieder Millionen Christinnen aller Konfessionen auf der ganzen Welt, um gemeinsam zu beten, Ökumene und praktische Solidarität zu üben. Deutschland zählt zu den aktivsten Teilnehmerländern

An jedem ersten Freitag im März meldet sich rund um den Globus die vielleicht größte ökumenische Bewegung der Welt zu Wort – und die ist weiblich. In rund 170 Ländern versammeln sich auch an diesem Freitag (3. März) wieder Christinnen zum „Weltgebetstag der Frauen“, kurz WGT, um konfessionsübergreifend Armut, Ausbeutung, Diskriminierung anzuprangern - und Solidarität zu zeigen, auch mit Spenden. Seit Jahrzehnten nimmt der Weltgebetstag ein einzelnes Land in den Blick, dessen WGT-Aktive die jeweiligen Texte und Lieder für die weltweiten Gottesdienste vorbereiten. Dieses Jahr im Fokus: die Philippinen, die einzige asiatische Gesellschaft mit einer großen katholischen Bevölkerungsmehrheit.

„Informiert beten - betend handeln“, heißt das Motto der seit mehr als 100 Jahren bestehenden Basisbewegung. Monatelang haben sich die WGT-Teilnehmerinnen mit der Lage der Menschen in dem Pazifikstaat befasst, besonders den Problemen der Frauen. Sie betreffen die alltägliche Not – ein Fünftel der Bevölkerung lebt in Armut –, die katastrophalen Folgen des Klimawandels oder die Ausbeutung philippinischer Hausangestellter. Hunderttausende Frauen schuften bei reichen Philippinern oder in den reichen Golfstaaten – oft unter schrecklichen Bedingungen.

Von solchen Schicksalen erzählen auch Texte, die bei den WGT-Gottesdiensten am Freitag verlesen werden. „Was ist denn fair?“, so das diesjährige Leitmotiv. Da berichtet Merlyn, eine junge Frau von der Insel Mindanao, wie sie nach drei Monaten ununterbrochener Arbeit als Hausmädchen immer noch keinen Lohn bekam. Als sie auszog, beschuldigte sie ihre Arbeitgeberin des Diebstahls, und sie landete bis zur Klärung ihrer Unschuld im Gefängnis. Eine andere, Celia aus Luzon, versucht als Tagelöhnerin auf den Zuckerrohrplantagen ihre Kinder durchzubringen. Doch das gelingt ihr kaum, obwohl sie nach der Arbeit noch die Wäsche fremder Leute wäscht und Getränke auf der Straße verkauft.

Geschichten wie diese sind weit weg von der Lebenswirklichkeit der meisten Frauen in Deutschland. Vielleicht ist ihre Beteiligung am WGT gerade deshalb so groß. Unter der Materialsammlung des deutschen WGT-Komitees ist auch ein Päckchen Reis als Symbol für den Lebenswillen philippinischer Frauen. Zwölf Verbände aus neun Konfessionen tragen den Gebetstag hierzulande – von den Evangelischen Frauen in Deutschland über die Heilsarmee bis zur Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands und dem Katholischen Deutschen Frauenbund.

„Sie beten nicht nur, sondern legen auch Knete auf den Tisch“, sagt Irene Tokarski, die Geschäftsführerin des WGT-Komitees im fränkischen Stein. Von den rund 2,7 Millionen Euro Spenden, die jährlich allein in Deutschland zusammenkommen, fließen 2 Millionen in Projekte auf der ganzen Welt, berichtet die katholische Theologin im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Über 6.000 Initiativen für Frauen hat die deutsche WGT-Sektion in den vergangenen 40 Jahren gefördert.

Für Tokarski ist der WGT nicht nur ein starkes Zeichen solidarischer Nächstenliebe und Entwicklungsarbeit, sondern Vorbild für ökumenische Frauenpower - gerade im Reformationsjahr 2017. „Während mehrheitlich männliche Theologen und Kirchenobere weiter über Ökumene streiten, wird diese von den Frauen - in der Regel ohne Ämter und Würden - einfach gelebt und herbeigebetet.“ Wenn die Frauen allein, ohne Pfarrer, um den Altar herum einen weltweiten Gottesdienst feiern, werde jedes Mal eine große Aufbruchstimmung spürbar.

Über mangelnde Unterstützung durch die Amtskirchen können sich die Aktivistinnen, so versichern sie selber, aber nicht beklagen. Kirchengebäude und Pfarrsäle werden ihnen selbstverständlich zur Verfügung gestellt. Und oft säßen auch die Pfarrer mitten unter den Gläubigen im Kirchenschiff.

Auch wenn bislang noch kein Papst anlässlich des WGT ein eigenes Grußwort an die Teilnehmerinnen formuliert hat, liegt deren Einsatz ganz auf der Linie von Papst Franziskus und seinem Ökumene-Verständnis. Christen sollten jede Gelegenheit wahrnehmen, um gemeinsam zu beten und dienen, sagte er erst kürzlich – „vor allem gegenüber denjenigen, die am ärmsten und am meisten vernachlässigt sind“.

Geschäftsführerin Diözesanrat und kfd

Andrea Hollinderbäumer

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Pressestelle Bistum Essen

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