von Cordula Spangenberg

„Ich finde es spannend, in dieser Zeit Priester zu werden“

Robert Hilger aus Essen-Katernberg empfängt am Freitag im Essener Dom die Priesterweihe. Seine Lebensentscheidung fällt in eine Zeit großer Umbrüche in der Kirche.

Als einziger Neupriester des Jahres 2016 im Bistum Essen wird Robert Hilger am Freitagabend, 13. Mai, um 18 Uhr im Essener Dom die Priesterweihe empfangen. Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck wird das Weihegebet über ihn sprechen. Auch die anwesenden Priester werden ihm die Hände auflegen und so die Weihe des Bischofs bestätigen, mit der Hilger in den Berufsstand des Priesters aufgenommen wird - ein Kleriker steht heutzutage wie wenige andere in der Spanne zwischen Tradition und Moderne.

Ebenso wie Ruhrbischof Overbeck (51), der –  aufgewachsen in einer traditionell katholischen Bevölkerung – jetzt den Zukunftsprozess im Bistum Essen energisch vorantreibt und dabei betont, nicht zu wissen, wohin die Reise der Kirche gehe, wird auch der 27-jährige Hilger seinen Platz als Priester in dieser sich verändernden Kirche suchen müssen: Angesichts der herkömmlichen Ansprüche einer deutschen Pfarrei an ihren geweihten Gemeindeleiter, zugleich aber in einer Kirche, in der die Atmosphäre unruhig ist und das Geld knapp, aber auch Aufbruchsstimmung und Hoffnung auf Erneuerung herrschen.

Theologiestudium in einer Zeit großer kirchlicher Umbrüche

Hilger wurde in Essen-Katernberg geboren und ist hier mit Eltern und drei älteren Schwestern in enger Bindung an die Gemeinde St. Joseph aufgewachsen. Dort machte er gern mit: als Messdiener, Lektor, Kommunionhelfer, Katechet, Kirchenchorsänger. Seine Entscheidung für das Theologiestudium und den Priesterberuf fiel in eine Zeit, in der sein Heimatbistum Essen sich unter Bischof Felix Genn mit der Gründung von 43 Großpfarreien und der Aufgabe zahlreicher Kirchen in einer tiefgreifenden Umstrukturierung befand. Das vertraute Kirchenbild vieler Katholiken wurde erschüttert. Bischof Overbeck, der 2009 die Leitung des Ruhrbistums übernahm, nutzte die Krise für einen weitergehenden Veränderungsprozess. In dieser Zeit studierte Priesteramtskandidat Hilger in Bochum und Innsbruck Theologie und stand dabei selbst im Spagat zwischen verdichtetem Katholizismus und realistischem Alltagserleben: So schrieb er einerseits seine Diplomarbeit über die fundamentaltheologischen Denkleistungen von Hans Urs von Balthasar und Raymund Schwager zur „Theodramatik“, die den Christen in der Spannung zwischen Gott und Welt stehen sieht. Auf der anderen Seite versuchte er sich während seines Sozialpraktikums in Freiburg in den alternativen Seelsorgeformen der Bahnhofsmission: „Die Mischung aus existentiellen und rein praktischen Fragen, mit denen Menschen im Bahnhof unterwegs sind“, sagt Hilger im Rückblick, „hat mich so gepackt, dass ich auch als Diakon in der Essener Bahnhofsmission weitergearbeitet habe.“

Menschen seelsorgerlich begleiten, Kirche neu gestalten

Gepackt haben ihn gleichermaßen die Möglichkeiten des seelsorgerlichen Gesprächs, die er erstmals während des Diakonatsjahres in St. Georg, Essen-Heisingen erlebte. Zugleich gibt der Zukunftsprozess im Bistum Essen den ungeweihten, „Laien“ genannten Christen eine wesentlich höhere Verantwortung für den Gestaltungsprozess der Kirche. Wo bleiben da die Aufgaben des Priesters? „Ich empfinde es als Vorteil, dass ich die Volkskirche mit ihren Gewohnheiten selbst nicht mehr erlebt habe“, sagt Hilger, „so kann ich Neues unvoreingenommener wahrnehmen: Zum Beispiel bringen Nightfever‘-Gebetsabende junge Menschen zusammen, die aus ihrem Glauben leben wollen. Diese Begegnungen bereichern mich ungemein.“

Der Vereinzelung, der der zölibatär lebende Priester ausgesetzt ist, will Hilger künftig die Priestergemeinschaft von Charles de Foucauld entgegen setzen. Drei Bruderschaften dieser Art gibt es im Bistum Essen, die sich monatlich treffen, gemeinsam beten, in der Bibel lesen und sich austauschen. Auch diese „Gleichgesinnten“, wie Hilger sie nennt, werden ihm am Freitagabend die Hände auflegen.

„Ich finde es spannend, in dieser Zeit Priester zu werden“, sagt Hilger, „das Evangelium hat heute immer noch Relevanz und zeigt sich in neuen Formen. Wenn ich Menschen dabei begleite, Spuren des Glaubens in ihrem Leben zu entdecken, ist mein Tun als Priester nicht vergebens.“

Primiz-Feiern in Katernberg und Heisingen

Seine Primizen – die ersten Gottesdienste eines neugeweihten Priesters in seinen bisherigen Gemeinden - wird Robert Hilger in folgenden Kirchen feiern:

·         St. Joseph, Essen-Katernberg: Pfingstsonntag, 15. Mai, 11.30 Uhr

·         Heilig Geist, Essen-Katernberg: Pfingstmontag, 16. Mai, 10.00 Uhr

·         St. Georg, Essen-Heisingen: Sonntag, 22. Mai, 11.30 Uhr

Pressestelle Bistum Essen

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