von Daniel Bugiel, Thomas Rünker

Hoffnung auf eine Welt ohne Atomwaffen

In der Mülheimer Bistums-Akademie „Die Wolfsburg“ diskutierte Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck jetzt mit Bundeswehr-Generalleutnant Dr. Ansgar Rieks, dem Friedensethiker Prof. Dr. Heinz-Günter Stobbe und dem Pax-Christi-Bundesvorsitzenden Norbert Richter über Wege zwischen Abschreckung und Abrüstung.

Eine Welt ohne Atomwaffen ist ein Ziel, das von Christinnen und Christen mit Nachdruck verfolgt werden muss. Im Verlauf der von Akademie-Dozent Mark Radtke moderierten Podiumsdiskussion am Donnerstagabend in der „Wolfsburg“ wurde schnell klar, dass dieser Aussage alle Beteiligten im Grundsatz zustimmen. Unterschiedliche Einschätzungen gab es vor allem in der Frage der möglichen Wege, dieses Ziel zu erreichen.

In seinem Einführungsvortrag erinnerte Theologie-Professor Stobbe daran, wie sich die Problematik der nuklearen Abschreckung entwickelt hat. Zudem ging er auf die frühere ethische Bewertung dieser Waffen durch das Lehramt der katholischen Kirche ein: Ihr Einsatz sei streng verboten, die Bereitstellung zum Zwecke der Kriegsverhütung aber dann tolerabel, wenn alle Atommächte die Zeit nutzen, um eine entschiedene Abrüstung bis hin zu null voranzubringen. Papst Franziskus hat diese Bedingung indes mittlerweile fallen gelassen und vertritt die Auffassung, dass das Konzept atomarer Abschreckung zur Friedenssicherung nicht länger verantwortet werden kann. Dieser Einschätzung folgt auch die von der Deutschen Bischofskonferenz und vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken getragene Kommission Justitia et Pax, die zu dem Schluss kommt, dass weder der Besitz noch der Einsatz von Atomwaffen ethisch oder politisch zu rechtfertigen sei.

Pax Christi fordert Abzug aller Atomwaffen aus Deutschland

Der Einsatz, die Drohung mit und der Besitz von Atomwaffen seien deshalb entschieden zu verurteilen, forderte der Pax-Christi-Vorsitzende Norbert Richter. Der Papst beziehe diesbezüglich klar Stellung, weshalb Atomwaffen nicht länger ethisch verantwortbar seien und völkerrechtlich geächtet werden müssten. Pax Christi fordere deshalb von der Politik, den Abzug aller Atomwaffen aus Deutschland zu beschließen und dem Atomwaffenverbotsvertrag beizutreten.

Auch General Dr. Rieks betonte, dass er das Ziel einer nuklearwaffenfreien Welt als solches grundsätzlich für erstrebenswert hält. In einer vernetzten Welt könne dieses Ziel aber nicht eigenständig erreicht werden. Deutschland müsse daher weiterhin auf die nukleare Teilhabe innerhalb der Nato setzen. In multilateralen Bündnissen gehe es immer auch um eine angemessene Lastenteilung, so Rieks. Nur wenn Deutschland hier seine Rolle übernehme, könne es auch Einfluss geltend machen. Die Ächtung von Atomwaffen ohne Konsequenzen, bringe jenseits des Symbolischen nicht viel, betonte der General. Man solle deshalb die nukleare Abschreckung beibehalten, aber verstärkt gemeinsam Wege der internationalen Abrüstung suchen, die aus der Dilemmasituation herausführen.

Bischof verweist auf vielfältige Einbindung Deutschlands

Bischof Overbeck, der auch katholischer Militärbischof für die deutsche Bundeswehr ist, erinnerte an die Gewissensbildung als zentralen Auftrag der Militärseelsorge und hob hervor, dass „alles dafür getan werden muss, eine Nutzung von Atom-Waffen zu verhindern“. Ähnlich wie General Riecks verwies jedoch auch Overbeck auf die Einbindung Deutschlands in multilaterale Beziehungen und Bündnisse. Die Ächtung von Atomwaffen könne für die Gewissensbildung hilfreich sein und müsse als moralisches und prophetisches Zeichen auch gesetzt werden, so Overbeck. Dies sei in diesem Bereich jedoch auch die Grenze der Möglichkeiten kirchlichen Wirkens.

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