„Hinschauen, mitmischen, Verantwortung tragen“

Der 9. November 1938 ist nach Ansicht von Pastor Gerd Belker auch für Christen ein wichtiges Datum. Die Erinnerung an die Novemberpogrome und der ihnen folgenden Judenvernichtung zeige, wie wichtig gesellschaftliches Engagement auch in der Gegenwart sei.



Ökumenischer Gedenkgottesdienst an die Reichspogromnacht vom 9. November 1938


Das Gedenken an die Reichspogromnacht am 9. November 1938 stellt nach Ansicht des katholischen Pastors Gerd Belker, Essen, insbesondere für Christinnen und Christen einen Anlass dar, um sich der Verantwortung jedes Einzelnen für ein menschliches und tolerantes Miteinander auch in der Gegenwart bewusst zu werden. Ein festes Vertrauen in die Hilfe Jesus Christus ermögliche es, die Abgründe zu überwinden, die sich zwischen Christen und Juden unter der Nazi-Diktatur aufgetan hätten.

In seiner Predigt zum ökumenischen Gedenkgottesdienst in der Essener Marktkirche erinnerte Belker an die Verbrechen des Nazi-Regimes, die ihren besonderen Ausdruck in der Reichspogromnacht fanden: Brennende Synagogen, Gewalt gegen Juden, Mord, Verfolgung und Verschleppung. Gott sei Dank habe es damals mutige Frauen und Männer gegeben, sich den Grausamkeiten entgegengesetzt haben, so der Pastor. Belker forderte Christinnen und Christen auf, diesen Beispielen zu folgen und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen: „Auch heute gibt es Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit, Missachtung der Menschenwürde und Gewalt mitten unter uns. Schauen wir hin, mischen wir uns ein, tragen wir Verantwortung! Tragen wir dazu bei, dass kein Jude mehr in unserem Land Angst haben muss“.

Auch wenn die Nachkriegsgeneration keine Schuld für die damaligen Geschehnisse träfe, sei es angebracht, die Gemeinschaft der Juden hier in Essen und in aller Welt wie auch Gott um Vergebung zu bitten. Dies leite sich aus der Verbundenheit beider Religionen ab: „Wir als Christen leben in unserem Glauben aus den jüdischen Wurzeln“. Keiner könne Christ sein und das von Gott gewählte Volk Israel verachten. „Ich erhoffe mir zwischen den christlichen und jüdischen Theologen einen ständigen Dialog in der Betrachtung der heiligen Schrift, ein Begegnen unter dem Wort Gottes“, so der Pastor. All dies könne im Vertrauen auf die Hilfe Jesus Christus gelingen: „Er kann und will uns mitnehmen über den tiefen Abgrund, den die Reichspogromnacht und die anschließende Vernichtung der Juden in Deutschland und Europa aufgetan hat, versicherte Belker.“ (ms)

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