„Hab Mut zur Lockerheit!“
Weghören oder dranbleiben – das entscheiden Radiohörer in wenigen Augenblicken, wenn „Kirche im WDR“ auf Sendung geht. „Alles hängt davon ab, wie und was der Sprecher im Radio redet“, stellt der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer fest. Aufgrund langjähriger Erfahrung als Autor und Sprecher der sogenannten Verkündigungssendungen im Westdeutschen Rundfunk sagt Pfeffer: „Alles kommt darauf an, meinen christlichen Glauben mit dem alltäglichen Leben zu verbinden.“ Was er aus dieser Erkenntnis gemacht hat, ist nachzulesen in dem Band „Hab Mut zur Lockerheit! Vom Glück des Glaubens“, der in diesen Tagen im Essener Verlag adson fecit erschienen ist.
Auf den 100 Seiten des Buches, das eine Auswahl der Rundfunkbeiträge des ausgebildeten Journalisten und langjährigen Jugendseelsorgers Pfeffer präsentiert, geht es um die Frage: Was bringt es mir zu glauben und mich der Kirche anzuschließen? Der Glaube, so der 52jährige, werde ja heute nicht mehr selbstverständlich im sozialen Milieu weitergegeben. Ob man Christ werde oder es bleiben lasse, sei eine Entscheidung der inneren Überzeugung.
Innerhalb der Kirche beobachtet der Essener Generalvikar viel Frust, Enttäuschung, Konkurrenz und verhärtete Fronten: „Da fliegen schon mal die Fetzen.“ Die einen regten sich auf über strenge Sexualmoral und Bräuche wie aus dem Mittelalter. Die anderen krittelten über Modernismus und Angepasstheit. „Mich erschrecken solche fundamentalistischen Tendenzen in meiner Kirche“, schreibt Pfeffer. Jesus habe nie Druck gemacht, um Menschen „auf Linie“ zu bringen.
Ein eigenes Kapitel widmet der Generalvikar deshalb dem Zukunftsbild im Bistum Essen mit seinen programmatischen sieben Begriffen: Berührt, nah, gesendet, wirksam, vielfältig, lernend, wach. Exemplarisch zeigt er, vor welchen Herausforderungen die Kirche derzeit steht. Ihre Zukunftschance sieht Pfeffer nicht in der überkommenen Gestalt der Volkskirche, sondern in der Form einer offenen Gemeinschaft, in der nicht nur die „Profis“ wirken, sondern jeder getaufte Christ Verantwortung übernimmt.
Denn bei aller Kritik an den Institutionen der Kirchen, schreibt Pfeffer, sei es unendlich wichtig, dass Menschen die Kraft des Glaubens an Gott entdecken könnten, selbst wenn sie sich vielleicht nur in Notsituationen seiner erinnerten.
Die Texte zur „Lockerheit“ lesen sich am besten nicht am Stück, sondern in zehnminütigen Abschnitten, damit zwischendurch genug Zeit zum Nachdenken bleibt. Der vielfach prämierte Essener Karikaturist Thomas Plaßmann ergänzt Pfeffers Texte mit 19 pointierten Motiven aus der Lebenswelt der katholischen Kirche.
Informationen zum Buch
Hab Mut zur Lockerheit!
Vom Glück des Glaubens.
Klaus Pfeffer
Mit 19 Karikaturen von Thomas Plaßmann. 104 Seiten.
Essen: adson fecit 2016.
ISBN 978-3-9816594-1-2
16,90 Euro
Lieferbar ab 17. März 2016