Overbeck: "Wir brauchen aufrichtige Menschen, die eine glaubwürdige Kirche und einen plausiblen Glauben bezeugen"
Die Fußwaschung musste ausfallen: Den zeichenhaften Akt an zwölf Männern und Frauen in der Messe vom letzten Abendmahl konnte Bischof Franz-Josef Overbeck in diesem Jahr aufgrund der Pandemie-Einschränkungen nicht vollziehen. „Mich berührt dieses Tun jedes Jahr sehr und trifft mein Herz“, erklärte Overbeck am Gründonnerstag-Abend in seiner Predigt im Essener Dom. Der Sklavendienst der Fußwaschung und das Knien vor anderen Menschen weise daraufhin, wer die Christen seien: „Die Berührungen bei der Fußwaschung sind jeweils vorsichtig, achtsam und intensiv, weil sie eine Berührung mit dem Wesen eines Menschen sind“, sagte der Bischof. Sie öffneten einen „ungeheuerlichen, ja skandalösen Raum von Nähe“, und zwar der Nähe Gottes zu allen Menschen.
Missbrauchstaten stehen im Gegensatz zu Fußwaschung und Eucharistie
Die „grauenhaften Missbrauchstaten an oft so jungen Menschen“ ständen im Gegensatz zu dem, wofür Fußwaschung und Eucharistie stehen: „Sie zeigen den Weg für die Kirche, den wir nüchtern, aber bescheiden, menschennah und mutig gehen müssen“, so Overbeck. Dafür brauche es aufrichtige Menschen, die eine glaubwürdige Kirche und einen plausiblen Glauben bezeugten, eine lebendige Einstellung zur vielschichtigen Umwelt pflegten, und die das Evangelium auch den Menschen zugänglich machten, die die christliche Tradition nicht kennen.
Die Ostergottesdienste im Dom
Zur Teilnahme an den vier Hauptgottesdiensten im Essener Dom zwischen Gründonnerstag und Ostersonntag musste man sich vorab anmelden, weil sich derzeit lediglich 65 Besucher gleichzeitig im Dom aufhalten dürfen. Die verfügbaren Plätze waren frühzeitig vergeben. Die Ostermesse am Sonntagabend und das Pontifikalamt am Ostermontag um 10 Uhr sind frei zugänglich, aber auch hier sind die Plätze begrenzt.
Abendmahl am Gründonnerstag: Orgel und Glocken verstummen bis zur Osternacht
Mit der Messe vom letzten Abendmahl beginnen die drei Tage des Gedenkens an Leiden, Tod und Auferstehung Jesu Christi. Nach dem Lobgesang – dem Gloria – verstummen Orgel und Kirchenglocken bis zum Gloria in der Osternacht. Die Kommunion wird an diesem Tag in besonderer Erinnerung an das Mahl Jesu mit seinen zwölf Aposteln den Gläubigen „unter beiderlei Gestalten“ von Brot und Wein gereicht. Am Ende des Gottesdienstes werden Blumen, Kerzen und Altartuch entfernt, der Tabernakel bleibt bei geöffneten Türen leer, der Kirchenraum bleibt schmucklos bis zur Feier der Osternacht.