von Thomas Rünker

Gründonnerstag: In Angst mit Jesus verbunden

Bischof Overbeck stellt im Gründonnerstags-Gottesdienst die Angst Jesu in der Nacht vor seiner Verhaftung in Verbindung mit den vielfältigen Ängsten der Menschen von heute.

Gründonnerstag und die Feier vom letzten Abendmahl

Das „grün“ des Gründonnerstag leitet sich nicht von der Farbe, sondern vom althochdeutschen Verb „greinen“ („weinen, trauern“) her und verweist auf die bevorstehende Kreuzigung Jesu.

Im abendlichen Gottesdienst steht die Erinnerung an das letzte Abendmahl im Fokus, das Jesus mit seinen Jüngern gefeiert hat, kurz bevor er verraten wurde. Dieses Ereignis gilt zudem als Einsetzung des Abendmahls, das in allen christlichen Kirchen eine wichtige Rolle spielt. Traditionell waschen Priester und Bischöfe in vielen Gründonnerstags-Gottesdiensten zwölf Menschen die Füße – ebenfalls ein Verweis auf die biblische Überlieferung vom letzten Abendmahl, wo Jesus dies bei seinen Jüngern getan hat. Angesichts der Coronapandemie wird dies im Essener Dom in diesem Jahr nicht praktiziert.

Zudem läuten am Gründonnerstagabend ein letztes Mal bis zur Osternacht die Kirchenglocken. An die Feier vom letzten Abendmahl schließen sich in vielen Gemeinden stille Gebetsstunden an.

Die Angst, die Jesus in der Nacht vor seiner Auslieferung erlebt hat, hat Bischof Franz-Josef Overbeck in der Feier vom letzten Abendmahl am Gründonnerstag im Essener Dom in die Verbindung mit vielen aktuellen Ängsten gestellt. In seiner Predigt sprach er von der Angst der Menschen in der Ukraine und der vielen Geflüchteten aber auch vieler Menschen an Rhein, Ruhr und Lenne: Auch die Gesichter vieler Menschen hier „zeigen Sorge und Angst – und zwar in einem ungewöhnlichen Maße“, so Overbeck. „Mehr als ich es in der Corona-Pandemie und im Angesicht der Bedrohung unserer Gesundheit und scheinbaren Unverletzbarkeit erlebt habe, durchzieht jetzt ein Lebensgefühl fast alle Menschen in Deutschland und Europa und weiter darüber hinaus. Es ist das Gefühl der Angst.“ Die Angst zeige, „dass wir Menschen erkennen, wie fehlbar und wie unvollkommen wir sind“, so der Bischof. Und er verweist auf den dänischen Philosophen Sören Kierkegaard, für den sich im Erkennen dieser Unvollkommenheit die Möglichkeit öffne, „sich auf ein Leben mit Gott einzulassen und zugleich auch die eigene Fehlbarkeit, also auch Sünde und Schuld zu erkennen“.

Die hilfreiche Stunde des stillen Betens

Angesichts großer Ängsten könne die Stunde des stillen Betens hilfreich sein, sagt Overbeck, wie sie am Gründonnerstag vielerorts im Anschluss an die Gottesdienste üblich ist in Erinnerung an die einsamen Stunden Jesu, als er im Garten Gethsemane auf seine Verhaftung gewartet hat. Overbeck empfiehlt, „sich der einfachen elementaren Gegenwart und Präsenz Jesu zu stellen. Seine Präsenz und Praxis einer großen betenden Souveränität lässt gerade in der Angst wegen ihrer Ehrlichkeit aufatmen“.

Die Predigt von Bischof Overbeck im Wortlaut (pdf)

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