von Thomas Rünker

Gospelkirchentag: Drei Tage im musikalischen Paradies

5000 Sängerinnen und Sänger haben Essen am Wochenende zum internationalen Zentrum der Gospelmusik gemacht. Nach 2002 war das Musikfestival zum zweiten Mal in Essen zu Gast – und erstmals ökumenisch aufgestellt. Bischof Franz-Josef Overbeck warb im Abschlussgottesdienst für eine Hoffnung aus dem Glauben an Gott, die stärker sei als alle Krisen.

Internationales Gospelfestival versetzt Essen in positive Schwingungen

Ökumenische Zusammenarbeit bereichert das Programm

Nächster Gospelkirchentag ist in zwei Jahren in Stuttgart

Es war Europas größtes Gospel-Festival, das am Wochenende Essen bewegt hat: 5000 Sängerinnen und Sänger aus dem Ruhrgebiet, ganz Deutschland und weit darüber hinaus, die mal mitreißend und laut, mal bedächtig und leise von Gottes Liebe zu den Menschen gesungen haben. Dazu 50.000 auf den Zuschauerrängen von Grugahalle oder Kennedyplatz, vor der Bühne neben dem Dom, im Einkaufszentrum oder in einer der vielen Kirchen, die am Freitagabend zur Gospelnacht geöffnet waren. 22 Jahre nach seiner Premiere in Essen war der Gospelkirchentag erneut in der Ruhrgebietsmetropole zu Gast – und dabei erstmals ökumenisch aufgestellt: Das Bistum Essen war zusammen mit der katholischen und der evangelischen Stadtkirche in Essen Kooperationspartner der Stiftung Creative Kirche und der Evangelischen Kirche im Rheinland, die den Gospelkirchentag veranstaltet haben. So öffneten nicht nur katholische Gemeinden ihre Türen für die Gäste, auch katholische Chöre, Musikerinnen und Musiker bereicherten das Programm.

„Welcome to Paradise“ stand als Motto über dem dreitägigen Musikfestival. Das sei kein vollmundiger einfacher Rat und kein Patentrezept angesichts der weltweiten Krisen und Katastrophen, die einen oft eher verzweifeln lassen, sagte Bischof Franz-Josef Overbeck im Abschlussgottesdienst am Sonntag in der Grugahalle. „Die Hoffnung, die diesem Versprechen innewohnt, gründet auf einem anderen Vertrauen“, betonte Overbeck. Gott wende sich den Menschen zu, „vor allem denen, die in Not sind. Und dort, wo das in besonderer Weise spürbar wird, bricht schon das Reich Gottes an, das Paradies lässt sich erahnen“, sagte der Bischof. „Wir dürfen unsere Hoffnung auf das bauen, was noch kommt. Das bestärkt uns und befähigt uns, selbst Zeichen der Hoffnung für andere zu wirken.“ Deshalb seien die Menschen zu Solidarität und Geschwisterlichkeit berufen, „auch wenn es nicht in unserer Macht liegt, alle Nöte zu lindern und alle Krisen zu bewältigen.“

Drei Tage positive Schwingungen

Ob beim „Mass Choir“-Singen mit mehreren tausend Sängerinnen und Sängern in der Grugahalle, bei kleinen Workshops oder den vielen Konzerten in Gotteshäusern und Fußgängerzonen: Der Gospelkirchentag hat Essen für drei Tage in positive Schwingungen versetzt. „Wir haben ein Stück Paradies erlebt“, so das Fazit der Veranstalter. Der christliche Glaube als Balsam für die Seele, das war laut Martin Bartelworth, Vorstand der Stiftung Creative Kirche, das verbindende Element aller Veranstaltungen. Ein Moment des Aufatmens, inmitten von Krisen, Kriegen und den Herausforderungen des Alltags, der dazu einlud „trotzig zu leben und getrost zu hoffen“, wie es Thorsten Latzel formulierte, der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Nach der Festivaleröffnung am Freitagnachmittag auf dem Kennedyplatz haben in der anschließenden Gospelnacht mehr als 80 Chöre aus der Region und Europa in 22 evangelischen und katholischen Kirchen in Essen gesungen. Bei den Benefizkonzerten wurde zugunsten eines Naturschutzprojektes in El Salvador von Brot für die Welt gesammelt, insgesamt kamen hierfür beim Gospelkirchentag fast 36.000 Euro an Spenden zusammen. Am Samstag und Sonntag waren es in der Grugahalle dann große, international bekannte Namen der Gospel-Szene, die die Sängerinnen und Sänger mit ihren Kompositionen in ihren Bann zogen, zum Beispiel Mark De-Lisser und Volney Morgan aus Großbritannien, Nina Luna und Hans Christian Jochimsen aus Dänemark, Joakim Arenius aus Schweden, der deutsch-britische Musiker Chris Lass oder Donald Lawrence aus den USA.

Nächster Gospelkirchentag ist 2026 in Stuttgart

„Wir sind zahlenmäßig wieder auf dem Niveau vor Corona“, freut ich Bartelworth über die Teilnehmenden-Statistik. Optimistisch schaut die Stiftung Creative Kirche daher von Essen nach Stuttgart, wo der Gospelkirchentag vom 1. bis 3. Mai 2026 zu Gast sein wird. Als eine Art symbolischen Staffelstab übergaben beim Abschlussgottesdienst am Sonntag der Essener Stadtdechant Jürgen Schmidt und die Essener Superintendentin Marion Greve eine goldene Note an Albrecht Hoch von der Stuttgarter Heilandskirche und Tom Dillenhöfer, Leiter des Stuttgarter Gospelchors Gospel im Osten. Schmidt zeigte sich begeistert vom Gospelkirchentag: Es sei „ein großes Glück, vielerorts in Essen auf den Bühnen, in den Kirchen, den Workshops und der Grugahalle so eine spürbar große Menge überzeugter singender und damit betender Menschen erleben zu dürfen“.

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