von Bischöfliche Pressestelle

Generalvikar: Synodaler Weg als Chance für die Ökumene

Auf dem Ökumenetag in Köln warb Pfeffer für eine „Evangelisierung der Kirchen“ und einen synodalen Weg über alle konfessionellen Grenzen hinweg. Für die Zukunft des Christentums werde ein Zusammenrücken der Konfessionen entscheidend sein.

Generalvikar Klaus Pfeffer war am Samstag, 21. September, Gast beim 14. Ökumenetag in Köln

In seiner Predigt empfahl er eine Evangelisierung innerhalb der Kirchen: „Verzichten wir erst einmal darauf, andere evangelisieren zu wollen“

Workshop zur Kirchenaustrittstudie des Bistums Essen

Für einen synodalen Weg über alle Grenzen der christlichen Konfessionen hinaus hat der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer am Samstag, 21. September, beim 14. Kölner Ökumenetag geworben. In seiner Predigt während des Abschlussgottesdienstes ging Pfeffer auf die intensiven Diskussionen des Tages ein, in denen vor allem die Frage im Fokus stand, wie die christlichen Kirchen Menschen in einer zunehmend säkularen Welt erreichen können. Pfeffer empfahl eine Evangelisierung innerhalb der Kirchen: „Verzichten wir erst einmal darauf, andere evangelisieren zu wollen“, sagte der Generalvikar mit einem selbstkritischen Blick auf die katholische Kirche: „Was ich in meiner Kirche oft erlebe an Umgang miteinander – das ist oft meilenweit entfernt von dem, wie ich Jesus erlebe.“

Kirchliches Leben an den Worten und Taten von Jesus ausrichten

Evangelisierung bedeutet für den Essener Theologen, das eigene Verhalten und das alltägliche Miteinander innerhalb und zwischen den Kirchen an den Worten, Taten und dem gesamten Leben Jesu auszurichten. „Wir sollten nicht so sehr darüber reden, was aus dem Evangelium für andere zu folgen hat, sondern zunächst einmal für uns selbst“, sagte Pfeffer. Mit einem Hinweis auf die gegenwärtigen Konflikte in der Katholischen Kirche stellte er heraus, dass ein synodaler Weg schon selbst eine Übung sein könne, das Evangelium zu leben. „Reden und begegnen wir einander – ohne gegenseitige Unterstellungen und Verdächtigungen, ohne ‚Hinter-dem-Rücken-Gespräche‘, ohne Machtgebaren, sondern mit gegenseitiger Wertschätzung, mit Vertrauen, mit Bereitschaft zum Zuhören und zum Voneinander-Lernen“, ermutigte Pfeffer auch mit Blick auf den ökumenischen Dialog: „Eine Kirche, die dem Evangelium entspricht, ist weit, offen, vielfältig und ökumenisch in jeder Hinsicht.“

Auf dem Weg in die „universale Diaspora“

Der Essener Generalvikar war mit vielen weiteren Gästen und Christen unterschiedlicher Kirchen in die Domstadt gekommen. Zunächst hatte der Leipziger Theologe Eberhard Tiefensee in seinem Eröffnungsreferat einen Einblick in die Situation der Kirchen in den östlichen Bundesländern gegeben. Die dortige radikale Diasporasituation der Christen sah er als Beginn einer „universalen Diaspora“, da in ganz Deutschland und auch weltweit eine Vielfalt der Religionen und Weltanschauungen wachse, wie es sie historisch noch nie gegeben habe. Darum bestehe auch kein Zweifel daran, dass die Zeit der großen Volkskirchen zu Ende sei. Die „Mission“ der Zukunft besteht für Tiefensee deshalb darin, in eine „Ökumene zwischen Religionen und Nicht-Religionen“ einzutreten. In einer radikal pluralen Welt komme es auf einen Dialog über alle Grenzen des eigenen Glaubens hinaus an.

In der anschließenden Diskussion, an der neben Tiefensee und Pfeffer auch die „Deutschlandfunk“-Journalistin Christiane Florin und die Essener Pfarrerin Hanna Jacobs („raumschiff.ruhr“) teilnahmen, fanden Tiefensees Thesen weitgehend Zustimmung. Intensiv debattierte die Runde, welche Konsequenzen die christlichen Konfessionen aus den gegenwärtigen Entwicklungen ziehen sollten. Große Einigkeit herrschte während des gesamten Tages in der Überzeugung, dass ein Zusammenrücken der Konfessionen für die Zukunft des Christentums entscheidend sein wird.

Workshop zur Kirchenaustritts-Studie des Bistums Essen

Unter den verschiedenen Workshops, die den Teilnehmern des Ökumenetags offenstanden, stieß die Vorstellung der Essener Kirchenaustritts-Studie auf großes Interesse. Generalvikar Pfeffer präsentierte die wesentlichen Inhalte der Studie „Kirchenaustritt – oder nicht? Wie Kirche sich verändern muss“, mit der das Ruhrbistum im vergangenen Jahr der Frage nachgegangenen war, warum so viele Menschen aus der Kirche austreten, warum aber auch viele andere nach wie vor Mitglied einer Kirche sind. Im Workshop kam Pfeffer mit den zahlreichen Ehrenamtlichen aus vielen Kölner Gemeinden über Modelle und Initiativen ins Gespräch, die sich gerade den Menschen zuwenden, deren Kirchenbindung von viel Skepsis und Distanz geprägt ist. „Es kommt darauf an, gerade die Menschen kennenzulernen und verstehen zu lernen, die von unseren Kirchen enttäuscht sind und uns kritisch sehen. Von ihnen können wir lernen“, betonte der Generalvikar.

Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
45127 Essen