von Sandra Gerke

Generalvikar Pfeffer: „Kirche stürzt von ihrem Sockel – vielleicht eine große Chance“

Essener Generalvikar Pfeffer im Magazin BENE mit deutlichen Worten zur Lage der Katholischen Kirche.

„Im Moment sieht es so aus, als sei die Talfahrt der Kirche kaum aufzuhalten. Ich erlebe bei zahllosen Menschen Frust und Wut“, berichtet Klaus Pfeffer. Der Generalvikar des Bistums Essen äußert sich in der aktuellen Ausgabe des Bistumsmagazins BENE mit einer ausführlichen und sehr persönlichen Antwort auf die Frage: „Wie kommt die Kirche aus ihrem Tief heraus?“

Darin nennt er mehrere Gründe, aus denen Katholikinnen und Katholikinnen seiner Erfahrung nach derzeit verärgert seien, allen voran „das Hin und Her in der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Kirche“. Er selbst sei „fassungslos über das, was der Missbrauchsskandal aufgedeckt hat.“

Sexualmoral der Kirche „verletzt und diskriminiert“

Auch dass der Vatikan im Frühjahr bekräftigte, gleichgeschlechtliche Paare dürften keinen offiziellen kirchlichen Segen empfangen, macht der Essener Generalvikar als Stein des Anstoßes für viele aus: „Klipp und klar wurde da eine Sexualmoral festgeklopft, die von den meisten Menschen nicht verstanden wird – und die vor allem Menschen mit homosexueller Orientierung verletzt und diskriminiert.“

Es seien aber „nicht nur die großen Skandale, die frustrieren“, meint Pfeffer. „Oft fühlen sich Gläubige auch von der Kirche vor Ort vor den Kopf gestoßen, wenn bei Taufen, Trauungen, Begräbnisfeiern oder anderen Gelegenheiten etwas geschieht, das die eigenen Empfindungen missachtet oder verletzt.“ Er könne die Enttäuschung und Wut oft gut verstehen.

BENE - Das Magazin des Bistums Essen

In der Sommer-Ausgabe präsentiert BENE Geschichten von Menschen, die sich mit persönlichen Schlechtwetterphasen, mit Krisen oder allgemeinen Schieflagen auseinandergesetzt haben. Immer im guten Glauben: Es kann und wird wieder aufwärts gehen.

Die aktuelle Ausgabe finden Sie hier: bene-magazin.de

„Die Katholische Kirche, wie wir sie kennen, stürzt gerade von ihrem hohen Sockel, auf dem sie über viele Jahrhunderte auf die Welt herabgeblickt hat“, beschreibt der Generalvikar gegenüber BENE. Er hofft: „Vielleicht ist das nun eine große Chance: Wer vom Sockel stürzt, kann nicht mehr von oben herab auf die Welt blicken.“ Kirche könne so „zu einem Ort werden, an dem sich künftig Menschen auf Augenhöhe begegnen – und sich nicht gegenseitig bewerten und beurteilen, ab- oder ausgrenzen.

Nach seiner Überzeugung brauche es in vielen Fragen eine grundsätzliche Erneuerung der Katholischen Kirche. „Wir wollen lernen aus dem Versagen der Vergangenheit – und auch aus den Fehlern und Schwächen, die es heute noch gibt.“ Im Bistum Essen tue man bereits viel dafür. Er bleibe zuversichtlich.

Als Generalvikar ist Klaus Pfeffer für die Verwaltung des Bistums Essen zuständig. Er ist 57 Jahre alt und seit 1992 Priester.

Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
45127 Essen