von Thomas Rünker

Generalvikar Klaus Pfeffer wirbt an der Ruhr-Uni für „eine neue Gestalt von Kirche“

30 Jahre nach seiner eigenen Hörsaal-Zeit kehrt der ehemalige Theologie-Student als Vortragender an die Uni zurück. Im „Kontaktstudium“, einer theologischen Fortbildungsreihe für Lehrer, pastorale Mitarbeiter und andere Interessierte, sprach er am Mittwoch über aktuelle Entwicklungen im Ruhrbistum.

Aus den Hörsaal-Reihen ans Professorenpult: 30 Jahre nach seinem eigenen Studium an der Bochumer Ruhr-Uni sprach der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer am Mittwochabend auf Einladung der Katholisch-Theologischen Fakultät über die aktuellen Entwicklungsprozesse im Bistum Essen. „Wir wollen eine Kirche sein, die sich der pluralen Welt von heute stellt und offen ist für die Vielfalt der gegenwärtigen und künftigen Generationen“, betonte Pfeffer in seinem Vortrag, in dem er zugleich deutlich machte, wie sehr sich die Gesellschaft – und mit ihr die Situation der Kirche – seit seiner eigenen Uni-Zeit verändert hat.

„Der Glaube an Gott ist heute nur noch eine Option unter anderen“

Pfeffer zitierte den kanadischen Philosophen Charles Taylor, der die gegenwärtige Epoche als „säkulares Zeitalter“ beschreibt, in dem es keine selbstverständlichen Ordnungen mehr gibt, die für alle Menschen gleichermaßen gelten. „Der Glaube an Gott ist heute nur noch eine Option unter anderen, während es früher praktisch unmöglich war, nicht an Gott zu glauben“, so der Generalvikar. Die Folgen zeigten sich seit den 1960er und 1970er Jahren: Die Selbstverständlichkeit der Kirchenmitgliedschaft schwinde und die Bereitschaft, die Kirche zu verlassen, nehme zu.

Der Generalvikar machte keinen Hehl daraus, dass seiner Ansicht nach auch viele Skandale in den vergangenen Jahren eine wesentliche Ursache für die weiter steigenden Austrittszahlen sind. Besonders klare Worte fand er angesichts des Missbrauchs-Skandals: „Die Art und Weise, wie wir uns als katholische Kirche präsentieren, ist oft hilflos, unkoordiniert, bagatellisierend, uneinsichtig – bis hinein in die höchsten Ebenen unserer Weltkirche.“ Auch das Bistum Essen sei da nicht besser als andere, gestand er, „weil auch wir und auch ich persönlich Teil eines katholischen Systems sind, das Gefahren in sich birgt, die menschliches Leid verursachen können.“ Umso wichtiger seien die Reformdiskussionen in der Kirche, wie der am Sonntag beginnende Synodale Weg, die in den nächsten Jahren zu konsequenten Veränderungen führen müssten.

„Die Chance, dass eine neue Gestalt von Kirche aufbrechen kann“

Engagiert warb Klaus Pfeffer deshalb auch für die Erneuerungsprozesse des Ruhrbistums, die mit dem Dialogprozess und dem daraus entwickelten Zukunftsbild ihren Anfang genommen hatten. Er verwies auf zahlreiche Projekte und Initiativen, die aus dem Zukunftsbild-Prozess entstanden sind und betonte: „Wir wissen doch, dass uns die Menschen auch deshalb davon laufen, weil unsere gewohnte Kirchengestalt nicht mehr den Menschen von heute und morgen entspricht.“ Deshalb, so Pfeffer, brauche es die zweifellos schmerzhaften Veränderungsprozesse im Ruhrbistum, aber auch grundlegende Reformen auf der Ebene der gesamten Kirche. „Wir erleben, dass eine Gestalt der Kirche gerade zerbricht – aber darin liegt auch die Chance, dass damit eine neue Gestalt der Kirche aufbrechen kann.“

Vortrag im „Kontaktstudium“ der Ruhr-Uni

Pfeffer sprach in Bochum bei einer Veranstaltung des „Kontaktstudiums“, einer seit über 50 Jahren an der Ruhr-Uni etablierten theologischen Fortbildungsveranstaltung für Religionslehrerinnen und -lehrer, Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten, Priester und andere Interessierte. Pfeffer zeigte sich bewegt von der Einladung der theologischen Fakultät und bekannte: „Ich habe im Laufe meines beruflichen Lebens die Theologie immer mehr schätzen gelernt, weil sie mir geholfen hat, die rasanten Veränderungen in unserer Kirche zu verstehen und zu deuten.“

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