von Thomas Rünker

Generalvikar ist enttäuscht von Missbrauchs-Konferenz

Nach der Missbrauchs-Konferenz in Rom hat sich Generalvikar Klaus Pfeffer enttäuscht über deren Ergebnisse geäußert. In einem Gespräch mit WAZ.de sagte Pfeffer, dass er die deutliche Kritik an der Abschlussrede des Papstes gut nachvollziehen könne.

Generalvikar Klaus Pfeffer hat sich nach der historischen Missbrauchs-Konferenz im Vatikan enttäuscht über deren Ergebnisse geäußert. Papst Franziskus sei in seiner Rede zum Abschluss der Tagung zu vage geblieben, zudem seien die Vertreter der Betroffenenverbände nicht hinreichend gehört worden, sagte Pfeffer in einem Gespräch mit WAZ.de. „Die deutliche Kritik nach der Ansprache des Papstes konnte ich gut nachvollziehen.“

Dass Franziskus in seiner Rede zunächst sehr ausführlich auf die sexualisierte Gewalt an Kindern in vielen anderen Bereichen der Gesellschaft verwies, sieht Pfeffer kritisch: „Es steht uns nicht gut zu Gesicht, jetzt auf andere zu verweisen. Wir müssen auf uns schauen“, so Pfeffer. „Wir haben das Recht verwirkt, mit dem moralischen Zeigefinger auf andere zu zeigen“, betonte er in dem Online-Artikel. Zudem erweckten Franziskus‘ Verweise auf „das Böse“ oder den Teufel den Eindruck, „als ob er die Ursachen in etwas Äußerem sucht und damit die Verantwortung von der Kirche wegschiebt“, sagte Pfeffer. Der Generalvikar hätte sich vielmehr ein deutliches Eingeständnis gewünscht, dass die Kirche selbst nach den Ursachen suchen muss, die den sexuellen Missbrauch ermöglicht haben. „Wir müssen über Grundsätzliches reden. Über Sexualmoral, Homosexualität, über den Umgang mit Macht und die Überhöhung des Priesteramtes“, forderte Pfeffer und gab zu bedenken: Wenn der Papst erneut Priestern eine „besondere Heiligkeit“ zuschreibe, habe dies „ein hohes Verführungspotenzial für Menschen, die dieses Amt ausführen“.

Pfeffer bekräftigte in dem Beitrag seine Ansicht, dass sich die katholische Kirche in einer ernsten und dramatischen Krise befindet: „Es wird ein gewaltiges Projekt sein, das verlorene Vertrauen zurückzugewinnen“, sagte er. „Wir müssen jetzt alles tun, um Kinder und Jugendliche zu schützen.“ Das Ansehen der Kirche wiederherzustellen, sei dabei nicht das wichtigste Ziel.

Bei aller Kritik zum Abschluss der Missbrauchs-Konferenz hob Pfeffer jedoch auch die starke Signalwirkung hervor, für die Papst Franziskus mit der Einladung der Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen gesorgt habe. Im Interview mit dem WDR sagte Pfeffer am Montagmorgen, dass der Kampf gegen den sexuellen Missbrauch damit für alle Teile der Weltkirche auf der Prioritätenliste den ersten Platz einnehmen müsse.

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