von Isabel Wessels und Thomas Rünker

„Gemeinsames Planen und Handeln“ von Katholiken und Protestanten

Bischof Overbeck sieht die Ökumene auf einem guten Weg. Vorschnelle Einheit der Kirchen wäre jedoch eine „Mogelpackung“.

Vortrag beim Ökumenischen Abend in der Erlöserkirche.

Zum ersten Mal in ihrer Geschichte nähmen die katholische und die evangelische Kirche in diesem Jahr „nicht Rücken an Rücken, sondern Seite an Seite“ die Reformation in den Blick, sagte Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck am Donnerstagabend in Essen. Beim ökumenischen Abend der katholischen und evangelischen Akademikervereinigungen in der Erlöserkirche würdigte Overbeck die intensiven Bemühungen der Kirchen, das 500-jährige Reformations-Gedenken als ein gemeinsames „Christusfest“ zu feiern: „Zum ersten Mal stehen nicht Polemik, gegenseitige Schuldzuweisung und Profilierung auf Kosten des Anderen im Vordergrund, sondern die Erkenntnis, dass beide Konfessionen ihren je spezifischen Anteil an der Trennungsgeschichte zwischen Katholiken und Protestanten haben“, so Overbeck. Dabei gehe es nicht darum, „die Geschichte umzuschreiben“. Vielmehr soll es in Zukunft möglich sein, die Narben der Trennung berühren zu können, „ohne dass es schmerzt“. Dieser Prozess der „Heilung der Erinnerung“ ist auch ein Aspekt des ökumenischen Gottesdienstes mit Overbeck und Vertretern der evangelischen Kirchen in Rheinland und Westfalen am kommenden Sonntag im Essener Dom.

Auch an orthodoxe und orientalische Kirchen denken

Eine schnelle Einheit der beiden Kirchen erwartet der Ruhrbischof indes nicht. Eine zu rasche Vereinheitlichung beider Konfessionen würde aus der einen Kirche eine „Mogelpackung“ machen. Overbeck plädierte vielmehr dafür „nüchtern zu bleiben im Wissen darum, was uns immer noch trennt“. Zudem müssten bei allen ökumenischen Überlegungen auch die orientalischen und orthodoxen sowie die Freikirchen oder Pfingstgemeinden mitbedacht und einbezogen werden.

Ökumene nicht als „lästige Zusatzaufgabe“

Aber auch im konkreten Miteinander von katholischen und evangelischen Christen sieht Overbeck – bei allen gut funktionierenden Initiativen - „noch Luft nach oben“. Besonders entscheidend und zukunftsweisend sei „die praktische Zusammenarbeit der Kirchen in gesellschaftspolitischen, sozial-diakonischen und pastoralen Feldern“. Er forderte ein „gemeinsames Planen und Handeln“ auf allen Ebenen. Ökumene dürfe „nicht die lästige Zusatzaufgabe sein, für die dann noch Zeit ist, wenn jeder sein eigenes pastorales Programm erledigt hat.“ Vielmehr solle ökumenische Zusammenarbeit „stärken, stützen und entlasten“. Überall dort wo Christen das Evangelium verkünden und Gottes Handeln in der Welt erfahrbar machen, „sollten wir prüfen, ob wir dies nicht gemeinsam, arbeitsteilig oder auch in Absprache stellvertretend tun können“, regte Overbeck an. So wäre am Ende „nicht das gemeinsame ökumenische Handeln begründungspflichtig – zu begründen wäre, warum man in einer Aufgabe nicht ökumenisch zusammenarbeitet“, sagte der Bischof.

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