Gemeinsam wachsen: Neue „kurbel“-Einrichtung vereint Bildung, Beratung und Berufsförderung
"Oben Space": Kreative Plattform für Fachkräfte und Elternberatung im Offenen Ganztag
Hilfe für Familien: Unterstützung bei Sozialleistungen, Integration und Qualifikation
Förderung von Solidarität und Talenten für eine lebendige Gesellschaft
Stiefmütterchen, Primeln und Ranunkeln: Viele Jahre war an der Dorstener Str. 211 in Oberhausen eine Gärtnerei tätig. Doch seit dem Sommer wachsen am Rande der Innenstadt des Stadtteils Sterkrade nicht mehr nur Blumen für den benachbarten Friedhof, sondern vor allem Ideen für Schülerinnen und Schüler und Hilfsperspektiven für Familien in Not. Das katholische Jugendwerk „die kurbel“ hat das Gebäude von der Pfarrei St. Clemens übernommen und dort einen großen Informations- und Arbeitsbereich für den „Offenen Ganztag“ eingerichtet sowie zwei Beratungsstellen, bei denen die Armutsbekämpfung im Fokus steht. Am Freitag, 6. Dezember, hat Weihbischof Ludger Schepers die neuen Räume gesegnet und damit auch offiziell ihrer Bestimmung übergeben.
Signal an die Gäste „Du bist wertvoll!“
Diese neuen Einrichtungen signalisierten ihren Gästen „Du bist wertvoll!“, griff der Weihbischof das Motto auf, das das Bündnis „Gemeinsam solidarisch zum Welttag der Armen“ im Bistum Essen in diesem Jahr über ihre Kampagne zu dem vor drei Wochen begangenen Tag geschrieben hatte. In der „kurbel“-Einrichtung werde der Slogan konkret, so Schepers: „Jede und jeder soll seine und ihre Gaben und Talente einbringen können, weil unsere Gesellschaft sonst verarmt.“ Er wünsche allen Beteiligten der neuen „kurbel“-Projekte, „dass sie erfahren, dass ihr Beitrag eine solidarische Gesellschaft lebendig erhält“, sagte der Weihbischof.
Herzstück des neuen „kurbel“-Standorts ist der „Open Space“ im Erdgeschoss – ein multifunktionaler Raum für Konferenzen, Workshops oder den kreativen Austausch all der Menschen, die in den 19 Grund- und Förderschulen tätig sind, in denen „die kurbel“ vor allem in Oberhausen und Duisburg sowie in Korschenbroich den Offenen Ganztag betreibt. Über 3600 Schulkinder besuchen die freiwillige Nachmittagsbetreuung in den „kurbel“-Standorten. „Von den Beschäftigten im Offenen Ganztag haben wir immer wieder die Rückmeldung bekommen, dass sie in ihren Schulen kaum Gelegenheit zum Austausch mit den Fachkräften an anderen Schulen haben“, beschreibt „kurbel“-Geschäftsführer Frank Janßen eine Motivation für den „Open Space“. Dort können sich die Beschäftigten nun abseits des Schulalltags treffen, abstimmen, austauschen und neue Ideen entwickeln. Zugleich biete der „Open Space“ aber auch Information und Beratung für Eltern bei allen Fragen zum Offenen Ganztag an.
Unterstützung für Familien in sozialen Notlagen
Im Obergeschoss des frisch sanierten Gebäudes geht es deutlich vertraulicher zu als im „Open Space“. Hier können Eltern minderjähriger Kinder Hilfe erhalten, wenn sie zum Beispiel allein damit überfordert sind, für sich und ihre Kinder Sozialleistungen zu beantragen, zu einer Schuldenberatung zu gehen oder sich um einen Job zu bewerben. „Soziale Integration am Arbeitsmarkt in Oberhausen“ (SITAO Plus) heißt das von der EU und dem Bundesarbeitsministerium geförderte Angebot, für das es neben dem „kurbel“-Büro in Sterkrade auch noch zwei weitere Anlaufstellen der Caritas in Osterfeld (Nürnberger Straße 5) und des Zentrums für Ausbildung und berufliche Qualifikation in Alt-Oberhausen (Styrumer Str. 79) gibt. Eine zweite Beratungsstelle im neuen „kurbel“-Standort richtet sich zudem gezielt an EU-Bürger, die in den vergangenen fünf Jahren nach Oberhausen gekommen sind. Auch ihnen helfen die Mitarbeitenden bei den verschiedensten Schwierigkeiten, unterstützen zum Beispiel bei der Suche nach Sprachkursen, einer beruflichen Qualifizierung oder nach KiTa-Plätzen. Einen zweiten Anlaufpunkt dieses „NEO“ (Neue EU-Bürger in Oberhausen) genannten Angebots gibt es ebenfalls beim Zentrum für Ausbildung und berufliche Qualifikation in Alt-Oberhausen.
Ein Beispiel für "Christlich leben. Mittendrin."
Für „kurbel“-Geschäftsführer Janßen ist das neue Gebäude gleich in mehrfacher Hinsicht eine „Win-Win-Situation“. Einerseits habe das katholische Jugendwerk damit nun einen Standort mitten in Sterkrade, der für Hilfe und Beratung suchende Menschen deutlich besser erreichbar sei als der „kurbel“-Stammsitz an der Hasenstraße. „Wir wollen als Kurbel in Sterkrade Gesicht zeigen. Wir sind ansprechbar!“ Zum anderen sei der neue Standort aber auch ein gutes Beispiel für ein gutes Miteinander in der katholischen Stadtkirche Oberhausen und für den Netzwerk-Gedanken, wie er unter der Überschrift „Christlich leben. Mittendrin.“ forciert werde, betonte Janßen. „Die Pfarrei suchte eine neue Nutzung für die ehemalige Gärtnerei – und wir können diesem Standort nun noch einmal ein ganz neues katholisches Gesicht geben. Ähnlich wie beim Café Mary & Joe.“ Seit gut einem Jahr betreibt die Kurbel das Café im Ökumenischen Kirchenzentrum am Einkaufszentrum Centro gemeinsam mit einem Seelsorgeteam.
Nicht zuletzt profitiert die „kurbel“ am neuen Standort aber auch von der Infrastruktur der alten Gärtnerei: „Gartenbau hatten wir bis jetzt noch nicht im Angebot“, berichtet Janßen. Nun baut eine „kurbel“-Anleiterin im Souterrain des Hauses ein entsprechendes Programm der Berufsförderung auf. Vielleicht wachsen an der Dorstener Str. 211 demnächst also auch wieder Stiefmütterchen und Primeln.