von Cordula Spangenberg

Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung feiert 250-jähriges Bestehen

Bischof Overbeck und Oberbürgermeister Kufen würdigten die Erfolgsgeschichte der Stiftung, die im Jahr 1769 als Waisenhaus in Essen-Steele gegründet wurde

Geschick, Weitblick, Macht und ein gutes Gespür für die Nöte ihrer Zeit haben der Essener Fürstäbtissin Franziska Christine von Pfalz-Sulzbach ein Jahrhunderte langes Gedenken beschert. Im barock geprägten, heute denkmalgeschützten Gebäude des von ihr errichteten Waisenhauses im Stadtteil Steele wurde nun am Mittwoch, 4. Dezember, das 250-jährige Bestehen ihrer Stiftung mit einem Gottesdienst und anschließendem Festakt gefeiert. Bischof Franz-Josef Overbeck und der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen bescheinigten der Stiftung und ihrer Gründerin, eine Erfolgsgeschichte christlicher Solidarität und sozialen Zusammenhalts geschaffen zu haben. Hans-Wilhelm Heidrich, Direktor der Stiftung, dankte für die Unterstützung innerhalb der heutigen Sozialsysteme mit Fachkräften, Netzwerken und nicht zuletzt den nötigen Finanzen; das Waisenhaus habe auch schwere und bittere Zeiten erlebt, in denen das einzelne Kind nicht im Mittelpunkt der Sorge gestanden habe.

Den Waisenkindern wollte die Fürstin damals ein Zuhause und Bildung für ein selbständiges Erwachsenenleben geben. Heute beherbergt die Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung Wohngruppen für Kinder und Jugendliche, die nicht bei ihren Familien leben können, eine Notaufnahme für Kinder in vorübergehenden Krisen, die Jugendberufshilfe-Einrichtung „Boje“ und darüber hinaus Wohnungen und Pflege für Senioren.

Fürstin Franziska-Christine: machtbewusst und entscheidungsfreudig

Die Sorge um elternlose Kinder war keine Selbstverständlichkeit im 18. Jahrhundert. Der Fürstin jedoch, die als zweitletzte und am längsten regierende Äbtissin des Frauenstiftes Essen über allerhand unternehmerische Kompetenzen verfügte, war das Anliegen so wichtig, dass sie ihr Privatvermögen einsetzte und ein bis heute gültiges Testament aufsetzte, um ihrer Stiftung dauerhafte Beständigkeit zu sichern. Als weltliche Gründung „zur höheren Ehre Gottes und zum Wohle der Menschen“ trotzte die Stiftung der Säkularisation 1803 und auch der Auflösung des Essener Stifts 1806: Ohne Unterbrechung werden seit dem Jahr 1769 im Stiftungsgebäude Kinder und Jugendliche betreut, rund 35.000 sind es insgesamt bis heute. Die Betreuung älterer Menschen, Tages- und Kurzzeitpflege, stationäre Pflegegruppen und Seniorenwohnungen gehört seit gut 40 Jahren zum Angebot der Stiftung für die Nahversorgung älterer Menschen in Steele.

Älteste noch bestehende Sozialstiftung in Essen

Bischof Overbeck leitete aus der Klugheit, mit der die Fürstin ihre weltliche Stiftung ohne geistlichen Status zukunftsfest gemacht hatte, Ansprüche an die Kirche der Gegenwart ab. In einer Welt vielfältiger Perspektiven, unterschiedlichster Menschen und Prägungen müsse auch die Kirche sich „der Mittel unserer Zeit bedienen, um in der Weltlichkeit der Welt ein Zeugnis der Gottes- und Nächstenliebe zu geben“.

Der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen würdigte Franziska Christine als überaus modern denkende Frau, die kein wirtschaftliches, sondern ausschließlich erzieherisches Interesse an der Arbeit mit Waisenkindern gehabt habe. Die älteste noch bestehende Sozialstiftung auf dem Gebiet der heutigen Stadt Essen sei ein wichtiger Kooperationspartner der Stadtverwaltung Essen, haben beständig neue Arbeitsbereiche entwickelt und sei damit stets am Puls der Zeit geblieben: „Bitte machen Sie unbedingt weiter so!“

Predigt von Bischof Franz-Josef Overbeck zum Jubiläum der Stiftung

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