Frieden braucht die Bereitschaft zur Versöhnung

Bei allen Konflikten in der Welt muss der Friede Vorrang haben. Gewalt und Krieg dürfen nur das "letzte Mittel" sein. Das betonte Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck am "Tag der Militärseelsorge" auf dem 99. Katholikentag in Regensburg. Er forderte Friedensstrategien, die sich am Ziel des "gerechten Friedens" orientieren.



Militärbischof Overbeck feierte auf dem Katholikentag in Regenburg einen Gottesdienst mit Soldaten

Der Friede hat nach Ansicht von Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck bei allen Konflikten Vorrang und eine gewalttätige Konfliktlösung oder ein Krieg nur als letztes Mittel legitim ist. „Deshalb sind heute Friedensstrategien auf unterschiedlichen Ebenen zu erarbeiten, die sich am Ziel des gerechten Friedens orientieren, damit neben den politischen und militärischen vor allem auch die sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Aspekte beachtet und strategisch integriert werden“, betonte er im Gottesdienst am „Tag der Katholischen Militärseelsorge“, 30. Mai, auf dem 99. Katholikentag in Regensburg.


„Das ist zum Verzweifeln!“

Der Essener Bischof beklagte die brutale Gewalt, die unvorstellbaren Grausamkeiten, die rohe Machtausübung, Hetzparolen und das Kriegsgeschrei der vergangenen Wochen und Monate und verwies auf Länder wie Syrien, Ukraine, Irak, Afghanistan, Somalia, Mali oder die Zentralafrikanische Republik. „Das ist zum Verzweifeln! Die Welt scheint sich nicht zu verändern“, sagte Overbeck. Seit es Menschen gebe, gehörten die Krise und der Konflikt zu den „großen Konstanten“.

Er erinnerte an die Opfer der Gewalt, an die Menschen, die sich nach Frieden und Gerechtigkeit sehnen, an diejenigen, die sich für den Frieden engagieren. „Das ist Anlass zur Hoffnung. Nicht das Böse scheint das letzte Wort zu haben, sondern immer wieder der Mensch mit der Hoffnung nach Frieden und Gerechtigkeit“, betonte der Bischof. Dem diene die Katholische Militärseelsorge mit ihrer Überzeugung, „dass alles, was sie tut und lässt, dem Frieden verpflichtet ist und den Menschen um des Friedens willen dient“.

Dazu brauche es Visionen und einen starken Willen. Eine Stärke der Religion sei es, „aus der Verbindung mit Gott eine Vorstellung vom Gelingen des Zusammenlebens aller Menschen zu entwickeln, die umsetzbar ist“, unterstrich Overbeck. Zur Vision des Friedens gehöre die Überzeugung, dass sie in Verantwortung und Freiheit verwirklicht werde. Hierin gründe eine verantwortet Friedensethik, die zur Mitte des christlichen Selbstverständnisses gehöre. „In dieser Verantwortung spielen das Recht, die Kenntnis verschiedener Kulturen und die Überzeugung von der Versöhnungsfähigkeit des Menschen eine bedeutsame Rolle“, sagte der Militärbischof. Er betonte, dass der Friede ein Geschenk sei. Kein Mensch könne ihn selbst zum Gesetz machen. Das Motiv der in der Bibel genannten „Feindesliebe“ bestehe nicht in Form eines aggressiven Kräftemessens, sondern in der Bereitschaft zur Versöhnung.


Ein wichtiger Grundauftrag der Christinnen und Christen


Gottseidank gebe es „mutige Menschen“, die sich für Frieden, Versöhnung und Gerechtigkeit engagierten. Sie hätten erkannt, dass der Nährboden für Kriege und Konflikte auch durch Armut, kulturelle Entwurzelung, durch Ausbeutung in Elendsgebieten und das Zusammenbrechen staatlicher Ordnung wachse. Diskriminierung, Gewalt, Drogenhandel und Korruption würden – so Overbeck – ein nicht mehr zu entwirrendes Netz von Elend und Konflikten schaffen. Deshalb seien auch „Entwicklung“ und die „Bewahrung der Schöpfung“ neue Namen für Frieden.

„Der dauerhafte Friede braucht die Halterungsänderung aller Menschen, nämlich zur Vergebung und Versöhnung“, betonte der Bischof. Dies geschehe vor allem durch Beziehungen, zwischenmenschliche Begegnungen und durch die „Heilung von Erinnerungen“. Es sei ein wichtiger Grundauftrag der Christinnen und Christen, „sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen und so den Glauben zu bezeugen“, sagte Overbeck, der im Gottesdienst drei Soldaten das Sakrament der Firmung spendete. (do)


Predigt von Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck

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