von Thomas Rünker

Forum diskutiert Zukunftsideen für die künftige Kirche in Oberhausen

Bei einem Diskussionsforum im Oberhausener Zentrum Altenberg haben am vergangenen Samstag rund 150 Menschen an Zukunftsideen für die katholische Kirche in Oberhausen gearbeitet. Als Pilotprojekt des bistumsweiten Prozesses „Christlich Leben. Mittendrin.“ sollen die heutigen Pfarreien und weitere Organisationen und Einrichtungen künftig unter dem Dach der stadtweiten „Katholischen Kirche Oberhausen“ zusammenarbeiten.

Austausch über künftige kirchliche Angebote in Oberhausen

Oberbürgermeister Schranz betont die Bedeutung der Sichtbarkeit von Kirche für die Stadt

Vielfalt katholischer Gruppen und Aktivitäten prägt das Diskussionsforum

Wie sieht die künftige Kirche in Oberhausen aus? Rund 150 Menschen haben sich hierzu am vergangenen Samstag, 22. Juni, auf vielfältige und kreative Weise im Oberhausener Zentrum Altenberg ausgetauscht. Die Arbeitsgruppe, die in der Ruhrgebietsstadt das Pilotprojekt des bistumsweiten Prozesses „Christlich Leben. Mittendrin.“ betreut, hatte zu diesem ersten Diskussionsforum eingeladen, um möglichst viele Menschen an der Weiterentwicklung hin zu einer stadtweiten Kirche in Oberhausen als Dach für die bisherigen vier Pfarreien und viele weitere katholische Gruppen und Einrichtungen zu beteiligen.

Kern der neuen Struktur soll bis Ende 2025 die „Katholische Kirche Oberhausen“ als neue Körperschaft des öffentlichen Rechts sein, in die die bisherigen vier Oberhausener Pfarreien Herz Jesu, St. Marien, St. Pankratius und St. Clemens überführt werden. Neben diesem reinen Verwaltungsschritt geht es bei „Christlich Leben. Mittendrin.“ jedoch vor allem darum, das kirchliche Leben neu zu denken und zu gestalten – dies war Thema beim Forum im Zentrum Altenberg.

Propst Müller: Der Rahmen ist gesetzt, jetzt geht es darum, das Bild zu malen

Stadtdechant André Müller beschrieb die Aufgabe bei seiner Begrüßung anhand eines leeren Bilderrahmens: Der äußere Rahmen – also zum Beispiel wirtschaftliche und rechtliche Strukturen – sei gesetzt, nun gehe es darum, auf der weißen Fläche in diesem Rahmen das Bild der künftigen Kirche von Oberhausen zu malen. Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) sagte, der Prozess „Christlich Leben. Mittendrin“ sei „der richtige Weg“ – gerade mit Blick auf die Stadtperspektive. Viel wichtiger sei jedoch, was durch die Überschrift und das Ziel des Prozesses zum Ausdruck komme: „Wir brauchen die Sichtbarkeit, wir brauchen das Angebot, wir brauchen die Stimme der Kirchen!“ Dies gelte auch in Zeiten einer sinkenden Kirchenbindung. Wenn Sichtbarkeit, Angebot und Stimme der Kirchen durch „Christlich Leben. Mittendrin.“ gestärkt würden, „ist aus Sicht der Stadtgesellschaft viel gewonnen.“ Ausdrücklich geht es bei der Weiterentwicklung der katholischen Strukturen in Oberhausen darum, mit den verschiedenen - zum Beispiel evangelischen oder kommunalen Partnern - zusammenzuarbeiten.

Wie vielfältig schon allein das katholische Leben in Oberhausen ist, wurde beim Forum am Samstag deutlich: Verschiedene Verbände, Kindergärten und Schulen, das Jugendwerk „die Kurbel“, die Caritas, die Katholische Erwachsenen- und Familienbildung und andere Organisationen und Einrichtungen sorgten im Zentrum Altenberg für ein buntes Bild. Ähnlich vielfältig waren auch die Themen der 14 Kleingruppen in denen die Gäste des Forums nach Lust und Interesse mitarbeiten konnten: Thematisch reicht die Spanne von „Kirche im Quartier“ über „Gemeinschaft erleben“, Digitalisierung und Nachhaltigkeit bis Kultur, Musik und Kunst. Oft wurde diskutiert, geschrieben und skizziert – und an einer Station durften Zukunftsvisionen mit „Lego“-Bausteinen direkt in 3D umgesetzt werden. Mit denen haben unter anderem Ivano und Julienne aus einem Religionskurs der Fasia-Jansen-Gesamtschule gebaut. „Mir macht das hier viel Spaß, weil man viel Neues dazulernt, vor allem aus der Perspektive von anderen“, lautete Ivanos Fazit. Und Julienne sagte: „Ich find’s hier viel besser als ich mir das vorgestellt habe. Es ist auf jeden Fall nicht so trocken.“ Schön wäre es, ergänzte Julienne, wenn es gelingen würde, künftig noch mehr Jugendliche für diese Form der Kirchen-Weiterentwicklung gewinnen zu können.

Wie reagiert die Kirche auf gesellschaftliche Megatrends?

Deutlich wurde bei dem Forum, dass die großen gesellschaftlichen Megatrends auch an Oberhausen nicht Halt machen und so die künftige Struktur von Kirche mitbestimmen. Die Theologin Andrea Qualbrink, Leiterin des Bereichs Pastoralentwicklung im Bischöflichen Generalvikariat, machte dies in ihrem Beitrag am Beispiel der Frage deutlich, wie sich Menschen miteinander verbinden: Waren viele Kirchenmitglieder noch vor einigen Jahrzehnten ganz selbstverständlich auch Mitglied in katholischen Gruppen und Verbänden, sind sie dies heute deutlich seltener. Über solche Entwicklungen solle jedoch niemand traurig sein – zumal sie nicht nur die Kirche, sondern viele gesellschaftliche Gruppen betreffen, betonte Qualbrink. Die Frage sei, wie Kirche und Gesellschaft darauf reagierten. Denn ein Bedürfnis nach Verbindung hätten viele Menschen nach wie vor.

Nach vier Stunden Austausch im Forum standen jede Menge Ideen auf Karteikarten und Stellwänden, die nun von der Projektgruppe ausgewertet werden. Deutlich wurde aber schon bei einem ersten Blick auf die Ergebnisse, dass in vielen Fällen keine Revolutionen gefragt sind, sondern eine Stärkung, Neuentdeckung und Weiterentwicklung bestehender Ideen. Dazu gehört wohl auch der Vorschlag, Gottesdienste künftig nicht mehr nur in Kirchen, sondern auch an anderen Orten zu feiern, um Menschen so individueller ansprechen zu können. Zudem lenkte Propst Müller den Blick beispielhaft auf die Arbeit beim Chor Klosterspatzen, wo Kinder durch die musikalische Arbeit gestärkt werden und Selbstbewusstsein entwickeln. Angebote wie diese „seien ein Pfund in Oberhausen, das wir nicht erst erfinden müssen“, hieß es. Und das Thema Lebensfeste, also nicht nur Erstkommunion und Firmung, sondern vielleicht auch der Schulabschluss oder der Segen für eine zweite Beziehung, ist der künftigen „Katholischen Kirche Oberhausen“ beim Forum ebenfalls ins Stammbuch geschrieben worden: Wenn die Kirche auch hier räumlich flexibler würde, könnte sie mit ihren guten Angeboten in den existenziellen Momenten des Lebens vielen Menschen einen wertvollen Dienst erweisen.

Reichlich Arbeit steckt für die Projektgruppe in den Ergebnissen des ersten Forums – zumal es mitnichten die letzte Veranstaltung gewesen sein soll, bei der Menschen in Oberhausen an der Weiterentwicklung der Kirche mitarbeiten. Nähere Informationen und Termine dazu soll es nach den Sommerferien geben. Dann darf die Aufbruchstimmung hin zu einer neuen Form von Kirche, die viele Gäste des Forums im Zentrum Altenberg beschrieben haben, weitergetragen werden.

Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
45127 Essen