Erwachsenenfirmung im Essener Dom: Wenn der Sohn dem Vater den Rücken stärkt

Während Weihbischof Schepers Olaf Haberland die Firmung spendet, stärkt ihm sein Sohn Nils als Firmpate den Rücken. (Foto: Alexandra Roth | Bistum Essen)
Für Nils Haberland muss das vor gut zwei Jahren ein eindrucksvoller Gottesdienst gewesen sein. Zusammen mit Vater, Mutter und den beiden Geschwistern war der Essener seinerzeit bei einem Erstkommunion-Fest eingeladen – und nach der Feier wurde bei Familie Haberland vor allem über die Messe diskutiert. Nils – wie die Mutter und seine Geschwister evangelisch – fand den katholischen Gottesdienst um Längen besser als seine bisherigen evangelischen Erfahrungen. „Nils war so geflasht, dass er gleich katholisch werden wollte“, berichtet sein Vater Olaf, der zwar katholisch war, aber bis dahin kaum Kontakt zur Kirche hatte. Nils machte Nägel mit Köpfen, trat wenig später aus der evangelischen Kirche aus, in die katholische ein, holte Erstkommunion und Firmung nach und wurde in seiner neuen Heimatpfarrei St. Antonius im Essener Westen auch gleich Messdiener.
Dieser jugendliche Glaubens-Elan hat auch seinen Vater angesteckt. „Ich bin katholisch getauft, aber gefirmt worden ist bei uns keiner.“ Nach der Erstkommunion verlor Haberland den Bezug zur Kirche und meldete sich deshalb auch nicht mehr zur Firmung an, die nach katholischem Verständnis die Taufe und damit die Aufnahme in die Kirche abschließt. Im Bistum Essen erhalten die Jugendliche die Firmung in der Regel mit 16 Jahren. „Als ich Nils‘ Firmung gesehen habe, fand ich das richtig toll. Da habe ich erstmal gemerkt, was mir bis dahin gefehlt hat“, berichtet Haberland. Er machte sich auf die Suche – und entdeckte das Angebot der „Erwachsenenfirmung“ im Bistum Essen: Wer sich jenseits des Jugendalters beim Referat Glaubenskommunikation in der Essener Bistumsverwaltung meldet, erhält im Februar Kontakt zu einer Seelsorgerin oder einem Seelsorger. Als „Tandem“ gibt es dann bis Mai mehrere persönliche Treffen, bei denen alle möglichen Glaubensfragen diskutiert werden dürfen.
Persönliche Firm-Vorbereitung im „Tandem“
Olaf Haberland wurde von Gregor Lauenburger begleitet, dem Schulseelsorger des Mariengymnasiums in Essen-Werden. „Ich konnte mir von ihm alles erklären lassen. Das hat mich in meinem Glauben bestärkt.“ Jetzt sei ihm vieles schlüssig und er verstehe „bestimmte Dinge aus der Tradition der katholischen Kirche viel besser. Als Kind und Jugendlicher hat man da ja oft noch eine ganz andere Sichtweise“, so Haberland. Für die Gespräche mit Lauenburger sei das Buch „Katholisch, gewusst wie!“ eine gute Basis gewesen. Damit konnten sie sich bei aller Offenheit der Gespräche doch halbwegs strukturiert durch die vielen katholischen Themen von Dreifaltigkeit über die sieben Sakramente bis zu den zehn Geboten hangeln.
Beeindruckt hat Haberland auch der gemeinsame Tag mit den weiteren acht Erwachsenen, die sich wie er auf die Firmung vorbereitet haben. „Ich war der älteste, ein 18-Jähriger der Jüngste.“ Jeder habe seine eigene Glaubensgeschichte erzählt – viele waren so individuell und ungewöhnlich wie seine. Unter anderem um die Perspektive der Kirche und die vielen laufenden Veränderungen ging es dann im Gespräch mit Weihbischof Ludger Schepers, der die neun Erwachsenen nun am Pfingstmontag gefirmt hat.
Sohn als Firmpate des Vaters
Erwachsenfirmung – immer an Pfingsten
An Pfingsten feiern Christinnen und Christen, dass Gott – nach der Himmelfahrt Jesu – den Heiligen Geist als seine immerwährende Kraft in die Welt gesandt hat. Zugleich gilt Pfingsten als das Geburtsfest der Kirche. Weil in der Firmung der Heilige Geist jeder Christin und jedem Christen ganz persönlich zugesagt wird, feiert das Bistum Essen die besondere Erwachsenenfirmung traditionell an Pfingsten. Wer sich für dieses Angebot interessiert, findet alle Infos unter: https://bistum.ruhr/erwachsenenfirmung Außerdem können sich Interessierte an ihr Pfarrbüro vor Ort wenden und dort nach einer Firmvorbereitung und Firmung für Erwachsene fragen.
Mit dieser Firmung, bei der sein Sohn Nils als sein stärkender Firmpate hinter ihm stand, ist sein Glaubensweg längst nicht zu Ende, betont Olaf Haberland. „Ich habe da ja jetzt eine Tür aufgemacht, habe viel gelernt und möchte mich jetzt weiterentwickeln“, sagt der 56-Jährige, der als Hausmeister an einem Berufskolleg tätig ist. Er möchte sich gern mit anderen Menschen vernetzen, um sich gemeinsam über den Glauben auszutauschen – entweder in der Essener Pfarrei St. Antonius, in der er sich zusammen mit Sohn Nils bestens aufgenommen fühlt, oder auch darüber hinaus. In der Familie genießt Olaf Haberland die neue Verbindung zu seinem Sohn Nils – „der hat sich gleich eine Bibel bestellt und auf seinem Rechner ein Kreuz als Bildschirmhintergrund eingestellt“ – und die ökumenische Perspektive zur übrigen Familie. Seine Frau sei weiterhin gerne evangelisch, aber mittlerweile auch Mitglied im katholischen Kirchenchor. Eine private Missionierungskampagne wolle er ohnehin nicht starten: „Für mich ist am Glauben vor allem wichtig, dass alles freiwillig ist.“ Denn gerade durch diese Freiwilligkeit, durch ihr eigenes Interesse und ohne jeden Druck hätten sein Sohn und er ihren neuen Glaubensweg gefunden.
Referentin für Glaubenskommunikation
Bernadette Wahl
Zwölfling 16
45127 Essen
0201/2204-280