von Cordula Spangenberg

Erster Ehrenamtstag: „Dies ist ein Tag für Sie!“

Ohne Ehrenamt ist Kirche nicht denkbar – weder in den Pfarreien noch bei der Caritas. Bischof Overbeck: „Danke für Ihre Zeit! Sie ist unbezahlbar.“

Viele sind über 20 Jahre im Ehrenamt – mehr als sechs Stunden wöchentlich

Kabarettisten Kai Magnus Sting und „Duodorant“ servieren Kirchen-Satire

Bischof Overbeck: „Die Gestalt unserer Kirche bekommt tatsächlich eine neue Form.“

Fragt der Theologieprofessor in der Prüfung: „Glauben Sie eigentlich an Gott?“ Kai Magnus Sting – heute Kabarettist, damals Student – antwortet: „Ich weiß, er glaubt an mich.“ Professor: „Diese Antwort hat Ihnen den Arsch gerettet.“ Mit saftigen Episoden aus seinem Leben heizte Kai Magnus Sting beim ersten Ehrenamtstag des Bistums Essen seinen Zuhörern ein. 400 Ehrenamtliche hatten am Samstag, 7. Dezember, den Weg ins Mariengymnasium in Essen-Werden gefunden, um sich ein paar Stunden lang gut unterhalten zu lassen. Dafür zog der Duisburger Kabarettist alle Register.  In breitem Ruhrgebiets-Slang – „‘auffe Seite‘ is für später, ‚nache Seite‘ is für wech“ – philosophierte er über die Kirche („Der Bischof hat mehr Applaus als ich – jetzt ist aber mal gut“), über das Alter („Je vernünftiger du wirst, desto bescheuerter siehste aus“), Gänsekeule statt Salat („Dann musste auch keine Flohsamen fressen“) und die WhatsApp-Gruppe von früher: „Fenster auf, Kissen drauf, rausgucken und über die Straße brüllen.“

Beim nächsten Mal gibt es größere Räume für mehr Anmeldungen

Die Ehrenamtlichen quittierten den kabarettistischen Ausflug in ihre Heimat mit ordentlichem Applaus. „Heute müssen Sie nichts leisten. Dies ist ein Tag für Sie“, begrüßte Dorothé Möllenberg als Vorsitzende des Diözesanrates, der gemeinsam mit dem Bistum Essen und dem Caritasverband für das Bistum Essen den Tag vorbereitet hatte, die 400 Anwesenden. Möllenberg freute sich über das „Riesen-Interesse“: Mehr als doppelt so viele Menschen hatten sich anmelden wollen, die Aula des Mariengymnasiums ist jedoch für höhere Teilnehmerzahlen weder geeignet noch feuerpolizeilich zugelassen. Für den nächsten Ehrenamtstag in zwei Jahren werde man deshalb größere Räume suchen, versprach Möllenberg – für diesen Plan stellte auch Bischof Overbeck Geld und Segen in Aussicht.

Ohne das Ehrenamt ist Kirche nicht denkbar. Allerdings gehe es, christlich gedacht, nicht nur um die Leistung der Kirchenmitglieder, sondern vor allem um die Talente, die die Getauften in ihre Kirche einbrächten, sagte Michael Dörnemann, Leiter des Dezernats Pastoral des Bistums Essen. „Ohne Ehrenamt gäbe es die Caritas nicht“, ergänzte Diözesan-Caritasdirektorin Sabine Depew: Schließlich seien aus dem Ehrenamt vor gut 100 Jahren die Caritasverbände entstanden.

Die Umfrage-Software „Mentimeter“, an der sich alle Anwesenden mit ihren Smartphones beteiligen konnten, brachte zu Tage, dass die meisten zwischen 40 und 60 Jahre alt sind, im Durchschnitt dreieinhalb Ehrenämter ausfüllen, mehr als sechs Wochenstunden damit beschäftigt sind und sich überwältigend häufig bereits über 20 Jahre ehrenamtlich engagieren.

Bischof Overbeck: „Danke für Ihre Zeit!“

Für Bischof Franz-Josef Overbeck ist es eine Ehre, mit so vielen Ehrenamtlichen rechnen zu können: „Danke für Ihre Zeit! Sie ist unbezahlbar.“ Auch dankte der Bischof „denen, die zu Hause hinter Ihnen stehen und Sie freigeben“. Angesichts der schrumpfenden Zahl der Priester und der kritischen Themen, mit denen die Kirche derzeit in der Öffentlichkeit stehe, sei es keine Selbstverständlichkeit, dass so viele Menschen trotzdem dabei blieben: „Die Gestalt unserer Kirche bekommt tatsächlich eine neue Form.“ Notwendig dafür sei freilich eine Brücke zur jüngeren Generation.

Für die vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmer war ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt worden: Auf den verschiedenen Etagen der Marienschule konnte man sich Anregungen zum Ausprobieren und Nachdenken holen, neue Ideen für das Ehrenamt in Caritas und Pfarreien sammeln, Mutmach-Geschichten lauschen, Herzdruckmassage lernen, in der Turnhalle spielerisch Kooperation im Team üben oder anhand der beiden glücklichsten Momente im Leben die eigene Mission kennenlernen.

Deutschland sucht den Superpriester

Neben Kai Magnus Sting sorgten auch Thomas Alt und Thomas Lüke-Artelt als Kabarett-Duo „Duodorant“ für humorvolle Kirchen-Satire. Sie beamten sich und die Zuschauer mit einer Zeitmaschine in eine Zukunft der Kirche, in der mangels Christen der Essener Dom zur Moschee, der Kölner Dom zur McDonalds-Filiale geworden ist und das verbliebene Häuflein der Kirchenmitglieder mit einem Pfarrer „versorgt“ wird, der über „Deutschland sucht den Superpriester“ im Fernsehen gefunden und von einem amerikanischen Coach belehrt wird. „Wird’s so kommen?“, fragte „Duodorant“ und nannte als bessere Alternative die Wiedervereinigung der katholischen und evangelischen Kirche: „Wir sind Christen – alles andere ist adjektiv.“

Für gute Schwingungen aus Jazz, Rock und Pop sorgte in der Schulaula auch die „LaufBand“ des Bistums Essen, überwiegend besetzt mit kirchlichen Mitarbeitern. Sie begrüßte die Ankommenden am Morgen und beschloss am Nachmittag die Segensfeier mit Bischof Overbeck mit stimmungsvoller Musik zum Mitsingen.

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