von Katholische Nachrichtenagentur und Thomas Rünker

Erst Krise, dann Erleichterung bei der Vollversammlung des Synodalen Wegs

Vierte Tagung des bundesweiten Reformdialogs endet mit Beschlüssen zur Gleichgestellung von Frauen, gegen die Diskriminierung von wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen und zur Einrichtung eines dauerhaften kirchlichen Leitungs- und Beratungsgremiums mit Bischöfen und Laien.

Nach einer schweren Krise zum Auftakt hat der Synodale Weg seine vierte Vollversammlung am Samstag mit dem Beschluss mehrerer wichtiger Reformtexte beendet. Ein Papier zu „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ fand nach langer Debatte eine Zustimmung von 92 Prozent. Auch unter den Bischöfen fand der Text eine breite Mehrheit – an ihrer fehlenden Zweidrittelmehrheit war am Donnerstagabend der Grundtext zur Sexualmoral gescheitert. Im weiteren Verlauf der Tagung votierte die Versammlung für eine lehramtliche Neubewertung von Homosexualität in der katholischen Kirche. Niemandem dürfe die Übernahme kirchlicher Ämter oder der Empfang der Priesterweihe wegen der eigenen Homosexualität verwehrt werden, heißt es in dem Papier. 

Zudem stimmte die Vollversammlung mit großer Mehrheit für ein Papier, das sich gegen arbeitsrechtliche Sanktionen für wiederverheiratete Geschiedene oder gleichgeschlechtliche Paare im kirchlichen Dienst ausspricht. Im Bistum Essen hatten Bischof Franz-Josef Overbeck und Generalvikar Klaus Pfeffer bereits Mitte Februar in einem Brief an alle Beschäftigten entsprechende Sanktionen ausgeschlossen. Am Samstag beschloss die Vollversammlung zudem ein bundesweites Beratungs- und Leitungsorgan für die Kirche, das dem Synodalen Weg als dauerhaftes Gremium nachfolgen soll. Dabei sollen Bischöfe, Priester und Laien künftig gemeinsam über kirchliche Grundsatzfragen und über die Verwendung von Finanzmitteln beraten und entscheiden.

Nach dem Eklat vom Vortag fasst die Versammlung am Freitag wieder Tritt

Zuvor hatte die Versammlung am Freitagvormittag nach dem Eklat vom Vorabend wieder Tritt gefasst. Einige Delegierte, die am Donnerstagabend nach der Ablehnung des Papiers zur Sexualmoral unter Protest ausgezogen waren, nahmen wieder teil. Als Ko-Präsident der Synodalversammlung rief der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Bischof Georg Bätzing, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf, zusammen zu bleiben. Ko-Präsidentin Irme Stetter-Karp vom katholischen Laien-Dachverband ZdK deutete an, dass ihre Organisation den gemeinsamen Weg mit den Bischöfen verlassen könnte, falls diese ihr Verhalten nicht änderten.

Der am Freitagnachmittag angenommene Text, der Frauen in der Verkündigung und in der Kirchenleitung eine stärkere Stellung eröffnen könnte, drohte zunächst ebenfalls an der Sperrminorität der Bischöfe zu scheitern. Die Debatte gab den Gegnern des Textes deutlich mehr Raum als die Debatte am Vortag, die mit einem Scheitern der Vorlage zum Thema Sexualmoral geendet hatte. Zudem wurde der Text zur Gleichstellung der Frauen in der Kirche auf Vorschlag von Bischof Bätzing so geändert, dass er nicht als verbindlicher Beschluss, sondern als Vorschlag zur Prüfung durch den Papst verstanden werden konnte.

Auch dies trug zur Überbrückung von Gegensätzen bei. Der Riss durch die Synodalversammlung war nach dem Eklat vom Vortag zwischenzeitlich so tief gewesen, dass einige Teilnehmer vorschlugen, die gemeinsame Messfeier aus dem Programm zu nehmen. Auslöser der schweren Krise war am Donnerstagabend das Scheitern des Grundsatzpapiers zur Liberalisierung der katholischen Sexualmoral. 27 der 60 anwesenden Bischöfe hatten dem Text ihre Zustimmung verweigert, 33 stimmten ihm zu. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck hatte sich nach der Ablehnung enttäuscht gezeigt und an die hohe Verantwortung aller Bischöfe erinnert, den Synodalen Weg nicht scheitern zu lassen. Angesichts dieser anfänglichen Krise, aber auch der vielen erfolgreich verabschiedeten Papiere bilanzierte der Bochumer Theologie-Professor Thomas Söding als Vize-Präsident des Reformdialogs am Samstag: „Der Synodale Weg stand vor dem Scheitern, aber das ist er nicht – er ist ein Erfolg."

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