Ehre für eine bemerkenswerte Frau

Die Essener Domschatzkammer erinnert in ihrer Ausstellung „VergESSEN? Prinzessin Mathilde – Äbtissin von Essen“ an eine besondere Frau aus der Geschichte des Essener Frauenstiftes. In Kooperation mit der Universität Düsseldorf enstand eine lebendige Ausstellung.

Ausstellung über die Äbtissin Mathilde von Essen in der Essener Domschatzkammer

Eine Hommage an eine Frau, die schon seit 1000 Jahren tot ist – das gibt es nicht häufig. Die Essener Domschatzkammer erinnert in ihrer Ausstellung „VergESSEN? Prinzessin Mathilde – Äbtissin von Essen“ an eine besondere Frau aus der Geschichte des an beeindruckenden Persönlichkeiten nicht armen Essener Frauenstiftes: Mathilde, Enkelin Ottos des Großen, starb am 5. November vor genau 1000 Jahren. Mit ihr und ihrer Zeit beschäftigt sich die Sonderausstellung im Essener Domschatz.

Mathilde ist überall präsent in der Schatzkammer und im Dom. Lebensgroße Aufsteller der Äbtissin mit einem Kreuz in der rechten Hand lassen den Besucher verwundert innehalten. Kenner des Schatzes erkennen dann: „Ja, das ist tatsächlich die kleine Mathilde aus dem Stifteremail des Otto-Mathilden-Kreuzes“. Ohne Bruder und in mehrfacher Vergrößerung weist sie selbst den Weg durch ihre Ausstellung. „Leben“, „Goldschmiedekunst“, „Memoria“  sind nur ein Teil der vorgestellten Bereiche. Neben den bekannten Essener Objekten machen Kaiser- und Königsurkunden sowie Handschriften aus anderen Häusern das Leben der Mathilde nachvollziehbarer.

Zudem ist ein Essener Objekt wieder an seinem Ort, das seit über 200 Jahren als verloren galt. Der Essener Marsusschrein ist, so weit dies mit einfachen Mitteln möglich war, rekonstruiert worden und gibt nun einen Eindruck seiner ehemaligen Glanzzeit wieder. Eingebettet ist dies alles in die Dauerausstellung des Domschatzes und den Dom. „Es war auch die besondere Herausforderung, dass wir keinen eigenen Ausstellungsraum hatten“, erklärt Daniela Kaufmann, Studentin der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. In Zusammenarbeit mit Kunstgeschichtsstudenten der Düsseldorfer Universität ist die Mathilden-Ausstellung entstanden.

Seit dem vergangenen Wintersemester beschäftigten sich 27 Studentinnen und Studenten mit Mathilde und ihrer Zeit. Gemeinsam mit der Leiterin der Domschatzkammer Dr. Birgitta Falk, Lehrbeauftragte der Universität, recherchierten sie zu Objekten und den baulichen Hinterlassenschaften der Äbtissin Mathilde, gingen aber auch weitergehenden Fragen wie denen der Bildung und Erziehung in einem Frauenstift oder Mobilität und Vernetzung in der damaligen Zeit nach. Dass hier eine „Institution der Lehre und eine Institution des Sammelns und Bewahrens“ Hand in Hand arbeiteten, bezeichnet Prof. Dr. Andrea von Hülsen-Esch vom Institut für Kunstgeschichte für die Studierenden einen Glücksfall. Sie hätten nicht nur Inhaltliches zu ihrem christlichen Erbe, sondern auch Praktisches für ihre akademische Zukunft kennengelernt. „Und dass das Mittelalter gar nicht grau und langweilig war“, ergänzt die Studentin Huong Tran. Weder grau noch langweilig präsentierte sich ebenfalls Jennifer Liß als „lebendige Mathilde“ in der höfischen Tracht des Stifterbildes bei der feierlichen Ausstellungseröffnung.

Die Ausstellung ist wie ein Gegenentwurf zu manchem gängigen Mittelalterfilm. Nicht roh, dunkel und finster, sondern in farbenfrohen Orange-Gelb-Tönen wollen die Studierenden den hohen Bildungs- und Organisationsgrad des Essener Stiftes zur Zeit Mathildes aufzeigen. Wie zahlreich die Spuren sind, die Mathilde hinterlassen hat, wie groß der Einfluss war, den sie durch ihre familiären Bande für ihr Stift genutzt hat, davon war Falk selbst überrascht. „Wir haben am Anfang unserer Forschungen nicht wirklich gewusst, wie wichtig Mathilde für Stift und Stadt Essen war“, so Falk.

In einem Essayband „Mathilde. Glanzzeit des Essener Frauenstifts“ bringen Studenten und einige andere Autoren dem Leser in kurzen eingängigen Beiträgen Mathilde und ihr Lebenswerk näher.

Die Ausstellung ist vom 27.Oktober 2011 bis zum 22. Januar 2012 in Dom und Domschatz zu besichtigen. (gedo)

Weitere Informationen:

  • Am 5. November 2011 wird um 20.15 Uhr in einer feierlichen Abendmesse im Essener Dom des 1000. Todestages der Essener Äbtissin Mathilde gedacht.
  • Die Essener Historikerin Ute Küppers-Braun schreibt in der Rubrik "Zeitläufte" der Wochenzeitung DIE ZEIT über die Essener Äbtissin Mathilde. Die Ausgabe erscheint am 3. November 2011.
  • Am Samstag, 5. November 2011, beschäftigt sich die Sendung "ZeitZeichen" auf WDR 5 von 9.05 bis 9.20 Uhr mit dem "Todestag von Äbtissin Mathilde II., Äbtissin von Essen". Eine antike Säule hat es der Äbtissin von Essen angetan, als sie 1000 nach Christus Rom besucht. Um sie in ihren Dom zu schaffen, schließt sie einen Pakt mit dem Teufel: Schafft er es, die Säule bis zum Ave-Läuten vor dem Dreikönigstag in die Kirche zu bringen, gehört ihm die Seele der Äbtissin. Ihr gefährliches Spiel geht auf – wenn auch nur ganz knapp: Gott schickt einen Engel, der verfrüht zum Ave läutet. So bekommt die Äbtissin, was sie will – und kann ihre Seele behalten. Die Säule steht noch heute in der Essener Münsterkirche. Wenig ist bekannt über Mathilde II., Äbtissin von Essen, Enkelin, Nichte und Tante einer Folge von römisch-deutschen Kaisern.
    Doch die Legende von der Teufelssäule zeigt: Man erinnert sich an sie als geschickte Politikerin – risikofreudig, gerissen und willensstark. Wiederholung der Sendung auf WDR 3 um 17.45 Uhr.
  • Ein Sonderstempel der Post mit einem Bild Mathildes erscheint am 5. November 2011.

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