Domkapitular Klaus Pfeffer: Erst Journalist – dann Priester

Umstrukturierung, schwindende Mitgliederzahlen, Priestermangel: Klaus Pfeffer übernimmt das Amt des Generalvikars in einer Zeit, in der es die Katholische Kirche im Bistum Essen nicht leicht hat. Gänzlich unvorbereitet treffen ihn die neuen Aufgaben nicht.



Monsignore Klaus Pfeffer ist der neue Generalvikar im Bistum Essen

Dass er einmal Generalvikar werden – und somit als Vertreter des Bischofs Verantwortung für das Bistum Essen tragen würde – das hätte Klaus Pfeffer vor dreißig Jahren nicht für möglich gehalten. Zwar engagierte er sich damals schon mit viel Begeisterung für die katholische Jugendarbeit in seiner Heimatgemeinde in Neuenrade, schlug nach dem Abitur aber erst einmal einen ganz anderen Weg ein: „Ich war in meinem Pfadfinderstamm zuständig für die Pressearbeit. Meine Texte haben dem Verleger einer lokalen Tageszeitung so gut gefallen, dass er mir ein Volontariat in der Redaktion anbot“, erinnert sich Pfeffer. Am Ende der Ausbildung stellte sich dann die Frage, wie es nun weiter gehen sollte. Wochenenddienste bei der Zeitung ließen wenig Zeit für die Arbeit in der Gemeinde – und das fehlte ihm. Gefragt, ob er es sich vorstellen könne, einen Beruf im kirchlichen Bereich zu ergreifen, sah Pfeffer seine Chance, das Hobby zum Beruf zu machen und schrieb sich an der Ruhr-Universität Bochum für das Theologie-Studium ein.

Die Entscheidung, Priester zu werden, löste erst zu einem späteren Zeitpunkt ein Nebensatz vom Pfarrer in der Heimatgemeinde aus: „Priester müssten handfeste und bodenständige Menschen sein – so wie du einer bist“. Die Worte waren zwar nicht dazu gedacht, ihn für das Priesteramt anzuwerben, ließen Pfeffer aber nicht mehr los. Um nicht in eine Schublade gesteckt zu werden und nur noch „der zukünftige Priester“ zu sein, behielt er seine Überlegungen jedoch vorerst für sich. Für seine engsten Freunde kam die Entscheidung trotzdem nicht überraschend: „Sie haben gespürt, dass die Arbeit mit Menschen aber auch die Spiritualität ein wichtiger Teil von mir ist. Sie haben den Schritt als konsequent wahrgenommen“, so der gebürtige Sauerländer.

„Kirche muss sich auf die Menschen zu bewegen“


Als Diakon in Gelsenkirchen-Bulmke und später als Kaplan in der Gemeinde St. Josef in Essen-Frintrop faszinierte es ihn vor allem, nah bei den Menschen und ihr Wegbegleiter in wichtigen und auch in schwierigen Lebensabschnitten zu sein. Doch dann kam die Anfrage des Bistums, ob er sich nicht künftig in der Jugendpastoral engagieren wolle. Pfeffer ließ sich ein Jahr lang am Jugendpastoralinstitut (JPI) Don Bosco in Benediktbeuern fortbilden und trat anschließend die Stelle als Stadtjugendseelsorger in Duisburg an. Dort verbrachte er die nächsten vier Jahre, bis er die Leitung der Jugendbildungsstätte St. Altfrid in Essen-Kettwig übernahm. Nach fünf Jahren kam die Leitung des Bischöflichen Jugendamtes dazu und Pfeffer wurde Diözesanjugendseelsorger. „Das hat meine Perspektive auf das Priesteramt noch mal verändert und den Grundstein dafür gelegt, auch bistumsweit Verantwortung zu übernehmen“, erzählt der 48-Jährige.

Umstrukturierung, schwindende Mitgliederzahlen, Priestermangel: Pfeffer übernimmt das Amt des Generalvikars in einer Zeit, in der es die Kirche nicht leicht hat. Doch diese Herausforderung trifft ihn nicht unvorbereitet: Schon als Verantwortlicher für das pastorale Personal im Ruhrbistum musste er sich in den vergangenen Jahren ausführlich mit „heißen“ Themen befassen und konnte dabei eine klare Vorstellung davon entwickeln, wie es mit der Katholischen Kirche im Bistum Essen weiter gehen kann und soll: „Ich finde es wichtig, dass wir uns als Kirche auf die Gesellschaft zu bewegen und uns nicht nur auf den inneren Kern konzentrieren. Wir haben schließlich die Aufgabe, das Evangelium zu den Menschen zu bringen“, erklärt Pfeffer. Wichtig ist es seiner Ansicht nach auch, den Katholiken im Ruhrbistum begreiflich zu machen, dass sich ihre Kirche verändern wird und dass sich die Menschen auch darauf einlassen müssen. „Auch wenn unsere Kirche immer kleiner wird, hat sie trotzdem eine große Bedeutung für die Gesellschaft“, davon ist Pfeffer überzeugt. „Dazu dürfen wir aber nicht in Resignation verfallen. Wir müssen uns immer wieder vor Augen halten, wie stark ihre Botschaft ist.“

Seine Führungsqualitäten musste Pfeffer schon vor einigen Jahren unter Beweis stellen: Damals trug er die Verantwortung für die Umstrukturierung der Jugendpastoral im Bistum Essen. Nicht nur die Berufserfahrungen in der Gemeinde, als Stadt- und Diözesanseelsorger kommen ihm jetzt für seine neue Aufgabe zugute: „Gerade in der Jugendarbeit hatte ich es oft mit jungen Menschen zu tun, die keinen oder nur wenig Kontakt zu der Kirche hatten. Ihnen wollte ich die Faszination des christlichen Glaubens nahe bringen. Vor dieser Aufgabe stehe ich auch heute immer wieder“, erzählt Pfeffer. Wie er trotz der enormen Herausforderung so gelassen und optimistisch in die Zukunft blicken kann? „In dem ich immer wieder Orientierung am Evangelium suche – dazu sind mir zum Beispiel Ignatianische Exerzitien wichtig“, so Pfeffer.

Die Freunde sind ein wichtiges „Korrektiv“

Sorge, dass er seine „Bodenständigkeit“ durch die neue Aufgabe als Generalvikar verlieren könnte, hat der 48-Jährige nicht. Als gutes „Korrektiv“ wirken da vor allem die engen Freunde, für die er nicht der „Herr Generalvikar“ ist. Auch wenn für ihn die regelmäßige Arbeit in einer Gemeinde nicht mehr möglich sein wird, ist er an Wochenenden oft im Bistum unterwegs, übernimmt hier und dort auch schon mal die Vertretung für einen Kollegen. Wenn es der Terminkalender zulässt, joggt er gerne oder greift zu neuerer Literatur. Und dann ist da noch seine große Leidenschaft, der FC Schalke 04. „Im Stadion zu stehen, mit zu fiebern und gemeinsam mit tausend anderen Fans die Mannschaft anzufeuern, das holt einen immer wieder auf den Boden zurück“, schwärmt der Sauerländer. Auch seine zweite Leidenschaft, den Journalismus, konnte er lange mit dem Priesteramt verbinden. Bis vor ein paar Jahren war er noch der Rundfunkbeauftragte des Bistums Essen. Erst in seiner Funktion als Personalchef waren beide Aufgaben zeitlich nicht mehr zu vereinbaren. „Aber ich bin ja nach wie vor ein Vermittler – zwischen Kirche und den Menschen“, schmunzelt Pfeffer.

Marie Schwinning

Biografie Generalvikar Monsignore Klaus Pfeffer

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