Diözesanrat will sich neu aufstellen

Angesichts des Zukunftsbildes im Bistum Essen und veränderter Bedingungen für ehrenamtliches Engagement will sich der Diözesanrat in einer "Zukunftswerkstatt" neu positionieren. Zudem nahm das Laiengremium einen Antrag an, der prekäre Beschäftigungsverhältnisse anprangert und mehr Engagement für reguläre Arbeitsplätze fordert.


Diözesanrat fragt: "Braucht es heute eine Gremienstruktur?"

Angesichts von veränderten Bedingungen in der Kirche, aber auch für ehrenamtliches Engagement, will sich der Diözesanrat der katholischen Frauen und Männer im Bistum Essen in einer Grundsatz-Diskussion neu über die Aufgaben und die Rolle des obersten Laiengremiums im Ruhrbistum verständigen. Einstimmig beschlossen die Delegierten der Vollversammlung am Donnerstagabend eine „Zukunftswerkstatt“, die Ende September Vorschläge für eine Neu-Ausrichtung des Gremiums erarbeiten soll. Die Umsetzung dieser Ideen soll dann auf der nächsten Vollversammlung des Diözesanrats im November diskutiert und gegebenenfalls beschlossen werden. Im Fokus der Zukunftswerkstatt stehen Fragen wie „Braucht es heute eine Gremienstruktur? Wie sollte sie aussehen?“, „Wie ermöglichen wir in der Kirche von Essen 2014 eine Kultur, so dass viele Menschen, die aus dem Geist Jesu Christi wirken möchten, ihre Fähigkeiten und Talente einbringen können?“ oder „Wofür steht das oberste Laiengremium im Bistum Essen heute, nach der Strukturreform 2008 und nach dem Zukunftsbild vom Juli 2013 ,Du bewegst Kirche‘?“

Die Diözesanrats-Vorsitzende Dorothé Möllenberg warb für „die Idee Zukunftswerkstatt, um viele Fragen rund um den Diözesanrat einmal grundlegend und auf breiter Basis zu diskutieren“. Neben den Mitgliedern des Diözesanrats, der sich je zur Hälfte aus Mitgliedern der Katholikenräte auf Stadt- und Kreiseben sowie aus Vertretern der katholischen Verbände zusammensetzt, sollen zur Zukunftswerkstatt jeweils drei weitere Vertreter aus jedem Pfarrgemeinderat des Bistums sowie aus den Stadtverbänden der katholischen Verbände eingeladen werden. Die Delegierten reagierten mit breiter Zustimmung auf den Antrag des Diözesanrat-Vorstands. „Die Ansprache und die Teilhabe der Laien können in der Zukunftswerkstatt neu gedacht werden“, formulierte es eine Teilnehmerin. Gerade das Zukunftsbild des Bistums Essen ermutige, „die Dinge neu zu denken“, hieß es mehrfach. Terminiert wurde die Zukunftswerkstatt auf Samstag, 27. September.

Neben diesen strukturellen Fragen beschäftigten sich die Diözesanrats-Delegierten auch mit zwei inhaltlichen Punkten, die beide die Wirtschafts- und Arbeitswelt in den Blick nahmen. So beschloss die Vollversammlung zum einen einen Antrag, in dem die Laien für ein größeres Engagement gegenprekäre Beschäftungsverhältnisse werben. Darin setzt sich der Diözesanrat unter anderem ein für eine Umwandlung von Mini-Jobs, grundsätzlich auf Dauer angelegte und sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse, gleichen Lohn für gleiche Arbeit und „Arbeitszeitvereinbarungen, die sich vorzugsweise an der aktuellen Lebenssituation der einzelnen Beschäftigten orientieren, statt dass ihnen diese zum Nachteil ausgelegt werden“ und fordert „eine Verwirklichung dieser Forderungen durch das Bistum Essen als Arbeitgeberin/Auftraggeberin auf allen Ebenen“. Auch dieser Antrag wurde ohne Gegenstimmen angenommen. „Das ist eine gute Position, mit der der Diözesanrat auch nach Außen treten kann“, kommentierte dies der Vorsitzende Luidger Wolterhoff.

Zum anderen befassten sich die Delegierten mit der neuen Sozialinitiative „Gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft“ von Deutscher Bischofskonferenz und Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland. Bei den beiden Gast-Kommentatoren Egbert Biermann (Gewerkschaft IGBCE) und Martin Wilde (Bund Katholischer Unternehmer) stieß dieses Papier auf wenig positive Resonanz. Während der Gewerkschafter vor allem kritisierte, dass das Papier zu sehr im Allgemeinen, Unkonkreten bleibe und zum Beispiel weder die Verantwortlichen für die Finanzkrise noch konkrete Strategien hin zu einer inklusiven Gesellschaft benenne, bemängelte der Unternehmens-Vertreter vor allem das Zustandekommen: Habe es vor dem 1997 veröffentlichten „Sozialwort der Kirchen“ noch einen ausführlichen, ökumenischen Konsultationprozess auf allen möglichen Ebenen gegeben, sei die aktuelle Schrift eher „im stillen Kämmerlein“ entstanden. Wilde nannte dies einen „kirchenpolitischen Salto-Mortale rückwärts. Dass ein solches Papier ohne Beteiligung der Laien herausgebracht wird, ist ein Unding“. Wilde: „Eigentlich müssten die Laien da die erste Geige spielen“.

Auch aus den Reihen der Bistums-Delegierten gab es deutliche Kritik an der Sozialinitiative. So bemängelte der Gelsenkirchener Wolfgang Heinberg, Vertreter der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), in dem Papier sowohl mangelnde Perspektiven zur Bekämpfung der Langzeit-Arbeitslosigkeit als auch fehlende Aussagen zur Ausdehnung der Sonntags-Arbeit. (tr)

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