Diözesanrat: Sprachfähig und hörbar in der Gesellschaft bleiben

Die Strukturreform im Bistum Essen, die Situation der Pfarreien und Gemeinden, die wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen im Ruhrgebiet, das Thema Missbrauch, die Zukunft der Kirche - es waren viele Themen, die bei dem ersten offiziellen Treffen von Bischof Overbeck mit dem Diözesanrat zur Sprache kamen.

Bischof Overbeck zu Gast im Diözesanrat

Eine Umkehrung der Strukturreform des Bistums Essen ist für Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck ausgeschlossen. Das unterstrich er noch einmal auf der Vollversammlung des Diözesanrates der katholischen Frauen und Männer im Bistum Essen. „Die Strukturreform ist nach außen abgeschlossen, aber nicht nach innen“, betonte Overbeck, der im Caritas-Haus in Essen eine Zwischenbilanz seiner ersten vier Monate als Bischof von Essen zog. Bei seinen Besuchen in den Pfarreien stelle er fest, dass es noch sehr viele Verletzungen gebe, „aber auch Menschen, die nach vorne schauen und gehen“. Die „Schmerzen des Übergangs“ anzunehmen , sei nicht leicht. Doch die Neustrukturierung sei ein Schritt, „den wir aufgrund der Kulturveränderungen gehen müssen“, so der Bischof.

Die Region stehe vor großen wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen. Die Schere zwischen Arm und Reich wachse, und es gebe „Verlierer“ des Strukturwandels im Ruhrgebiet. „Das hat eminente Folgen für unser Bistum, nicht nur wirtschaftlich“, so Overbeck. Die Pfarreien hätten in den vergangenen drei Jahren im Schnitt rund 500 bis 1000 Mitglieder verloren. Das habe Auswirkungen auf das gemeindliche Leben. Die Tradition ändert sich nach Ansicht des Bischofs radikal, und der nannte hier den sonntäglichen Gottesdienstbesuch. Seelsorge sei „Beziehungsarbeit“, wie beispielsweise in der Kinder- und Jugendarbeit, in Kindergärten und in der Katechese.

„Ruhrbischof“ zu sein, bedeutet für Overbeck ein „Bischof für alle Menschen“ zu sein. Der Strukturwandel sei von großen wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen gekennzeichnet. Die Finanz- und Wirtschaftskrise verschärfe die Situation zusätzlich. Bischof Overbeck machte deutlich, dass er immer wieder betonen werde, „dass Arbeit zur Würde des Menschen gehört“. Die Kirche wolle engen Kontakt halten und den Dialog suchen zu Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften und Verbänden, „wenn es um ethische Entscheidungen, um Gerechtigkeit, Solidarität und Subsidiarität“ gehe.

Auch auf das Thema „sexueller Missbrauch Minderjähriger“ durch Priester ging Overbeck ein. Das Bistum wolle den Schutz der Opfer und die Hilfe in den Mittelpunkt stellen. Einer pauschalen materiellen Entschädigung der Opfer erteilte der Bischof eine klare Absage. Es gehe nicht um die Gemeinschaftshaftung der Kirche. Overbeck: „Wir müssen die Täter in Haftung nehmen.“ Der „zugefügte Schaden an Leib und Seele“ sei mit Geld nicht abzugelten.

Mit einem Netz, das weniger Knotenpunkte als früher habe, verglich Overbeck in der anschließenden Diskussion die Situation der Kirche im Bistum Essen. Seiner Ansicht nach entstehen dort Knotenpunkte, „wo Liturgie den Menschen zu Herzen geht und Verkündigung lebensbezogen stattfindet“. Den Menschen müsse ermöglicht werden, mit Kirche in Kontakt zu kommen. Dabei ist sich Overbeck sicher: „Wir werden keinen flächendeckenden Erfolg mehr haben.“ Das Christentum sei umso fruchtbarer, wenn es sich nach außen wende. „Wir müssen sprachfähig und hörbar in der Gesellschaft bleiben“, betonte Overbeck.

Dass die Kirche Gefahr laufe, ins gesellschaftliche Abseits zu geraten, davor warnte der Vorsitzende des Diözesanrates, Luidger Wolterhoff. „Wir haben nicht nur weniger Priester, sondern erreichen auch mit ehrenamtlichem Engagement nur noch einen Ausschnitt der Gesellschaft“, betonte er. Folgende Aufgaben sind seiner Ansicht nach anzugehen: Aufbau intensiver Kontakte zu Politik, Gewerkschaften und Gesellschaft; Förderung des Dialoges und der Vernetzung von Caritas und Seelsorge; Initiierung und Förderung von Alternativen in der Pastoral sowie Stärkung des Ehrenamtes. „Wir wollen mitbauen an einer wahrhaft menschlichen Welt, suchen das regelmäßige Gespräch mit Verantwortungsträgern im Bistum und wünschen uns eine nachhaltige Absicherung getroffener Vereinbarungen“, so der Vorsitzende des Diözesanrates. (do)

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