von Thomas Rünker

Digitalisierungs-Schwung für den Religionsunterricht

Abschluss der ersten Fortbildung „relilab NRW“ in Essen. Als Teil eines großen Netzwerks im deutschsprachigen Raum können sich Lehrkräfte austauschen und gemeinsam Ideen entwickeln, wie digitale Medien optimal im Religionsunterricht eingesetzt werden. Nach der Premiere startet im Herbst die zweite Fortbildung. Dann wird unter anderem auch ein Akzent im Hinblick auf die Verbindung von Spiritualität und digitalen Medien gesetzt.

Den digitalen Schwung der Corona-Pandemie im Schulunterricht auch weiter nutzen – das möchten die katholischen Religionslehrerinnen und -lehrer, die am Freitag, 13. Mai, in Essen die erste „relilab“-Fortbildung in Nordrhein-Westfalen abgeschlossen haben. Seit dem vergangenen September haben sich rund 100 Lehrkräfte aus allen NRW-Bistümern bei digitalen Angeboten ausgetauscht, in Präsenzveranstaltungen getroffen und in Arbeitsgruppen gemeinsame Projekte entwickelt. Im Fokus stand dabei, wie Themen des Religionsunterrichts den Schülerinnen und Schülern mit digitalen Medien auf eine zeitgemäße und ansprechende Weise vermittelt werden können.

Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer dankte den Religionslehrerinnen und -lehrern für ihren wertvollen Einsatz in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. „Für die Kirche sind Sie eine wichtige Verbindung zu einer Zielgruppe, die oft sehr weit von uns entfernt ist“, sagte Pfeffer. Auch weil er selbst – zum Beispiel in den Sozialen Medien – viele Vorzüge der Digitalisierung nutze, freue er sich über die Ergebnisse des ersten „relilab“-Durchgangs in NRW. Er ermunterte die Lehrkräfte: „Engagieren Sie sich auch künftig gemeinsam mit uns dafür, den Religionsunterricht weiterzuentwickeln.“

Digitale Kirchenführer oder Videoangebote zu Mose

Für den gemeinsamen Kursabschluss waren einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Essen gekommen, andere hatten sich digital zugeschaltet. Als Ergebnisse der Gruppenarbeit präsentierte eine Lehrerin die Idee „Sichtbares und Unsichtbares entdecken. Wir erkunden den Kirchenraum“, bei der Dritt- oder Viertklässler an Grundschulen digitale Kirchenführer für ein Gotteshaus erstellen können. Eine andere Teilnehmerin stellte ihren Kolleginnen und Kollegen vor, wie sie frei verfügbare Bildungsmaterialien im Netz – sogenannte OER – für Unterricht zum Thema Antisemitismus nutzen können. Bei „Ich, Mose und der Krieg“ brachten Fünftklässler einer Hauptschule im Religionsunterricht mit Hilfe von Tablets und einem Videoprogramm die Jahrtausende alte Geschichte des biblischen Propheten Mose in Verbindung mit der Gegenwart. Und ein viertes Projekt entwickelte unter der Überschrift „Wir wollen reden!“ ein Konzept für den muslimisch-christlichen Dialog in der gymnasialen Oberstufe.

"relilab" NRW – Regionalgruppe eines großen, deutschsprachigen Netzwerks

Getragen vom Religionspädagogischen Institut (RPI) der Universität Luzern und dem Comenius-Institus Münster sieht sich das „relilab“ für Lehrkräfte im deutschsprachigen Raum als Netzwerk, Lernumgebung, Fortbildung, Labor und Kirche. Auf der Suche nach Digitalisierungs-Perspektiven für den Religionsunterricht in der Corona-Pandemie hat Dominik Arenz, Referent für Qualitätsentwicklung im Katholischen Religionsunterricht des Erzbistums Köln, das Angebot im vergangenen Jahr nach NRW geholt und gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen in den NRW-Bistümern und dem in Essen ansässigen Institut für Lehrerfortbildung (IfL) „relilab NRW“ gestartet.

Digitalisierung ist nicht nur ein Thema für Computer-Freaks

Gestartet inmitten der Corona-Pandemie habe die Vernetzung im „relilab“ den Lehrkräften zunächst bei den konkreten Herausforderungen des Distanzlernens während der Lockdowns geholfen, sagt Gabriele Eichwald-Wiesten, Referentin für Grund-, Haupt-, Real-, Sekundarschulen im Bistum Essen. Zugleich sei es von Beginn an nicht nur um „Notlösungen“ gegangen, „sondern um echte Perspektiven, den Religionsunterricht digital zu gestalten“, erläutert die Schulrätin. „Für viele Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer war dabei nicht nur wichtig, wie bestimmte Techniken funktionieren, sondern auch, welche Didaktik dahinter steht.“ Sie betont, dass das „relilab“ kein in sich abgeschlossenes Kurskonzept sei, sondern die digitale Vernetzung im offenen „#relilab-Café“ oder im „#relichat“ auf Twitter allen Religionslehrerinnen und -lehrern offen stehe. „Hier profitieren wir jetzt stark von den digitalen Möglichkeiten der Vernetzung, die uns das deutschsprachige relilab-Netzwerk bietet“, freut sich Eichwald-Wiesten. Zugleich habe der „relilab“-Kurs aber gezeigt, „dass auch der Austausch von Angesicht zu Angesicht wichtig ist“, sagt die Schulrätin. „Die Mischung aus Seminaren in Präsenz und digitalen Veranstaltungen, die bringt für unsere Lehrkräfte – und damit vor allem den Schülerinnen und Schülern – jetzt echte Vorteile.“

Die Digitalisierung des Religionsunterrichts sei „mitnichten ein Thema für Computer-Freaks, das mit der Pandemie wieder verschwindet“, betont Eichwald-Wiesten. „Wir leben in einer ‚Kultur der Digitalität‘, die den Religionsunterricht und Schule überhaupt ja nicht nur auf der technischen Ebene betrifft, sondern auch inhaltlich herausfordert“, hebt die Pädagogin hervor. Außerdem sei im Unterricht kaum mehr Beteiligung möglich, „als wenn mit digitalen Medien jede Schülerin und jeder Schüler direkt mitmachen kann.“ Das sei nicht nur, aber eben auch ein Thema des Religionsunterrichts. Zudem könne der Religionsunterricht die Digitalisierung reflektieren: „Wir können schauen, welchen Nutzen digitale Medien bieten und welche Gefahren es gibt.“

Nächster Kurs startet ökumenisch

Lehrkräfte, die nicht nur die offenen digitalen „relilab“-Angebote nutzen möchten, können sich für die nächste Fortbildung anmelden, die im September startet. Der Kurs wird dann in NRW erstmals auch ökumenisch angeboten. Weitere Infos und Anmeldung online unter https://relilab.org/nrw.

Ansprechpartnerin

Referentin

Gabriele Eichwald-Wiesten

Zwölfling 16
45127 Essen

Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
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