Die Spur des Glaubens weiterführen

Sie ist der Höhepunkt des alljährlichen Ludgerusfestes: Die "Umtragung der Gebeine des heiligen Liudger". Mehrere tausend Gläubige folgten dem Schrein durch die festlich geschmückten Straßen Werdens.

Mehrere tausend Gläubige feierten Ludgerusfest in Werden

Sie ist seit Jahrhunderten der Höhepunkt des alljährlichen Ludgerus-Festes in Essen-Werden: Die feierliche „Umtragung der Gebeine des Heiligen Liudger“. In diesem Jahr war sie zugleich der Abschluss der Festwoche zum 1200. Todestag dieses großen Heiligen Europas. Für Papst Benedikt XVI. ein Ereignis, zu dem er als seinen persönlichen Gesandten den Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, nach Werden entsandt hatte. Besonders viele Gläubige wollten in diesem besonderen Festjahr an der Ludgerusfeier teilnehmen. Nicht nur in der bis auf den letzten Platz gefüllten Basilika, sondern auch außerhalb des Gotteshauses feierten die Gläubigen den Festgottesdienst mit.

Vor Beginn der Feier verlas Propst Johannes Kronenberg ein Schreiben von Papst Benedikt XVI. an den Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, mit dem diesen für die Ludgerus-Feierlichkeiten als seinen Gesandten beauftragt hat.  Der Papst würdigt darin den heiligen Liudger als einen „eifrigen und hervorragenden Hirten und Verkünder der Heilsbotschaft“. Das Glaubenszeugnis des Heiligen rage bis heute durch seine große Bedeutung hervor und fordere alle Gläubigen dazu heraus, „dass sie sich darum bemühen, Christus besser zu kennen und zu lieben“. 

Auch an den Diözesanadministrator des Bistums Essen, Weihbischof Franz Vorrath, hatte der Heilige Vater ein Grußwort gerichtet. „Der heilige Liudger möge uns alle mit seiner himmlischen Fürbitte begleiten und uns helfen, dass auch wir wie er den Spuren des Herrn folgen sowie die Spur des Glaubens in unserem Land weiterführen“, schreibt der Papst.

„Viel Religiosität, wenig Glauben an Gott“

„Das Grab des heiligen Ludgerus ist für uns Auftrag, nicht nur seine Gra-beswächter zu sein, sondern sein Vermächtnis zu erfüllen“, betonte Kardinal Joachim Meisner in seiner Predigt. Die missionarische Tätigkeit dieses Heiligen habe „die Spuren Christi tief in den europäischen Kontinent eingegraben“. Bis heute lebten die Menschen hierzulande von dieser christlichen Substanz, die den Kern christlich-abendländischer Kultur ausmache. Meisner: „Dieser kulturelle Kern scheint heute aufgebraucht zu sein.“ Die heutige Zeit sei voller Religiosität, aber weithin ohne Glauben an Gott. Auch Christen würden dabei oft leider keine Ausnahme machen, beklagte der Kardinal. Die mangelnde Kenntnis über Christus sei nur ein „anderer Name für fromme Gottlosigkeit“. Im Zeitalter der Ökumene und des interreligiösen Gesprächs könne es deshalb nicht zu einem echten Dialog kommen, „weil wir Christen oft nicht mehr Rede und Antwort über die Inhalte unseres Glaubens stehen können“. Darum verliere auch die Kirche zunehmend an äußerem Terrain. Viele Christen, so Meisner weiter, könnten oft kaum noch kompetent Stellung beziehen, „weil viele einfach nicht mehr ihren Katechismus kennen“. „Wenn wir kein wirklich katholisches Profil mehr haben können wir auch unsere Umwelt nicht mehr prägen.

Im Leben und Wirken des heiligen Ludgerus werde – so der Kardinal - deutlich, dass der Christ nur nach außen wirken könne, wenn er sich „nach innen dem Geheimnis Gottes genähert hat“. Die tiefe Gottes- und Welterfahrung des Heiligen habe Kräfte freigesetzt, die die Welt verändert hätten. Meisner: „Unsere Gegenwart braucht nichts nötiger als solche Christen, die auskunftsfähig sind über ihren Glauben und die ihn deshalb auch mit ihrem Leben bezeugen können.“ Alles andere trage heute nicht mehr. Deshalb sei Ludgerus im heutigen missionarischen Auftrag gleichsam ein Zeitgenosse. Wo der Glaube mit Freude gelebt werde, wo es echte christliche Familien, Gemeinschaften und Gemeinden gebe, „dort entsteht eine missionarische Ausrichtung quasi wie von selbst“. Christen seien die „ersten Apostel“ für die Fernstehenden vor Ort, für die Ausgetretenen und Ungetauften, die mit ihnen zusammenleben, betonte der Kölner Erzbischof. „Das ist die Botschaft vom heiligen Ludgerus.“

Seit dem Jahr 1128 wird das „Fest der Umtragung der Gebeine des heiligen Liudger“ gefeiert. Es geht zurück auf den 28. Abt von Werden, Bernhard von Wevelinghoven (1125-1138). Aus Dankbarkeit für die Abwehr einer Hungersnot legte er das Gelübde ab, die Gebeine des Friesen- und Sachsenmissionars Liudger (lat. Ludgerus) und Gründers der Werdener Benediktiner-Abtei jährlich in einer feierlichen Prozession durch den Ort tragen zu lassen. Dieses Versprechen wird bis heute eingehalten. Viele Gläubige folgten dem silbernen Reliquienschrein betend und singend durch die festlich geschmückten Straßen.

Auch an der evangelischen Kirche in Werden machte die Schrein-Prozession Halt. „Glaube immer persönlich, aber nie privat“, betonten Pfarrerin Meret und Pfarrer Martin Schmerkotte. Von Jesus fasziniert zu sein, sei eine „konfessionsübergreifende Erfahrung“. Diese Faszination müsse, wie bei dem heiligen Liudger, ausstrahlen. „Er wollte andere Menschen von Gott begeistern und ist auf sie zugegangen.“

Viele Bischöfe hatten sich in diesem Jahr auf den Weg in die Abteistadt gemacht: Felix Genn aus Münster, Franz-Josef Bode aus Osnabrück, Luc van Looy aus dem Bistum Gent/Belgien, Bischof Gilbert Louis aus Chalons-en-Champagne/Frankreich, der Nuntius von Guinea und Mali, Erzbischof Dr. Martin Krebs, sowie die Essener Weihbischöfe Franz Vorrath, Ludger Schepers und Franz Grave nahmen an den Feierlichkeiten in Werden teil. 

Das Ludgerusfest endet mit einer feierlichen Vesper in der Basilika, die Diözesanadministrator Franz Vorrath am Abend hält. Anschließend wird der silberne Schrein in die Krypta zurückgeführt. (ul/do) 

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