Die Sache mit den Funken ...         

Begeistert sein, sich einbringen, gestalten, Verantwortung übernehmen, Verständnis haben, helfen, zuhören, glauben ... Frauen und Männer, für die dies selbstverständlich ist, stehen Rede und Antwort. Fast eine Nacht lang - die erste Nacht der Firmlinge im Ruhrbistum.

Erste Nacht der Firmlinge im Bistum Essen

Vom Domplatz aus gehen sie an diesem Abend durch die belebte Essener Innenstadt. Vorneweg läuft eine junge Frau, mit beiden Händen hält sie ein Schild hoch: „9 – Zuflucht für Frauen in Not.“ Etwa 20 Jugendliche, junge Frauen und Männer im Alter von 16 bis 24 Jahren, sind neugierig, wollen wissen, was sich hinter dem gelben Schild verbirgt. Ihr Weg führt sie in einen Hinterhof, etwas abseits des Trubels. Direkt hinter dem schicken Bankenviertel der Stadt geht die Gruppe in eine Einfahrt. Neben einem Parkhaus geht es drei Treppenstufen hinauf, nach einer Metalltür gut 15 Treppenstufen wieder hinunter in einen Hinterhof. Das Ziel dieses abendlichen Spazierganges: Café Schließfach des SKF Essen Mitte e.V. (Sozialdienst Katholischer Frauen). „Willkommen hier im Café Schließfach“, begrüßt Rossi Paas, Sozialarbeiterin und Leiterin des Cafés, die Jugendlichen. „Unser Café ist nur tagsüber geöffnet, dann sind wir Anlaufstelle für Frauen, die auf der Straße leben, die drogenkrank sind, sich prostituieren oder alt, arm und einsam sind“, stellt sie ihre Einrichtung vor. „Da, wo ihr jetzt sitzt, ruhen sich die Frauen sonst aus, quatschen, trinken Kaffee oder essen eine warme Mahlzeit.“ Rossi Paas möchte den jungen Frauen und Männern an diesem Abend nicht nur „ihr“ Café vorstellen, sondern ein wenig auch sich selbst. „Ich mache diese Arbeit aus absoluter Überzeugung als Christin. Es ist wichtig, dass wir diesen Frauen zur Seite stehen. Wir helfen materiell, mit Kleidung, einer warmen Mahlzeit, der Möglichkeit, sich zu duschen. Aber wir sind auch einfach da, hören zu, geben Ratschläge.“

Gemeinsam mit Rossi Paas haben sich an diesem letzten Freitagabend im Oktober insgesamt 27 Frauen und Männer Zeit genommen, um Jugendlichen zu erzählen und zu zeigen, aus welchem Glauben heraus sie sich engagieren – ehrenamtlich oder im Beruf. „light my fire“ – das Bistum Essen hatte für Freitag, 30. Oktober, zur ersten Nacht der Firmlinge und anderer Geist–Erfahrer eingeladen. Über 700 Jugendliche und junge Erwachsene aus den Gemeinden des Ruhrbistums sind dieser Einladung gefolgt. „An diesem Abend stehen Begegnungen und Gespräche im Vordergrund“, so Dr. Nicolaus Klimek, Referent im Bistum. Der direkte Kontakt mit Menschen, die etwas zu sagen haben, die gestalten, die zuhören und mit anpacken, damit ein soziales Miteinander gelingt, damit Glaube im Alltag lebendig ist, sei wichtig. 

Erzählungen, die sie nur aus der Zeitung, der Schule, dem Internet oder von ihren Eltern kennen, nehmen an diesem Abend etwas mehr Gestalt an. Die Firmlinge und ihre Begleiter treffen auf Verantwortliche aus der Caritas, dem Bistum Essen, den Orden, der Politik, den Medien. Themen wie die Katastrophenhilfe, die Notfallseelsorge, der Tod, das politische Engagement, das Judentum, die evangelische Marktkirche in der Essener Innenstadt, stehen im Mittelpunkt - und immer wieder Menschen, die sich diesen Themen annehmen - sollen die Firmlinge „begeistern“. „Auf dass der Funke des Glaubens und der Gemeinschaft überspringt“, bringt Klimek die Hoffnung für die Erste Nacht der Firmlinge auf den Punkt. „Wir möchten den Jugendlichen verdeutlichen, dass auch sie durch ihren persönlichen Beitrag als Christen den  Alltag, die Gemeinde, ihr direktes Umfeld mitgestalten können und müssen“, so Nicolaus Klimek. Die Frage dürfe nicht immer sein, was wird geboten, sondern was bringe ich mit, wo bringe ich mich mit meinen Fähigkeiten ein. 

Gemeinschaft ist für sieben junge Leute aus der Bottroper St. Johannes Gemeinde das A und O. „Wir sind am heutigen Abend beim Angebot der DJK gelandet. Hier gibt es jede Menge Aktion und viel Bewegung. Als Gruppe müssen wir einige Aufgaben erledigen; das macht auf jeden Fall Spaß“, erzählen Jacqueline und Melanie. Bei dem weiteren Thema, das die 17- und 16-jährigen an diesem Abend „gebucht“ haben, sind sie noch ein wenig skeptisch: „Hörst du das Feuer? – Fragen rund um das Thema Berufung“. „Auf den ersten Blick interessiert es uns nicht. Aber manchmal sind es gerade die auf den ersten Blick langweiligeren Themen, die später umso besser sind. Und  Feuer an sich ist ja erst einmal interessant“, schmunzeln die Bottroper. Die nach ihrer Meinung besten Gesprächsangebote seien leider schnell voll gewesen, bedauert die Gruppe aus St. Johannes. „Aber wer weiß, was der Abend bringt...“

Auch der Essener Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck hat im Bischofshaus Jugendliche zu Gast. „Man hat mich gebeten euch etwas von meiner Firmung zu erzählen. Beim Nachdenken darüber ist mir bewusst geworden, dass ich gar nicht mehr so viel davon weiß“, erzählt Bischof Overbeck. Er sei 1977 gemeinsam mit gut 200 anderen Jugendlichen gefirmt worden, und er habe auf einer Bank vor dem Bischof niederknien müssen. „Alle 200 Firmlinge mussten hintereinander her zum Bischof gehen. Das Üben dieser langen Reihe hat verhältnismäßig viel Zeit in Anspruch genommen“, schmunzelt Overbeck zurückblickend und gesteht nochmals, dass er leider nicht mit viel mehr Erinnerungen glänzen könne. Eine richtige Gesprächssituation mochte in den ersten Minuten nicht so recht aufkommen. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde erzählen die einen oder anderen doch noch, wie die Firmvorbereitung bei ihnen in der Gemeinde aussieht. Es wird deutlich, wie unterschiedlich Firmvorbereitung im Jahr 2010 geschieht. Die Pfarreien haben verschiedene Angebote, mit denen sie versuchen, Jugendliche für den katholischen Glauben zu begeistern. Vier Mädchen aus Essen-Frohnhausen geben sich einen Ruck und erzählen:  „Wir haben ein gemeinsames Wochenende in St. Altfrid verlebt, eine ‚ora et labora Woche’ gehabt. Neben der Schule und unserem ganz normalen Alltag haben wir uns eine Woche lang jeden Abend gesehen und gemeinsam Themen besprochen, die uns wichtig sind, oder besondere Orte besucht.“

„light my fire“ – die erste Nacht der Firmlinge endet mit einem feierlichen Gottesdienst im Essener Dom. „Ich hoffe, dass dieser Abend dazu beigetragen hat, das Feuer der Begeisterung für den Glauben an Christus bei euch zu entfachen “, so Bischof Overbeck mit dem Blick auf das Leitwort dieses Abends. Der Bischof wünschte den Jugendlichen für ihre Zukunft immer wieder Begegnungen mit Menschen, wie sie sie in den vergangenen Stunden mit den verschiedene Gesprächspartnern erlebt haben. „Seid aber auch selbst in eurem Alltag wie Feuer, Salz und Licht – brennt, gebt Geschmack und erhellt.“(dr)

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