„Die Königsdisziplin für Dachdecker“

Das Hämmern ist nicht zu überhören und lenkt den Blick der Passanten unwillkürlich auf den Essener Dom. Dessen Chor und Querschiff erhalten in diesen Tagen ein neues Schieferdach. Tausende einzeln angefertigter Schindeln werden verlegt. Für Dombaumeister Ralf Meyers ist das die "Königsdisziplin für Dachdecker".



Chor und Querhaus des Essener Doms erhalten ein neues Schieferdach

Ein schweißtreibender Job mit guten Aussichten: In rund 20 Meter Höhe erneuern in diesen Tagen eine Handvoll Dachdecker das Schieferdach auf dem Querhaus und dem Chor des Essener Doms. Auf rund 800 Quadratmetern Dachfläche gilt es, in wochenlanger Arbeit Tausende jeweils einzeln angefertigte Schindeln aus Fredeburger Schiefer zu verlegen.

„Das ist die Königsdisziplin für Dachdecker“, sagt Dombaumeister Ralf Meyers. Jede Schieferplatte muss von Hand in die entsprechende Form geschlagen werden, die die „Altdeutsche Deckung“ erfordert: Unten, an den Dachrinnen geht es mit großen Platten los, bevor die einzeln im Dach vernagelten Schindeln nach oben hin immer kleiner werden – ein optischer Trick, der das Dach höher wirken lässt. Doch nicht nur das Erstellen der Schindeln ist eine Herausforderung, auch das Verlegen bedeutet für die Dachdecker besonderes Geschick. Im oberen Teil des Dachs können die Handwerker aus dem sauerländischen Schmallenberg nur noch auf schmalen Gerüstbrettern arbeiten. Diese werden an Seilen gehalten und ruhen auf Trägern, die mit weichen Besen über das frisch verlegte Schieferdach rutschen. Nur nichts kaputt machen von dieser zunächst recht filigran wirkenden, am Ende aber ausgesprochen stabilen Konstruktion.

210.000 Euro kostet das neue Dach. Die Sanierung wurde nötig, weil der alte, Anfang der 1950er Jahre im Rahmen des Dom-Wiederaufbaus noch von den Alliierten zugeteilte Schiefer schon vorzeitig marode geworden war. „Eigentlich hält so ein Schieferdach ein Leben lang“, sind sich Meyers und Dachdeckermeister Martin Mock einig. Vier bis sechs Wochen werden seine Kollegen und er je nach Wetterlage wohl noch benötigen, bis alle Seiten von Chor und Querhaus neu eingedeckt sind. So lange müssen Dom-Besucher in ihrer Andacht das eine oder andere Klopfgeräusch in Kauf nehmen und die Sonnenanbeter im Domhof den begehrten Platz mit den gelagerten Schieferplatten teilen. Erst nach den Sommerferien wird das hintere Dom-Schiff dann vollständig von jener „changierenden Graufärbung“ bedeckt sein, von der Dombaumeister Meyers schwärmt, wenn es um den besonderen Charakter des Schiefers aus dem Sauerland geht.


Nach der Baustelle ist vor der Baustelle

Und wenn das aktuelle Gerüst wieder abgebaut wird? Dann dürfte sich der Dombaumeister schon bald wieder Gedanken über das nächste machen. „Nach der Baustelle ist vor der Baustelle“ ist gewissermaßen die Devise an dem über 1100 Jahre alten Gotteshaus. Gerade von oben sieht man deutlich, dass in den kommenden Jahren auch das Schieferdach der Domschatzkammer erneuert werden muss. Hier hat bereits der Münsterbauverein seine Hilfe angekündigt. Und wenn man mit Dombaumeister Meyers vom aktuellen Gerüst auf das große grüne Kupferdach des Dom-Hauptschiffs schaut, wird deutlich, dass hier mittelfristig ebenfalls eine Sanierung ansteht: Auch hier wurde beim Wiederaufbau nach dem Krieg nicht mit der heute möglichen Qualität gearbeitet. Über mangelnde Aufgaben dürfte sich der Essener Dombaumeister in den kommenden Jahren jedenfalls nicht beschweren. (tr)

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